hotel inside tag

Newsletter

Werden auch Sie ein Insider!

Folgen Sie uns

Reports International

150 Jahre Hotel Imperial Wien: Warum das Luxushaus in arabischem Besitz ist

Als Privatresidenz des Herzogs von Württemberg erbaut, verwandelte sich das Palais an der prachtvollen Wiener Ringstraße für die Weltausstellung 1873 zum Hotel Imperial Wien. Heute wird das Luxushaus von der US-Kette Marriott geführt. Der Besitzer des Hauses ist jedoch kein adeliger Österreicher, sondern der arabische Milliardär Khalaf Ahmad al Habtoor. Er hat das Imperial für 70 Mio. Euro gekauft. Aus reiner Liebhaberei? Oder steckt hinter dem «Deal» eine Strategie?

Milliardär und Imperial-Besitzer Khalaf Ahmad al Habtoor.

Kostbare Antiquitäten, stilvolle Möbel, Wände in Seide gehüllt und marmorne Bäder vermitteln den Geist des 19. Jahrhunderts in Wien. Im Café Imperial Wien werden den Gästen klassische Wiener Spezialitäten, unter anderem die exquisite Imperial Torte, kredenzt. Als Juwel in der Riege der weltweit besten Gourmettempel gilt das mehrfach ausgezeichnete Restaurant OPUS. Das gesellschaftliche Herzstück des Hauses ist die glanzvolle Imperial Bar, wo Musikliebhaber unvergessliche Jazz- und Klavierabende live erleben können.

Festsaal

Zum besten Hotel der Welt gekürt, zuverlässig an der Spitze der heimischen Hotellerie zu finden, mit dem Flair des klassischen Stadthotels, ausgestattet mit modernster Technik und Sicherheitsvorrichtungen, ist das Imperial einst wie heute eine Wiener „Institution”. Ursprünglich als Palais des Herzogs Philipp von Württemberg und seiner Gattin Erzherzogin Marie Therese erbaut, wurde die ehemalige Privatresidenz an der berühmten Ringstraße anlässlich der Wiener Weltausstellung am 28. April 1873 als Hotel Imperial feierlich eröffnet. Dieses Ereignis jährt sich heuer zum 150. Mal.

Die Geschichte

Als Stadtpalais wurde das Imperial von 1862 bis 1865 nach den Plänen des Architekten Arnold Zenetti unter der Leitung des Baumeisters Heinrich Adam im Stil der italienischen Neorenaissance für Herzog Philipp von Württemberg erbaut. Die vier Portalfiguren über dem Eingang wurden vom Bildhauer Franz Melnitzky geschaffen und sind Allegorien der Weisheit, der Ehre, der Gerechtigkeit und der Stärke. In den Innenräumen sind einzelne Architekturteile mit Stein verkleidet: bei den Pfeilern der großen Halle ist es Carrara-Marmor, die Pilaster im Festsaal haben Auflagen des gelben Marmors Giallo di Siena, Wandflächen und Säulen mit Stuckmarmor. In der Feststiege bestehen Wandflächen, Balustraden und große Säulen aus Stuckmarmor, die Stiegenstufen sind aus Kaiserstein, dem harten lichtgelben Algenkalk aus Kaisersteinbruch. Auf dem Podest der Stiege steht die Plastik „Donauweibchen“ von Hanns Gasser.

Historische Luxussuite.

Der Herzog bewohnte das „Palais Württemberg“ mit seiner Ehefrau, der geborenen Erzherzogin Marie Therese von Österreich, ab 1866, verkaufte es aber bereits 1871 an den Bankier Horace von Landau (1824 bis 1903). Möglicherweise war es für den Herzog als Wohnsitz uninteressant geworden, nachdem der neu gebaute Wiener Musikverein die freie Sicht auf den Wienfluss genommen hatte und eine Straße den Zugang zum Park verbaute. Aber auch die Herzogin fühlte sich im Palais nie wohl.

