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Management

Wie bewährt sich die 4-Tage-Woche im Hotelalltag?

Hotels wie 25hours haben sie bereits vor Monaten eingeführt: die 4-Tage-Woche. Wie lauten die ersten Erfahrungen mit der verkürzten Arbeitswoche? Wie bewährt sich die 4-Tage-Woche im Hotelalltag? Das Portal «Kanunu» hat im Auftrag des deutschen Fachmediums ahgz eine Erhebung gemacht. Hotel Inside publiziert einen Auszug aus der Studie.

In der Debatte um eine moderne Unternehmenskultur fällt immer öfter der Begriff 4-Tage-Woche – viele Firmen, darunter auch zahlreiche Hotels, testen derzeit Modelle. Auch in Bewertungen von Beschäftigten spielt die kürzere Arbeitswoche eine zunehmend wichtigere Rolle. 

Im Auftrag des deutschen Fachmediums ahgz hat das Portal kununu eine Erhebung vorgenommen, die zeigt: Im vergangenen Jahr ist die Anzahl der Bewertungen, bei denen die Vier-Tage-Woche eine Rolle spielt, um ein Drittel gestiegen. Nina Zimmermann, CEO des Hamburger Unternehmens, erklärt sich das folgendermaßen: „Im Wettlauf um Bewerber(innen) kann eine Vier-Tage-Woche ein starkes Differenzierungsmerkmal für Arbeitgeber sein und helfen, neue Talente anzuziehen.“ 

Hotelkette 25hour lässt die Wahl

Als Hebel im Bereich Employer Branding hat sich die Vier-Tage-Woche beispielsweise bei der Lifestyle-Hotelmarke 25hours bewährt. Nach einer Pilotphase wurde das Angebot im März 2022 auf elf Häuser der Hotelkette mit 900 Mitarbeitenden ausgerollt. Diese können sich nun aussuchen, ob sie nur noch vier oder weiterhin fünf Tage arbeiten wollen – ausgenommen sind lediglich die Auszubildenden. Der Arbeitstag dauert beim Vier-Tage-Modell neun Stunden, die Differenz zur vertraglich festgelegten Wochenarbeitszeit wird als Überstundenausgleich vorgehalten

Kathrin Gollubits, Vice President of People & Culture bei 25hours, zieht folgendes Fazit: „Die Vier-Tage-Arbeitswoche ist bei uns in Deutschland, Österreich und der Schweiz sehr gut angelaufen. Mehr als 75 Prozent der berechtigten Mitarbeitenden haben das neue Modell angenommen. Nicht nur die Fluktuation konnte reduziert werden, auch haben wir mit diesem nachhaltigen Angebot sehr viele neue Mitarbeitende finden können. Je nach Abteilung haben sich operative Prozesse und das Arbeitsumfeld durch die neue Aufteilung verändert, was aber von den Kollegen sehr gut angenommen wird.“ 

Die Flexibilisierung von Arbeitszeit ist aus Sicht des New-Work-Experten Benjamin Rolff ein wesentliches Element einer gesunden Unternehmenskultur, die Menschen Raum gibt. Der Gründer der New Performance Academy betont: „Die Vier-Tage-Woche ist konkret und leicht kommunizierbar. An drei Tagen frei zu haben, hat natürlich auch einen Employer-Branding-Effekt.“

Zudem zahlt die Maßnahme auf das ein, was sich viele Menschen wünschen: 71 Prozent der Erwerbstätigen würden sich laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und ntv für eine Vier-Tage-Woche entscheiden. Die Umfrage wurde vor knapp einem Jahr durchgeführt, nachdem Belgien die Vier-Tage-Woche bei gleicher Arbeitszeit beschlossen hatte. 

Das Vier-Tage-Modell würden vor allem die Erwerbstätigen im mittleren Alter (30- bis 44-Jährige: 64 Prozent) und die formal höher Gebildeten (Abitur, Studium: 62 Prozent) vorziehen. Nutzen würden sie den freien Tag vor allem für Hausarbeit und Einkaufen (69 Prozent), auch für Arztbesuche (58 Prozent) und Hobbys (56 Prozent) oder Sport und Bewegung (55 Prozent).

Doch sieht New-Work-Experte Benjamin Rolff langfristig den größeren Nutzen für alle – Unternehmen und Mitarbeitende – in der Flexibilität an sich: „Auch eine Vier-Tage-Woche kann sich starr anfühlen.“ Individuelle Pausen- und Auszeiten, wenn sie nötig sind – das hält er für den richtigen Weg in Zeiten von Personalmangel und hohem Workload. 

Nachhaltige Veränderung im Sinne von New Work versteht er so: „Es reicht nicht aus, sich nur am Wochenende zu erholen oder nur freitags Zeit für die Familie zu haben – die bessere Frage ist, wie bekomme ich Ruhe, Regeneration und Zeit für die Familie dauerhaft in den Alltag hinein? Oder: Wie können Mitarbeitende flexibel ihre bestmögliche Leistung erbringen?“ Vor allem Eltern könnten stark von flexibler Arbeit profitieren, beispielsweise auch am Mittwochnachmittag Zeit für die Familie einplanen. 

Kununu-Chefin Nina Zimmermann setzt ebenfalls auf Flexibilität. „Mitarbeitende möchten bestimmen, wann und wo sie arbeiten. Heutzutage müssen Arbeitgeber über eine Flexibilisierung nachdenken. Meiner Meinung nach ist die Vertrauensarbeitszeit dafür ideal.“ Bei der Vier-Tage-Woche komme das Thema Gehalt häufig zu kurz und die Grenzen zwischen einer echten Vier-Tage-Woche und einem Teilzeitmodell verschwimmen. 

Wenn es um die Umsetzung einer Vier-Tage-Woche geht, gibt es die Möglichkeit, dass Mitarbeitende trotz Vier-Tage-Woche das volle Gehalt beziehen – entweder im Rahmen einer 40-Stunden-Wochenarbeitszeit oder über eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit als Benefit des Arbeitgebers. Oder aber Mitarbeitende wählen eine Vier-Tage-Woche als Teilzeitmodell.

Immerhin hieß es aus Großbritannien, wo im vergangenen Jahr 70 Unternehmen zwischen Juli und Dezember sechs Monate lang mit 3300 Beschäftigten die Vier-Tage-Woche testeten, die Produktivität habe nicht abgenommen. Allerdings handelte es sich dabei um ein Zwischenergebnis, die finale Auswertung liegt noch nicht auf dem Tisch. 

In Island haben schon seit 2021 etwa 86 Prozent der Angestellten das Recht auf eine kürzere Arbeitswoche in ihren Verträgen stehen – dort ist die Produktivität sogar nachweislich gestiegen. Derzeit laufen auch Tests in Irland, Israel, den USA, Kanada, Australien und Neuseeland.


Quelle: ahgz online, Deutschland, Januar 2023 (gekürzte Textfassung) 

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