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Kann das „Sektenhotel“ auf dem Seelisberg erfolgreich betrieben werden?

Aus dem historischen „Sektenhotel Sonnenberg“ auf dem Seelisberg (Kanton Uri) in der Innerschweiz soll ein „ganz normaler Hotelbetrieb“ mit Wohnungen entstehen. Die Immobilienfirma Halter will 200 Millionen Franken in die Sanierung und in den Ausbau der Hotelanlage investieren. Hotel Inside ging der Frage nach: Kann der künftige Hotelbetrieb auf dem Seelisberg überhaupt rentabel betrieben werden? Und wie wollen die Betreiber das Hotel positionieren?

Wo einst Yogis „Transzendentale Meditation“ übten, sollen künftig „normale Gäste“ den Blick auf den Urnersee geniessen können. Wie die Immobilienfirma Halter vor wenigen Tagen mitteilte, wird die 150 Jahre alte Hotelanlage Sonnenberg «revitalisiert». Der stark sanierungsbedürftige Gebäudekomplex mit dem Grand Hotel Sonnenberg und dem Kurhotel Kulm erhalte eine Auffrischung. 

Zur Finanzierung des Projekts ist ausserdem geplant, auf dem 50 000 Quadratmeter grossen Areal «einen relevanten Teil» an Erst- und Zweitwohnungen zu erstellen, wie die Halter AG bekannt gab.

Zukunft von Hotel Kulm noch unklar?

Das geschützte Hotel Sonnenberg wird saniert. Ob das zweite Hotel Kulm, das aus dem Denkmalschutz entlassen wurde, stehen bleibt, werde nun abgeklärt, sagt Robin Neuhaus, Projektleiter der Halter AG. Nähere Angaben zur Zahl der Wohnungen kann er noch nicht machen. Dies hänge auch von der künftigen Positionierung des Hotels ab. 

Laut Neuhaus werde dieses aber sicher nicht im Premium-Segment angesiedelt werden. Die Halter AG wird das Hotel zudem nicht selbst betreiben, sondern einen Investor und Betreiber suchen. Insgesamt 200 Millionen Franken will Halter in das Projekt investieren.

Wie Hotel Inside aus Hotel- und Investorenkreisen erfahren hat, soll das künftige Grandhotel Sonnenberg als 4-Sterne-Wellness- und Tagungshotel positioniert werden. Weiter denke man an eine Gastronomie mit dem Schwerpunkt „gesunde und genussvolle Ernährung“. Im Bereich Wellness setze man nicht nur auf konventionelle Angebote wie Bäder, Saunen und Fitness, sondern und vor allem auf Behandlungen im Bereich Beauty, Massagen, Yoga, Meditationen, Ayurveda usw. Damit könne man den Spa-Bereich einigermaßen rentabel gestalten, so ein Experte, der sich mit dem Hotelprojekt befasst hat.

Wer die Hotelanlage auf dem Seelisberg später betreiben wird, ist noch offen. Insider gehen davon aus, dass dies möglicherweise eine bekannte, international aktive Hotelgruppe wie Kempinski, Intercontinental, Accor oder Marriott sein wird. „Dass ein privater Einzelunternehmer das Hotel übernimmt und betreibt, schließe ich eigentlich aus“, so ein Hotelexperte, der sich mit Hotelentwicklungen befasst.

Die Finanzierung des Grandhotels sei nur über den Verkauf und/oder die Vermietung von Wohnungen bzw. Apartments möglich, kommt ein Immobilienentwickler zum Schluss. „Die neuen Wohnungen auf dem Seelisberg werden später den Hotelbetrieb querfinanzieren – auch die Baukosten von 200 Millionen. Ohne den Ausbau der Hotelanlage in Richtung Wohnungsentwicklung wäre das eigentliche Hotelprojekt nicht finanzbar.“

Hotel als Hauptsitz für «Yogisches Fliegen»

Derzeit leben noch rund 20 Personen auf der 150 Jahre alten Anlage hoch über dem Urnersee. Diese wurde bis nach dem Zweiten Weltkrieg als Hotel betrieben. In den 1970er Jahren kaufte der Guru Maharishi Mahesh das ehemalige Grandhotel «Sonneberg» und das Kurhotel «Kulm» und machte Seelisberg zum Hauptsitz seiner «Weltregierung des Zeitalters der Erleuchtung».