Vermutlich wurde das Palais von einer Investorengruppe erworben, denn der Baumeister Wilhelm Gross gestaltete es zum Hotel um. Am 28. April 1873 wurde das neue Hotel zur Wiener Weltausstellung 1873 in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth feierlich eröffnet.

1875 wurde Johann Frohner Pächter des Hotels, der bereits Erfahrung als Hotelier in Budapest gesammelt hatte, wo er erfolgreich sein nach ihm benanntes Hotel betrieb. 1878 bewarb er sich für den Titel als k.u.k. Hoflieferant für Spirituosen- und Weinhandel. Obwohl das Hotel einen ausgezeichneten Ruf genoss, wurde sein Antrag abgelehnt. Jahre später wurde dieser dann jedoch vom Obersthofmeisteramt genehmigt.

1912 wurde das Hotel Imperial in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, der später auch das Grand Hotel am Kärntnerring gehörte. Das Imperial wurde modernisiert und eine Zentralheizung eingebaut. Weiters betrieb es ein eigenes Stellfuhrwerkgeschäft (1874–1922), einen Hotelomnibus (1882–1992) und ein Lohnfuhrwerkgewerbe (1908–1911).

Während der Kaiserzeit kamen Gäste wie Fürst Otto von Bismarck, Graf Patrice de Mac-Mahon, König Milan von Serbien, Zar Ferdinand von Bulgarien, Richard Wagner, Eleonora Duse und Sarah Bernhardt.

Während des Ersten Weltkriegs lief der Betrieb fast wie normal weiter, im Personal arbeiteten zunehmend mehr Frauen, männliche Gäste trugen immer öfter Uniform, und man speiste weiterhin auf – manchmal gestopftem – Damast, vermutlich etwas kleinere Portionen.

In den Jahren 1927 und 1928 wurden die beiden Obergeschosse aufgestockt – bei fortlaufendem Hotelbetrieb und unter Zuhilfenahme eines angebauten Treppenturms mit Schnellaufzug. In der Zwischenkriegszeit kamen als Gäste Thomas Mann, Luigi Pirandello, John Galsworthy und Claude Anet. Nach dem Krieg und während der Besatzungszeit machten die sowjetischen Streitkräfte das Hotel zu ihrem Quartier. Das Hotel trug in dieser Zeit nur wenige Schäden davon, obwohl die meisten Möbel danach fehlten und ersetzt werden mussten.

Das Hotel Imperial bzw. die Aktiengesellschaft waren vor dem Zweiten Weltkrieg zum Teil im Besitz von Samuel Schallinger, einem österreichischen Juden. Dieser musste seinen Anteil im Zuge der Nazibesetzung Österreichs und der folgenden Arisierung 1938 verkaufen. Er wurde 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. Eine Restitution fand nie statt.

Das Hotel zählt seit seiner Eröffnung zu den luxuriösesten Häusern der Stadt Wien. Das Gästebuch mit prominenten Unterschriften wird heute unter einer Glasglocke präsentiert.

Traditionellerweise logieren Staatsgäste im Hotel Imperial; die bekanntesten waren John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow bei ihrem Gipfeltreffen 1961 in Wien, Richard Nixon, König Olav V. von Norwegen, Marschall Josip Broz Tito, König Leopold II. von Belgien, die indische Premierministerin Indira Gandhi, die britische Königin Elisabeth II., der spanische König Juan Carlos I. sowie Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko von Japan.

Auch zahlreiche prominente Künstler waren zu Gast im Imperial, darunter Otto Preminger, Walt Disney, Otto Klemperer, Alfred Hitchcock, Frank Sinatra, Woody Allen, Yul Brynner, Peter Ustinov, Michel Piccoli, Zubin Mehta, Vladimir Horowitz, Riccardo Muti, Roseanne Barr, Michael Jackson, Mick Jagger, Mariah Carey und Sofia Coppola.

