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Kommentar von Hans r. Amrein

Hotelinsel Schweiz vs. globale Weitsicht?

Das Wort «Insel» hört man oft, wenn es in politischen Debatten um Europa und die Schweiz, Währungsfragen, Lohn- und Warenkosten geht: «Hochkosteninsel Schweiz». «Hochpreisinsel Schweiz». Haben Sie gewusst, dass das Preisniveau der von privaten Haushalten konsumierten Güter und Dienstleistungen in der Schweiz insgesamt 60 Prozent höher als in der EU liegt? 

Diesmal geht’s aber nicht um die Hochpreis- und Hochkosteninsel Schweiz, sondern um die Hotelinsel Schweiz. Warum Hotelinsel? Ich führte in den letzten Tagen und Wochen Gespräche mit Hoteliers und Hospitality-Experten aus der Schweiz und dem europäischen Raum. Thema: Warum fehlt vielen Schweizer Hotels so etwas wie eine internationale oder globale Perspektive? Die große Ausnahme: Markenhotels und Luxushäuser, die mit Organisationen wie The Leading Hotels oft the World, Preferred Hotels & Resorts oder Relais & Châteaux kooperieren.

Ein nicht unbekannter Hotelmanager (mit Internationaler Erfahrung) bringt es auf den Punkt: „Wir Schweizer Hoteliers beschäftigen uns die ganze Zeit mit uns selbst. Wir schauen, was unsere direkten Mitbewerber in der Stadt oder Region so tun, wir blicken höchstens mal über die Kantonsgrenze hinaus.“

Der zitierte Hotelmanager will damit sagen: Vielen Schweizer Hoteliers und Hotelexponenten fehlt so etwas wie eine globale Weitsicht. Man beschäftigt sich vorwiegend oder ausschließlich mit der Branche im eigenen Land – und denkt nicht oder selten daran, mal über die Grenze nach Deutschland, Österreich, Frankreich oder in die USA zu schauen.

Wenn ich mich an Schweizer Hospitality-Anlässe der letzten Jahre erinnere, sehe ich ein ähnliches Bild: Fast alles dreht sich ums eidgenössische Gastgewerbe (nicht zu verwechseln mit dem eidg. Schwingfest). Was die Hoteliers im hohen Norden oder im fernen Osten so tun, was sie beschäftigt, wie innovativ oder kreativ sie sind, scheint uns mehr oder weniger egal zu sein. Dabei spielt die „Musik“ nicht in Altdorf oder Kriens bei Luzern, wenn es um echte Innovation, neuartige und wegweisende Hospitality-Projekte mit internationaler Ausstrahlung geht.

Es ist eine Tatsache: Alle wirklich innovativen Hotelkonzepte, die multiplizierbar und wirtschaftlich erfolgreich sind, stammen aus dem europäischen Umland. Und vergessen wir die USA, den Mittleren Osten und Südostasien nicht! Hier spielt die „Musik“ – nicht in Willisau oder Bellinzona.

Damit nicht genug: Es sind die globalen Hotelkonzerne, zum Beispiel Accor, Hilton, Hyatt, Marriott, Four Seasons oder Mandarin Oriental, die Maßstäbe setzen, wenn es um die Zukunft des Gastgewerbes geht. Quizfrage: Wo entstehen neue Geschäftsmodelle? Woher kommen all die technologischen Innovationen für die Hospitality-Industrie?
Woher kommt „Motel One“, eines der erfolgreichsten Budget-Lifestylekonzepte der letzten zwanzig Jahre? Aus Schaffhausen oder Olten? Mitnichten. Es war der Ex-Accor-Manager Dieter Müller aus München, der die glanzvolle Idee hatte, neuartige Budget-Design-Hotels zu entwickeln, mit denen man satte Gewinne erzielt – am Anfang eröffnete er Hotels in Deutschland, heute weltweit. CitizenM, Ruby Hotels, 25hours Hotels, Harry’s Home: Woher stammen all diese Hotelinnovationen, die inzwischen auch in der Schweiz mit Erfolg lanciert wurden? Die Antwort liegt auf der Hand. Es gibt eine Ausnahme: Stay KooooK. Das von der SV Hotel Group entwickelte und lancierte Hospitality-Konzept ist einzigartig – und international erfolgreich.

Stichwort Digitalisierung und KI. Wo spielt hier die «Musik»? In Köniz oder Aarau? Vielleicht in Zürich, wenn überhaupt? Haben Sie gewusst, dass nahezu 80 Prozent der Schweizer KMU-Hoteliers punkto Digitalisierung noch lange nicht dort sind, wo sie sein sollten? Zwar sprechen alle von der «digitalen Herausforderung im Gastgewerbe», von digitalem Check-in, von Service-Robotern, digitalen Zimmerschlüsseln und dem Einsatz von ChatGPT im Rahmen der Guest Journey – aber die Wirklichkeit sieht anders aus: privat oder einzeln geführte Schweizer Hotels hinken der digitalen Entwicklung – im Vergleich zur Kettenhotellerie – meilenweit hinterher. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel.

Wie verändert sich die globale Hospitality-Industrie? Welches sind die wichtigen Trends? Was heisst «Beherbergung» in zwanzig Jahren? Wo liegt die Grenze, wenn es um digitale Tools im Hotelbetrieb geht? Welche konkrete Wirkung hat KI im Hotelalltag?

Glauben Sie mir: Wer über die Grenze schaut und global denkt, erhält oft gute Antworten auf solche und andere Fragen. Deshalb: Verlassen Sie die «Insel»! Gehen Sie hinaus in die weite Welt! Besuchen Sie verrückte, innovative und einzigartige Hotels – in London, Amsterdam, Hamburg oder Milano. Wie machen es unsere Kolleginnen und Kollegen im Südtirol, in New York oder Barcelona? Was können wir von ihnen lernen? Besuchen Sie vermehrt internationale Hospitality- und Tourismusanlässe in London, Wien oder Berlin. Beispiel: Am 8./9. April findet im Europapark Rust der Deutsche Hotelkongress 2024 der Fachplattform ahgz statt. Schauen Sie sich mal das Programm an! Und diese Woche treffen sich Hoteliers aus dem DACH-Raum in Igls bei Innsbruck am 15. Strategischen Hotel-Management-Forum. Hotel Inside ist Partner der beiden Fachevents.

Wer sich bloss an eidgenössisch inszenierten Branchenanlässen aufhält, beschäftigt sich am Ende mit sich selbst. Verstehen Sie mich richtig: Nichts gegen Schweizer Fachanlässe, «Ferientage» (Schweiz Tourismus), Podiumsdiskussionen oder regionale Verbands- und Delegiertenevents – aber leider fehlt diesen Anlässen oft das, was man «die internationale Perspektive» oder «die globale Weitsicht» nennt.

Hans R. Amrein
Publizist & Gesellschafter

PS: Für Hoteliers, Hotelièren und andere Schweizer Hospitality-Exponenten, welche die «Insel» nicht oder nur selten verlassen können, gibt es eine Alternative mit internationaler Perspektive. Sie heisst: www.hotelinside.ch

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