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Management

Was macht eine(n) erfolgreiche(n) Hoteldirektor(in) aus?

Am 12. Juni wir zum neunten Mal der „Hotelier des Jahres“ gewählt. Der Fach-Award wird an Schweizer oder in der Schweiz aktive Hoteliers, Hotelières oder Hoteldirektionspaare verliehen. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten, die sich durch eine nachhaltige Managementleistung, Profitabilität, Innovation und Originalität ausgezeichnet haben und damit Vorbild für die gesamte Beherbergungsbranche sind. Was zeichnet den erfolgreichen Hoteldirektor sonst noch aus? Ein Fachbeitrag von Christoph Boll.

Leidenschaft! Man muss für die Branche brennen, Menschen mögen, einen gewissen Qualitätsanspruch mitbringen – unabhängig, in welcher Hotelkategorie man sich mit seinem Hotel bewegt, wo das Haus steht und welches Gästesegment man bedient. Es gilt Herzlichkeit und Gastfreundschaft zu leben, eine hohe Innovationsbereitschaft mitzubringen. Doch die Hotellerie ist im Umbruch, man muss offen sein für Neues, Prozesse überdenken und moderne Tools prüfen und einsetzen, um der sich immer schneller drehenden Arbeitswelt gerecht zu werden. Stichwort Digitalisierung, wir reden hier nicht von voll digitalisierten Lifestyle-Hotels mit wenig bis gar keinen Mitarbeitenden, die in der Regel hoch effizient und betriebswirtschaftlich erfolgreich sind. Wir sprechen auch von traditionellen Häusern, aus der die schweizerische Hotellerie mehrheitlich besteht, wo die Digitalisierung beispielsweise im HR, Revenue Management oder im Bereich Guest-Relations unterstützen und dem Fachkräftemangel entgegenwirken kann.

Für mich persönlich zeichnet einen erfolgreichen Hotelier aus, dass er den Spagat zwischen Gastgeber und Unternehmer meistert, also neben positiven Gäste- und Mitarbeiterbewertungen und einer hohen Auslastung auch die Kosten im Griff behält. Eine wichtige Eigenschaft eines erfolgreichen Hoteliers ist es auch, die verschiedenen Nationalitäten, Kulturen und Generationen der Mitarbeitenden zu vereinen, ein klares Ziel vorzugeben und allen die gleiche Richtung vorzugeben. Dem Druck aller Anspruchsgruppen standzuhalten, ist eine Herausforderung für sich, denn es sind die Gäste, die Mitarbeitenden, die Eigentümer, deren Interessen es zu vertreten gilt. Dazu kommt die Fähigkeit, den heute weitgereisten und sensibilisierten Hotelgast zu überraschen und für ihn unvergessliche Momente zu schaffen. Erfolgreich ist auch, wer an der Front bei den Gästen und bei den Mitarbeitenden Präsenz zeigt, kommunikativ ist und auch gut zuhören kann. Und seit der Corona-Pandemie wissen wir auch, dass ein erfolgreicher Hoteldirektor auch ein guter Krisenmanager sein sollte.

Was hat sich im Leadership verändert?

Die Führung passt sich nach und nach der Zeit an, das ist ein natürlicher Prozess, die Hotellerie war jahrzehntelang stark hierarchisch geprägt, was grundsätzlich nicht falsch ist, aber nicht mehr in die heutige Zeit passt. Hier findet ein akuter Wandel statt. Ob man zum Beispiel eine DU-Kultur einführen sollte, das muss nicht sein, das passt zu jungen Hotelkonzepten, ja. In einem traditionellen Luxus-Grand-Hotel vielleicht noch nicht. Aber es ist wichtig, die Mitarbeitenden, vor allem den „Nachwuchs“, in den Alltag und die Prozesse einzubinden: Das ist der nächsten Generation oft wichtiger als monetäre Wertschätzung. Und nicht zuletzt können auf diese Weise tolle und erfolgreiche Ideen entstehen. Schließlich gilt es auch, die nächste Generation von Gästen für das eigene Hotel zu begeistern.

Nicht zu vergessen ist auch die wertschätzende Führung und Einbindung der oft langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der älteren Generation, ohne die viele Hotel- und Gastronomiebetriebe den Betrieb gar nicht aufrechterhalten könnten. Diese gehen mir bei den aktuell geführten Generationen-Diskussionen oft unter. Führung bedeutet für mich in erster Linie seiner Vorbildfunktion als Hoteldirektor gerecht zu werden, zu inspirieren und ein motivierendes Arbeitsumfeld zu schaffen.
Marco Zanolari, der neue CEO von The Living Circle, besuchte als eine seiner ersten Amtshandlungen die verschiedenen Hotels der Gruppe, um in den Mitarbeiterrestaurants zu essen und die Qualität zu überprüfen. Denn: Geht es den Mitarbeitenden gut, geht es auch den Gästen gut!

Nach welchen Kriterien wird ein Hoteldirektor ausgewählt?

Grundlage für die Auswahl eines Hoteldirektors ist in erster Linie der Werdegang, in welchen Häusern er gearbeitet hat, in welchen Abteilungen und Positionen, passt das zum Hotelbetrieb, zum Gästesegment, zum Umfeld und zur Unternehmenskultur und -strategie. Klassische Karrieren sind nach wie vor beliebt: Koch- oder Serviceausbildung, Besuch einer Hotelfachschule, idealerweise Arbeitserfahrung im Ausland und ganz wichtig für viele unserer Kunden: Arbeitserfahrung in der Schweiz, idealerweise F&B und Rooms-Background.

Quereinsteiger gibt es in der Position des Hoteldirektors eher selten, meist dann in kleineren Familienbetrieben oder in stark digitalisierten Hotels. Zunehmend gefragt sind auch Hoteldirektoren, die einen Sales Background mitbringen oder bereits in der Finanzabteilung eines Hotels tätig waren. Ein weiteres Kriterium, gerade bei uns in der Schweiz, sind die Sprachkenntnisse. Wenn wir einen Hoteldirektor für Gstaad suchen, ist Französisch sehr wichtig, dasselbe gilt für Ascona mit Italienisch.

Ein Trend, den wir feststellen, ist, dass, wenn sich in einer Selektion die zwei TOP-Kandidaten herauskristallisiert haben, es zu einem Assessment und einem Persönlichkeitstest kommt. Letztlich muss aber die Chemie zwischen Eigentümer und Kandidat stimmen. Dazu kommen Hardfacts wie die Verfügbarkeit des Kandidaten, oft muss es schnell gehen und natürlich muss man sich auch in der Gehaltsfrage einig werden.

Fazit: Die Rolle des Hoteliers in der klassischen Hotellerie hat sich mehr denn je zu einer Generalisten-Rolle entwickelt. Soft Skills sind wichtiger denn je. Beharrlichkeit, ein hohes Mass an Engagement und Innovationsbereitschaft helfen, dieser vielseitigen, anstrengenden, aber durchaus großartigen Rolle gerecht zu werden.

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

Bildlegende Hauptfoto: Maria Redlich, The Lubo Hotel Luzern.

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