1994 wurde das Hotel von den Lesern von Condé Nast zum besten Hotel der Welt gekürt. Bereits 1961 erhielt das Betreiberunternehmen die Staatliche Auszeichnung und damit das Recht, das Bundeswappen im Geschäftsverkehr zu verwenden.

Im Erdgeschoss des Hotels befindet sich das Café Imperial, ein traditionsreiches luxuriöses Lokal, das von jeher prominente Gäste anzog und mit Bildern von Moritz von Schwind ausgestattet ist. Bis nach der Jahrhundertwende hieß es Café Frohner.

Im Jahr 2016 wurde bekannt, dass das Hotel mit Al Habtoor Investment aus den Vereinigten Arabischen Emiraten einen neuen Eigentümer hat. Betrieben wird es weiterhin von Starwood Hotels & Resorts (jetzt Marriott), die schon mehrere Hotels des neuen Eigentümers betreibt.

Warum hat der Milliardär Khalaf Ahmad al Habtoor das Hotel gekauft?

70 Millionen Euro blätterte der Milliardär Khalaf Ahmad al Habtoor für das schmucke Hotel Imperial hin. Aus reiner Liebhaberei? Er habe sich in das Gebäude mit der schönen Architektur verliebt und erwarte nicht, dass ihn das Hotel reich mache, sagte der heute 73-jährige Araber anlässlich der Vertragsunterzeichnung im Jahr 2016. Al Habtoor rangiert mit einem geschätzten Netto-Vermögen von 2,3 Milliarden Dollar auf Rang 335 der Forbes-Superreichen-Liste.

So romantisch das Märchen vom reichen Gast, dem es im Hotel so gut gefällt, dass er es gleich kauft, klingen mag: Hinter dem 70-Millionen-Euro-Deal in Wien steckt nicht reine Liebhaberei, sondern Strategie.

Schon Ende 2015 kündigte Bau- und Immobilientycoon Al Habtoor an, 2016 für gut eine halbe Milliarde Euro Luxushotels in Europa und den USA aufkaufen zu wollen. Das Imperial in Wien war nur ein weiteres Hotel im Einkaufskorb, in dem zuvor schon zwei Hotels in Budapest und eines in London landeten. In Budapest hörten sich die Beweggründe für den Kauf ähnlich märchenhaft an wie in Wien.

Die stark expandierende Hotel-Sparte zählt zum Kerngeschäft seiner inzwischen zum Business-Imperium herangewachsenen Al-Habtoor-Gruppe, die mit rund 40 000 Mitarbeitern zu den größten Familienunternehmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) zählt. Ursprünglich 1970 als Baufirma gegründet, wuchs das Unternehmen mit dem Bauboom Dubais und wurde nach und nach zum Multi, der in vielen Bereichen mitmischt. Der Schwerpunkt liegt auf Immobilien, Bau-Infrastruktur, Öl und Gas, Bildung und Autoimport. Unter anderem gehört das berühmte Waldorf Astoria Dubai Palm Jumeirah zur Al-Habtoor-Gruppe.

Das «Denkmal» für Firmengründer Al Habtoor ist die riesige „Al Habtoor City“ mit 1400 Luxus-Appartements. Die drei großen Wohntürme sind nach den Töchtern Noura, Amna und Meera benannt. Das Hotel in der City wird, so wie das Imperial in Wien, von Marriott betrieben. Insgesamt hat der Imperial-Besitzer sechs Kinder, wobei sein ältester Sohn Mohammed, dessen Herz für den Polo-Sport schlägt, als Chef des Firmenimperiums fungiert. Seinen Aufstieg als Selfmade-Milliardär hat Al Habtoor 2013 in einer auf Englisch erschienen Autobiografie nachgezeichnet.

Quellen: Wikipedia, Archiv Hotel Imperial, Kurier Zeitung, Marriott bzw. Starwood (Media).

zur Übersicht