Von hier aus führte der Begründer der Transzendentalen Meditation während zwölf Jahren seine weltweite Bewegung. Der ehemalige Guru der Beatles und anderer Showgrössen gab an, durch Meditation im Zustand des reinen, unbegrenzten Bewusstseins sogar schwerelos zu werden, was als «Yogisches Fliegen» bezeichnet wird.

Baugesuch soll Ende 2025 eingereicht werden

Halter hat nach eigenen Angaben mit den Yogis als Eigentümer einen Kaufrechtsvertrag abgeschlossen. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Entwickelt sich das Projekt wie gewünscht, soll es in zwei Jahren zum Kauf kommen. Die Yogis dürfen dann noch ein Jahr lang in Seelisberg bleiben. Ziel sei es, im Jahr 2024 die Sondernutzungsplanung abzuschliessen und bis Ende 2025 ein Baugesuch einreichen zu können. 

Die Gemeinde Seelisberg hat rund 700 Einwohner. Gemeindepräsidentin Judith Durrer spricht von einem Meilenstein. Die Yogis hätten im Dorf für sich gelebt, seit Jahren sei die Gemeinde im Gespräch über die Entwicklung der Anlage. Aktuell könnten in Seelisberg allerdings keine Zweitwohnungen realisiert werden.

Die Geschichte der Hotels auf dem Seelisberg

Die Hotelanlage Sonnenberg auf dem Seelisberg im Kanton Uri wurde bis zum Ende des 2. Weltkriegs als Hotel betrieben. Seit 1968 ist es im Besitz der Maharishi European Research University.

Seit dem 17. Jahrhundert pilgerten viele Gläubige nach Seelisberg zur Kapelle Maria-Sonnenberg auf die Felsenterrasse am Ufer des Urnersees. Um 1840 wurde eine Herberge für die Pilger neben der Kapelle gebaut. Diese Herberge wurde mehrfach erweitert. 1875 entstand das vom Architekten Horace Edouard Davinet entworfene «Grand Hôtel und Kurhaus Sonnenberg» anstelle der Pilgerherberge. Dank der 1854 in Betrieb genommenen Dampfschiffstation und der Strassenverbindung nach Schöneck und Treib erlangte die klimatische Kuranstalt mit ihren hydrotherapeutischen Einrichtungen und Park- und Gartenanlagen rasch einen hervorragenden Ruf im In- und Ausland, von Amerika über Europa und Afrika bis nach Ostindien.

Um das Jahr 1900 wurden die Anlagen von der «Kuretablissement Sonnenberg auf Seelisberg AG» übernommen. Die Gesellschaft, ausgerüstet mit einem Eigenkapital von gerade mal CHF 300 000, gab 1901 eine Anleihe über CHF 750 000 zu 4,5% aus, um die Kuranstalten zu renovieren; 1910 musste die Gesellschaft selbst saniert werden und bekam den Namen «Grand Hôtel & Kuretablissement Seelisberg (Sonnenberg) AG». 1914 kam es zum Konkurs. 1915 übernahm die neu gegründete «Grand Hôtel & Kurhaus Seelisberg (Sonnenberg) Aktiengesellschaft» das Kuretablissement. Die Folgen der Wirtschaftskrise zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg brachte aufgrund fehlender Gäste das Kurhaus in finanzielle Schwierigkeiten, und noch vor dem Ende des 2. Weltkriegs musste der Hotelbetrieb eingestellt werden.

1968 logierte im Grand Hôtel erstmals Maharishi Mahesh Yogi, der Guru der Transzendentalen Meditation. Der kanonische Meister fürs sogenannte «Yogische Fliegen» kaufte 1972 die beiden Hotels «Kulm» und «Sonnenberg» und errichtete im «Sonnenberg» den Hauptsitz seiner «Weltregierung des Zeitalters der Erleuchtung». Dieser Hauptsitz wurde 1992 ins niederländische Vlodrop verlagert. Heute befindet sich die Maharishi European Research University im ehemaligen «Grand Hôtel Sonnenberg».

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