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Kommentar von Hans r. Amrein

Luxushotellerie: Der wahre Luxus sind die Menschen

Nur gerade 2,5 Prozent der Schweizer Hotels sind im Luxussegment angesiedelt. Die etwas über 100 Fünf-Sterne-Häuser sind also eine «Minderheit» – und trotzdem stehen sich laufend im Fokus der Medien. Wird in Zürich, Genf oder im Engadin ein neues Luxushotel eröffnet, sorgt das für Gesprächsstoff in der Branche – und für Schlagzeilen. Warum ist das so? Warum sorgen nicht die 3-Sterne-Hotels – mit über 2000 Häusern das mit Abstand grösste Segment der Schweizer Hospitality-Branche – für Gesprächsstoff und mediale Aufmerksamkeit?

Sie erinnern sich: Am 20. Dezember 2023 wurde am Zürcher Paradeplatz das für rund 100 Millionen Franken umgebaute Mandarin Oriental Savoy eröffnet. Und siehe da: Schlagzeilen und Berichte in fast allen Schweizer Medien – sogar das Fernsehen SRF berichtete über die Wiedereröffnung des Luxushauses.

Andererseits: Wenn in Lauterbrunnen oder Hasliberg im Berner Oberland ein 3-Sterne-Hotel für 2 Millionen erneuert wird, berichtet, wenn überhaupt, nur gerade der lokale Anzeiger über die Wiedereröffnung. Von Fernsehen SRF und NZZ keine Spur.

Wenn das renommierte Baur au Lac in Zürich – eines der traditionsreichsten Luxushotels der Schweiz – ein neues F&B-Konzept («Marguita») ankündigt, berichten nationale Medien von der NZZ über den Gault & Millau Channel bis hin zum Boulevardblatt Blick über das «gastronomische Ereignis». Wenn das Hotel «Kreuz» im Emmental die Karte ändert und jetzt Hörnli statt Rösti zelebriert – dann schreibt vielleicht das Burgdorfer Tagblatt ein paar Zeilen über das «gastronomische Ereignis». Möglich, dass ein Gast ein paar Handy-Bilder auf Instagram postet.

Warum also interessieren wir uns vor allem für Luxushotels und Sterne-Restaurants?

Aus der Optik des Konsumenten ist klar: Luxushotels sind Traumwelten – und deshalb von einer gewissen Faszination. Ist denn das Hotel Kreuz im Emmental keine Traumwelt? Oder das Ibis-Budget im Industriequartier von Zürich-West? Die Antwort überlasse ich Ihnen.

Aus professioneller Optik ist klar: Wir können von der Luxushotellerie eine Menge lernen – vor allem, wenn es um Service Exzellenz, interne Prozesse, Digitalisierung, KI, Management (Führung), Strategie und Positionierung geht. Zum Vergleich: Sie sind ein ambitionierter Hobby-Fussballer und spielen beim FC Willisau in der 2. Liga. Sie möchten ein Spitzenfussballer werden und Ihre Technik und Taktik verbessern. Wer sind Ihre Vorbilder oder Idole? Die Kollegen beim FC Kriens?
Nein, Sie orientieren sich beim FC Liverpool, bei Real Madrid oder beim FC Bayern München – und nicht beim FC Kriens, der es knapp in die 2. Liga geschafft hat. Alles klar?

Auch im Gastgewerbe orientieren wir uns an den BESTEN, die in der Champions League spielen – und zwar ganz oben. Das sind eben Mandarin Oriental, Peninsula, Four Seasons, Aman Resorts, Ritz-Carlton und andere renommierte Luxusbrands. Und bei den privat geführten Luxushäusern in der Schweiz sind es (z.B.) Namen wie The Dolder Grand, Baur au Lac Zürich, Four Seasons des Bergues Genf, Grand Resort Bad Ragaz, Les Trois Rois Basel. Daneben gibt es noch ein paar hervorragende Viersterne-Häuser, die in der Europa League mitspielen.

Ich weilte soeben im Mandarin Oriental Savoy in Zürich. Trotz Führungswechsel scheint das im Jahr 1838 von Johannes Baur eröffnete, ehemalige «Savoy» bereits auf Erfolgskurs zu sein – drei Monate nach der Wiedereröffnung. Kai Jansen, der Hotelmanager, sagt, man erreiche bereits eine «sehr gute Auslastung», das Preisniveau sei hoch (kein Zimmer unter 1000 Franken) und die Gäste zufrieden.

Ich wollte wissen, wie sich das Haus drei Monate nach der Wiedereröffnung anfühlt. Wie läuft ein Check-in-Prozess ab? Wie aufmerksam und flexibel sind die Mitarbeitenden? Spürt man die DNA von Mandarin Oriental? Wie schläft man, wie fühlt sich der Schlafkomfort an? Schaffen es die MO-Teams, Gäste zu überraschen, die Erwartungen der Gäste deutlich zu übertreffen? Wie professionell und authentisch ist der Service?

Das Fazit meines Kurzaufenthaltes im MO Savoy Zürich können Sie demnächst auf Hotel Inside nachlesen. So viel kann ich verraten: Kompliment, liebe Mandarin Oriental-Crew! Sie machen bereits einen grossartigen Job. Und etwas haben Sie begriffen: Zeitgemässer Luxus sind Aspekte wie Service, Aufmerksamkeit, Herzlichkeit, Spontaneität, Ungezwungenheit, authentische Kommunikation. Nicht die Innenarchitektur, nicht die Bäder aus edlem Marmor und auch nicht die Designersofas in den Suiten sind der wahre Luxus in der Luxushotellerie. Es sind die Menschen.

PS: Auch im Fussball sind es die Menschen, die ein Spiel prägen und entscheiden.

Hans R. Amrein
Publizist & Gesellschafter

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