Sie erinnern sich: Am 18. März führten wir unseren ersten Hotel Inside Club-Anlass durch – auf dem Berner Hausberg Gurten. 40 Hoteliers, Hospitality-Expertinnen, Partner und Wissenschafter von Hochschulen debattierten über brisante und aktuelle Zukunftsfragen. Motto: Wohin geht die Reise des Gastgewerbes?
Fazit: Der Club-Event auf dem Berner Gurten war ein Erfolg, denn die Hotel Inside Denkfabrik ist nun, aufgrund der Beschlüsse der Club-Mitglieder, in der Lage, drei Forschungsaufträge an Hochschulen bzw. Universitäten zu vergeben. Mehr dazu demnächst auf Hotel Inside.
Ich wurde kürzlich von einem Hotelier aus Zürich gefragt: Warum machen Sie eigentlich eine Denkfabrik? Was bringt uns Hoteliers so ein Thinktank? Und dann erwähnte der Hotelier den «Hospitality Summit» von HotellerieSuisse und den «Hotel Innovations-Tag» von GastroSuisse. Der Hotelier fragte: «Reicht es denn nicht, wenn sich die Verbände im Rahmen dieser Anlässe mit der Zukunft der Branche auseinandersetzen?»
Nein, es reicht nicht! Die erwähnten Events sind vor allem Netzwerkanlässe, wo man sich trifft und austauscht. Hinzu kommen Podiumsdiskussionen, Referate und Inputs der Zulieferindustrie. Natürlich, es geht sowohl am «Summit» wie auch am «Innovations-Tag» um die zentralen Herausforderungen und die Zukunft der Branche.
Verstehen Sie mich richtig: Solche Branchenanlässe sind sinnvoll – und für die Verbände eine gute Gelegenheit, ihre Mitglieder live zu treffen. Aber leider bewegen sich die Referate und Podiumsdiskussionen sehr oft an der Oberfläche. Quizfrage: Wie soll ein Referent in zwanzig Minuten einigermassen plausibel, analytisch und tiefgründig erklären, warum KI auch für kleinere Hotelbetriebe eine gewisse Relevanz hat? Was bringt eine Diskussion unter Experten zum Thema «Food Waste», wenn jeder Teilnehmende gerade mal vier Minuten sprechen darf?
Ich habe es soeben am Deutschen Hotelkongress der Fachplattform ahgz im Europapark in Rust erlebt: Hochkarätige Referenten und spannende Themen – aber die Vorträge und Diskussionen waren zeitlich derart eng bemessen, so dass eine vertiefte Auseinandersetzung schlicht nicht möglich war.
Kurz und gut: Hospitality Summit, «Ferientag» (Schweiz Tourismus) und Hotel Innovations-Award in Ehren, aber das sind vor allem People- und Netzwerkanlässe. Man sieht und trifft sich, lauscht zwischendurch mal einem Referenten, der kluge und andere Dinge von sich gibt – und später wird der «Hotelier des Jahres» gewählt, bzw. der «Hotel Innovations-Award» verliehen. Man fährt nach Hause, mit ein bisschen Wissen im Hinterkopf und ein paar Visitenkarten in der Jackentasche, man hat (wieder einmal) viele Kolleginnen und Kollegen getroffen, Wein, Bier, Champagner und Häppchen genossen. Und das war’s.
Deshalb brauchen wir eine Denkfabrik für die Hospitality-Branche, wie sie Ende Oktober 2023 im Baur au Lac Zürich gegründet und am 18. März 2024 auf dem Gurten lanciert wurde. Abgesehen davon ist dieser Thinktank eine Novität in der deutschsprachigen Hotelszene. Und die Verbände, die sich gerne als allesumfassende und allwissende Branchenorganisationen sehen?
Die Verbände haben andere Aufgaben. Diese reichen z.B. von der Sterne-Klassifizierung über politisches Lobbying, Bildungsfragen und Arbeitsmarkt bis hin zu den Sozialpartnerschaften. Und: Verbände sind politisch geprägte Organisationen. Sie machen Politik und versuchen, politischen Einfluss zu nehmen.
Unsere Denkfabrik hingegen ist parteipolitisch und verbandspolitisch neutral bzw. unabhängig. Und das muss sie auch sein! Ich gehe noch weiter: Ein Thinktank «denkt» und handelt auch «out of the box». Und noch ein wesentlicher Unterschied zu den eidgenössisch geprägten Branchenverbänden. Die Denkfabrik hat eine globale, internationale Perspektive. Denn Hospitality endet nicht an der Schweizer Grenze bei Basel oder Genf.
Der erwähnte Hotelier aus Zürich fragte weiter: Was ist denn Ziel und Zweck dieser neuartigen Denkfabrik von Hotel Inside? Kurz gesagt: Der Thinktanks für die Hotellerie in der Schweiz ist von entscheidender Bedeutung, um die Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Hotel- und Tourismusbranche zu stärken. In einer Zeit des raschen Wandels und der zunehmenden globalen Konkurrenz ist es unerlässlich, dass unsere Hotellerie auf dem neuesten Stand bleibt und innovative Lösungen entwickelt, um den sich ändernden Bedürfnissen der Gäste gerecht zu werden.
Das Ziel der Denkfabrik: Forschung und Analyse, Innovationsförderung sowie Aufbau von Netzwerken und Kooperationen. Dank Forschungsprojekten und der Analyse von Trends und Herausforderungen liefert der Thinktank wichtige Einblicke, die Hoteliers dabei unterstützen, fundierte Entscheidungen zu treffen und Strategien zur Förderung des Unternehmens sowie des Tourismus zu entwickeln.
Darüber hinaus dient der Thinktank als Plattform, um Innovationen in der Hotellerie zu fördern und zu unterstützen, sei es durch die Entwicklung neuer Technologien, Geschäftsmodelle oder Dienstleistungen. Und noch etwas: Durch Bildungsprogramme, Schulungen und Workshops kann ein Thinktank dazu beitragen, das Wissen und die Fähigkeiten der Mitarbeitenden in der Hotellerie zu verbessern und die Branche insgesamt zu professionalisieren.
Insgesamt ist die Einrichtung eines Thinktanks für die Hotellerie eine wichtige Maßnahme, um die Zukunftsfähigkeit und Innovationskraft der Schweizer Hotel- und Tourismusbranche zu sichern.
Wie heisst es in den Kommentaren der Zeitungsjournalisten so schön (achten Sie bitte auf die Formulierung): «Es ist an der Zeit, die Kräfte zu bündeln und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, um die Herausforderungen anzugehen und die Chancen zu nutzen, die sich in einer zunehmend vernetzten und dynamischen Welt bieten.» Alles klar?
Hans R. Amrein
Publizist & Gesellschafter