Von intelligenten Beleuchtungssystemen bis hin zu Wohn- und Arbeitsräumen – das Hoteldesign wird neu konzipiert oder gar neu erfunden, um die tatsächliche Nutzung der Zimmer durch moderne Reisende zu berücksichtigen. Ein paar Gedanken zum Thema Hoteldesign von Hotel Inside-Journalist Hans R. Amrein.

Ich bin kein Hoteldesignexperte, aber in meiner Funktion als Journalist wurde ich in den letzten Monaten laufend mit Fragen zum Thema «Design der Zukunft und neue Gästeanforderungen» konfrontiert. Wie sieht das Hoteldesign der Zukunft aus? Hier ein paar spontane Gedanken zu diesem Thema:
Keine Frage, die Art und Weise, wie Menschen Hotels nutzen, hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Als jemand, der in Hotels in mehreren Ländern absteigt und stets mit Hoteliers und Hospitality-Experten Gespräche führt, habe ich in Hotels beobachtet, wie Zimmer, die früher nur zum Schlafen dienten, zu etwas völlig anderem geworden sind: teils Büro, teils Wohnzimmer, teils Rückzugsort.

Vorbei sind die Zeiten, in denen ein einfaches Zimmer mit einem Bett, zwei Nachttischen und einem kleinen Schreibtisch ausreichte. Heute denken Designer und Hoteliers verstärkt darüber nach, wie sie jedes Möbelstück für mehrere Zwecke einsetzen können. Nehmen Sie zum Beispiel Nachttische. Sie werden in der richtigen Höhe für die Verwendung von Laptops neugestaltet und mit eingebauten Ladestationen ausgestattet, damit die Gäste nicht mehr nach Steckdosen suchen oder einen Haufen Kabel mit sich herumtragen müssen.
Der Aufstieg von Airbnb hat auch die Hotels dazu gebracht, ihr Konzept zu ändern. Ich habe dies kürzlich an einem Event in München aus erster Hand erfahren. Viele Personen, die sich Luxushotels leisten könnten, zogen es vor, in Airbnbs zu übernachten. Und warum? Sie wollten eine Unterkunft, die sich mehr wie ein Zuhause anfühlt und es einfacher macht, sich mit anderen Menschen zu treffen. Die Hotels ziehen nach und bieten immer mehr Zimmer im Apartment-Stil an, die über eine kleine Küche und flexible Schlafmöglichkeiten mit Sofabetten und Zusatzbetten verfügen.

Diese Entwicklung hin zu einem wohnlicheren Ambiente erstreckt sich auch darauf, wie die Gäste das Hotel betreten. Die altmodische Einrichtung mit einer großen Rezeption verschwindet zugunsten von stilvoll gestalteten Räumen. In vielen Hotels (Beispiel StayKooook in Bern) können die Gäste jetzt die Lobby ganz überspringen und direkt auf ihr Zimmer gehen, indem sie ihr Smartphone als Schlüssel benutzen – etwas, das besonders bei Gästen beliebt ist, die ihre Privatsphäre schätzen.
Interessant ist, dass sich die Hotels je nach ihrem Zweck in zwei verschiedene Design-Lager aufteilen. Geschäftsorientierte (Business)-Hotels setzen auf den Trend, vom Hotel aus zu arbeiten, und stellen sicher, dass die Zimmer für Zoom-Anrufe ebenso gut geeignet sind wie zum Schlafen. Auf der anderen Seite gehen Hotels, die sich auf Entspannung konzentrieren, den umgekehrten Weg und schaffen technikfreie Zonen mit vielen natürlichen Materialien, Erdtönen und Pflanzen, um den Gästen zu helfen, vom Alltag abzuschalten.
Gleichzeitig ist die Integration von digitaler Technologie zu einem weiteren Schlüsselfaktor im Hoteldesign geworden. Es geht nicht mehr nur darum, USB-Anschlüsse und kabelloses Aufladen einzubauen, sondern die Hotels überdenken ihre gesamte elektrische Infrastruktur. Da die Gäste mehrere Geräte mitbringen, die verschiedene Arten von Stromanschlüssen benötigen, müssen die Zimmer jetzt verschiedene Spannungsanforderungen und Steckertypen aus der ganzen Welt berücksichtigen.

Intelligente Beleuchtungssysteme ermöglichen es den Gästen außerdem, ihre Umgebung für verschiedene Aktivitäten anzupassen, von heller Arbeitsbeleuchtung für die Arbeit bis hin zu sanfterer Umgebungsbeleuchtung zum Entspannen. Diese technologischen Upgrades müssen nahtlos in das Design des Zimmers integriert werden und gleichzeitig intuitiv zu bedienen sein.
Die Hotels entfernen sich auch immer mehr von den Standardzimmern, die alle gleich aussehen. Immer mehr Häuser bieten unterschiedliche Designthemen und Ausstattungen an, sogar innerhalb derselben Zimmerkategorie. Dies macht die Dinge auf der Angebotsseite zwar komplizierter, ermöglicht es den Hotels aber, besser auf die Wünsche der Gäste einzugehen und ihnen einen unvergesslichen Aufenthalt zu bieten.

Die Pandemie hat viele dieser Veränderungen beschleunigt, aber sie spiegeln auch größere Veränderungen in der Art und Weise wider, wie Menschen leben und arbeiten. Heutzutage ist es üblich, dass jemand seine Geschäftsreise verlängert, um ein paar Tage länger vom Hotelzimmer aus zu arbeiten. Familien führen in den Ferien Video-Gespräche, und Geschäftsreisende kombinieren häufig virtuelle Meetings mit persönlichen Treffen. Man spricht in der Branche von «Bleisure», der Kombination von Business und Leisure (Freizeit).
Die erfolgreiche Umsetzung dieser Veränderungen hängt u.a. von einem intelligenten Design ab, das flexibel genug ist, um den Anforderungen der Gäste gerecht zu werden. Die Hotels, die es richtig machen, sind diejenigen, die ihren Gästen die Effizienz bieten, die sie von einem Hotel erwarten, und ihnen gleichzeitig das Gefühl geben, sich so wohl zu fühlen wie zu Hause.
Erfolgreiche Hotels werden ihre Gäste nicht zwingen, sich zwischen einem Arbeits- und einem Entspannungsraum zu entscheiden – sie werden Räume schaffen, die beides sein können. Das ist ein schwieriges Gleichgewicht, aber genau das ist es, was die Reisenden von heute suchen. Das Standard-Hotelzimmer verändert sich und passt sich den Lebens- und Arbeitsgewohnheiten der Menschen von heute an.









Hinweis: Die Bilder zur Illustration des Beitrages stammen aus den Stay KooooK Hotels Bern, Genf und Leipzig. Stay KooooK bietet den Gästen eine wohnliche, fast schon private Atmosphäre. Das Design unterscheidet sich deutlich von herkömmlichen Hotelkonzepten, indem es dem Anspruch der Gäste, Arbeit mit Freizeit und Erholung zu verbinden, sehr nahe kommt.
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