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Robert Herr, warum wurde das „Beau-Rivage“ verkauft?

Das Grand Hotel Beau-Rivage in Genf. 1865 eröffnet. Das älteste Luxushotel der Rhônestadt. Seit 2021 führt Robert P. Herr das traditionsreiche Haus, das jetzt einer spanischen Familie gehört. Warum hat die Familie Mayer die „Hotelperle“ vor drei Jahren verlauft? Wo steht das Haus heute? Wie lauten die Aussichten für den Genfer Luxushotelmarkt? Ein Inside-Video-Talk mit Robert Herr.

Robert P. Herr war bis Ende 2020 General Manager im Bürgenstock Hotels & Resort Lake Lucerne. Der international erfolgreiche Hotelmanager mit Schweizer Wurzeln hat das Resort hoch über dem Vierwaldstättersee eröffnet. 2021 wurde Robert P. Herr nach Genf ins Beau-Rivage berufen – kurz nach dem Verkauf des Hauses an die spanische Familie Casacuberta. Die Familie ist seit Dezember 2020 Besitzerin des Hotels. Vorher gehörte das Beau-Rivage der Gründerfamilie Mayer, die es am Ende in fünfter Generation führte. Das Unternehmen Casacuberta wird aktuell von zwei Generationen geleitet und entwickelt Immobilien- und Hotelprojekte im Hochpreissegment in Städten, vor allem in Spanien und seit zehn Jahren auch in der Schweiz.

Hotel Inside-Publizist Hans R. Amrein sprach mit Robert P. Herr über die Hintergründe des Beau-Rivage-Verkaufs, die Geschichte des Hauses, die aktuelle Situation im Genfer Hotelmarkt und künftige Investitionen:

Wer ist Robert P. Herr?

Der in Deutschland aufgewachsene, gebürtige Schweizer führte bis 2021 das Bürgenstock Hotel & Resort Lake Lucerne, das er 2017 in der Pre-Opening-Phase übernahm und erfolgreich etablierte. Ende 2020 gab er die Leitung an Christian Sack weiter, der das Resort inzwischen wieder verlassen hat. Herr verfügt über einen Abschluss in internationalem Hotelmanagement der Ecole hôtelière de Lausanne (EHL) und einen MBA der Henley Business School. Er hat das Beau-Rivage in Genf von Lars Wagner übernommen, der das 5-Sterne-Superiopr-Haus seit Februar 2019 leitete.

Robert P. Herr kehrte 2021 dorthin zurück, wo er seine berufliche Laufbahn lancierte. In den vergangenen 28 Jahren hatte Robert P. Herr in der Schweizer und internationalen Luxushotellerie zahlreiche Managementpositionen inne. Dazu gehören Destinationen wie New York, Miami, Paris, Wien, Hamburg, Düsseldorf, Prag, Berlin und Beirut. «Sein Engagement für erstklassige Gastfreundschaft und bewusstes Luxusmanagement passt perfekt zu den Zukunftsplänen des Beau-Rivage und der Erneuerungen, die in den nächsten zwei Jahren stattfinden werden», so die spanische Familie Casacuberta.

Ein Luxushaus mit Geschichte

Das Beau-Rivage ist das älteste Hotel in Genf, das sich in privater Hand befindet. Es wurde 1865 von Jean-Jacques Mayer gegründet. Das Hotel hat 72 Gästezimmer und 23 Suiten. Im Beau-Rivage waren viele prominente Persönlichkeiten wie der Kaiser von Japan und der Dalai Lama oder Eleanor Roosevelt zu Gast.

Weltweit in die Schlagzeilen geriet das Hotel durch zwei Todesfälle: Die österreichische Kaiserin Elisabeth (Sisi) verbrachte die letzte Nacht ihres Lebens im Hotel Beau-Rivage (heute Suite 119). Sie erreichte Genf am 9. September 1898 und logierte inkognito als Gräfin von Hohenems. Am 10. September 1898 wollte sie nach Caux weiterreisen, wurde aber auf dem Weg vom Hotel zum Schiff vom Anarchisten Luigi Lucheni niedergestochen. Als man auf dem Schiff die Verletzungen bemerkte, brachte man sie ins Hotel zurück, wo sie noch am selben Tag ihren Verletzungen erlag.

Am 11. Oktober 1987 wurde Uwe Barschel, der im Rahmen der Barschel-Affäre neun Tage zuvor als Ministerpräsident von Schleswig-Holstein zurückgetreten war, in Zimmer 317 tot in der Badewanne aufgefunden. Die Zeitschrift Stern veröffentlichte ein Foto der Leiche – in Hemd und Krawatte im Wasser – auf ihrer Titelseite.

Das 5-Sterne-Superior-Hotel am rechten Genferseeufer wurde Mitte des 19. Jahrhunderts eröffnet, als Genf noch eine kleine Stadt war, aber bereits in rasanter wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung, wie Jacques Mayer, Urenkel des Hotelgründers sagte. Während seiner 21 Jahren an der Spitze des Beau-Rivage liess Gründer Jean-Jacques Mayer unter anderem 1873 den ersten hydraulischen Lift in der Schweiz einbauen – einer von nur dreien weltweit zu dieser Zeit. Geliefert wurde der Lift vom Pariser Ingenieur Léon Edoux, der auch für die Aufzüge im Eiffelturm verantwortlich war. Das Journal de Genève schrieb damals: «Der Lift besteht aus einem charmanten kleinen Raum mit Teppich, Sofa und Glasfenstern.»

Das älteste Luxushotel von Genf wurde bis Ende 2020 strategisch von der fünften Generation geführt. Der frühere General Manager Lars Wagner war erst der zweite Generaldirektor des Hauses.

Die Geschichte der Hotelier-Familie Mayer

Das Hotel Beau-Rivage darf für sich in Anspruch nehmen, das klassische Grandhotel mit grosser Vergangenheit in Genf zu sein. Klassisch heisst, das Haus hat trotz Renovationen seinen Charme behalten. Aus historischer Sicht wohnte der Duc de Brunswick im Hotel, die Kaiserin Elisabeth von Österreich starb hier und die Tschechoslowakische Republik wurde 1918 in diesem Haus ausgerufen.

Das Hotel Beau Rivage wurde in den Jahren 1863 bis 1865 von dem aus Vevey stammenden Architekten Antoine (Antony) Krafft (1831-1910) erbaut. Krafft, ein gebürtiger Österreicher, gehörte damals zu den wenigen Westschweizer Architekten, die in Deutschland studierten (Polytechnische Schule in Stuttgart und Berliner Bauakademie). Er konzipiert ein zeitgenössisches Hotel, das über den neusten technischen Stand verfügte. 

Das Gebäude steht ziemlich genau in der Mitte des Quai du Mont-Blanc auf einem Eckgrundstück zur Rue Adhémar Fabri mit Blick auf den See, die Altstadt und das Monument Brunswick. Bereits nach vier Jahren erhält das Hotel als Erweiterung gegen die Rue Dr.-Alfred-Vincent einen neuen Speisesaal. 1872 wird dieser erhöht und weitere Bauetappen folgen, bis das Haus sein heutiges Aussehen erhält.

Jean-Jacques Mayer und Charles-Gustave Kunz heissen die ursprünglichen Besitzer des Hotel Beau Rivage. Beide stammen aus der Gegend von Baden-Württemberg, angrenzend an den Schwarzwald. Mayer gehört zu einer Familie aus Gastwirten, während sein Kompagnon sich als dienender Gastgeber bezeichnet. Die beiden Gastwirte eröffnen als erstes 1860 am Place Cornavin beim neu erstellten Bahnhof ein Hotel d’Angleterre. Doch schon bald wird den ambitionierten Hoteliers klar, dass ihre Zukunft am neu erstellten Quai liegt. Mayer nimmt Kontakt mit dem englischen Bankier William Curie auf, der ihm beim Bau des Hotels Beau Rivage finanziell hilft. Schon bald entschliessen sie sich, auch das Angleterre an den Quai in ein neu zu erstellendes Gebäude zu zügeln. Während sich Mayer auf das Beau Rivage konzentriert, wird Kunz Besitzer des neuen Hotel d’Angleterre.

Der einzige Sohn von Jean-Jacques und Albertine, Charles-Albert Mayer, übernimmt 1886 die Leitung des Hauses. Er ist eine markante Persönlichkeit und spielt eine wichtige Rolle sowohl in der Genfer wie in der internationalen Hotelindustrie. So wird er als „Seigneur des hôtels du quai“ bezeichnet. Er heiratet die Tochter von Frédéric Weber, dem Besitzer des benachbarten Hotels de la Paix. Als Weber 1912 wegen einem Hotelbau in Beatenberg in finanzielle Nöte gerät, hilft ihm Mayer mit einem Kredit aus und wird sein Partner. Ab 1921 gehört das Hotel de la Paix für zwanzig Jahre sogar ganz ihm. Mayer ist einer der Gründer der renommierten Hotelfachschule in Lausanne. Seine Frau Fanny Mayer ging in die Annalen der Geschichte ein, da in ihren Armen Sissi, die Kaiserin von Österreich, verstarb.

Mit Fred Mayer und seiner Frau Janine folgte 1965 die dritte Generation. Fred Mayer war ein grosser Weinkenner, was sich durchaus bis heute auf der Weinkarte auswirkt. Sie kann mit einem der grössten Weinangebote in der Schweiz auftrumpfen. 1968 eröffnet er im Hotel das Gourmetrestaurant „Le Chat Botté“, das schnell einen exzellenten Ruf erhält und ihn bis heute erfolgreich verteidigen kann.

Die frühere Besitzer-Familie Mayer anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums 2015.

Ab 1978 wird das Hotel in der vierten Generation durch Jacques Mayer geführt. 1986 gründet er eine Familien-AG. Er wirkt als Präsident des Verwaltungsrates. Seine Schwester Catherine Nickbarte-Mayer ist Mitbesitzerin. Ihr Sohn sitzt auch bereits im Verwaltungsrat, womit sich die fünfte Generation angemeldet hat. Der ehemalige Hotel- und Gastronomiedirektor der Hotelfachschule Lausanne, Ivan Rivier, fungiert ab 2004 als Generaldirektor des Beau-Rivage.

Jacques Mayer

www.beau-rivage.com

Bildlegende Hauptfoto: Robert P. Herr, seit 2021 General Manager.

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