Wie entwickelt sich der Tourismus in Europa und insbesondere in der DACH-Region im zweiten Halbjahr 2025 (Juli bis Dezember)? Ein neuer Bericht von Amadeus und UN Tourism liefert aktuelle Daten zu Flugverkehr, Hoteltrends und den beliebtesten Reisezielen auf dem Kontinent.
Amadeus, ein führender Anbieter von Reisedaten und Buchungstechnologie, und UN Tourism, die Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen, haben gemeinsam den «Report Travel Insights 2025: Focus on Europe» veröffentlicht. Die Analyse basiert auf Daten von Amadeus Navigator360 und liefert umfassende Einblicke in Flugverkehr, Hospitality-Trends und neue Reisedynamiken in Europa.
Flugverkehr nach Europa nimmt weiter zu
Der Bericht prognostiziert für den Zeitraum Juli bis Oktober 2025 einen Anstieg des internationalen Flugverkehrs nach Europa um 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die zehn meistgebuchten Destinationen – darunter Spanien, das Vereinigte Königreich, Italien, Frankreich und Deutschland – vereinen demnach 70,9 Prozent aller Flugreisen.

Europas Städte im Aufwind
In Westeuropa bleibt Frankreich das beliebteste Reiseziel, gefolgt von Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Belgien und Luxemburg. Innerhalb dieser Länder dominieren urbane Zentren das Nachfrageverhalten: Paris und Amsterdam, gefolgt von Frankfurt und München, verzeichnen sowohl bei den Suchanfragen als auch bei den tatsächlichen Buchungen die höchsten Zahlen – ein deutliches Zeichen für ihre starke touristische Anziehungskraft und Bedeutung als Reise-Hubs. Auch andere Städte gewinnen an Sichtbarkeit: Basel verzeichnete im Jahresvergleich ein Suchwachstum von 42 Prozent, Zürich legte um 15 Prozent zu. München (+14 Prozent) und Berlin (+9 Prozent) zählen ebenfalls zu den Städten mit wachsendem Buchungsinteresse – ein klarer Indikator für die zunehmende Bedeutung dieser Destinationen im europäischen Städtereisemarkt.

Positive Entwicklung im Hotelmarkt
Die durchschnittliche Hotelbelegung stieg in Westeuropa auf 68 Prozent, in Nordeuropa sogar auf 75 Prozent. Auch die Tagesraten kletterten leicht – in Westeuropa von 198 auf 204 US-Dollar. Deutschlandweist durchweg die niedrigste durchschnittliche Tagesrateauf – sie bleibt über das gesamte Jahr unter 200 US-Dollar. Dies deutet auf eine besonders wettbewerbsfähige Preisgestaltung hin, was den Standort vor allem für preissensible Zielgruppen attraktiv macht.
Strategien für Ganzjahrestourismus gefragt
Laut Amadeus-Vizepräsident Javier Campo übersteigt die geplante Flugkapazität vielerorts die tatsächliche Nachfrage. Destinationen sollten daher verstärkt auf saisonunabhängige Tourismusstrategien setzen, um ihre Attraktivität auch in der Nebenzeit zu steigern. „Für Destination-Marketing-Organisationen kann es daher sinnvoll sein, Maßnahmen zur Förderung des Ganzjahrestourismus zu entwickeln, insbesondere in der Neben- und Zwischensaison, um die vorhandene Flugkapazität besser zu nutzen und die Nachfrage gleichmäßiger über das Jahr zu verteilen.“

ETC: Europäischer Reisemarkt zeigt sich robust
Europäer planen nach einer Analyse der European Travel Commission (ETC) für Sommer und Herbst 2025 längere Reisen und höhere Ausgaben pro Urlaub. Besonders gefragt seien Reisen mit drei oder mehr Stopps, wobei fast jeder Dritte zwischen 1.500 und 2.500 Euro ausgeben wolle. Südliche Ziele verlieren laut ETC leicht an Beliebtheit, während Alternativen in Osteuropa zulegen.
Trotz eines leichten Rückgangs der generellen Reiseabsicht bleibe der europäische Reisemarkt robust, analysiert die Dachorganisation der europäischen Tourismusmarketingorganisationen. 72 Prozent der Europäer wollten zwischen Juli und Oktober 2025 verreisen – drei Prozent weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig legten Reisedauer und Ausgabebereitschaft deutlich zu: 42 Prozent der Befragten planten Urlaube von sieben bis zwölf Tagen, das seien elf Prozentpunkte mehr als 2024.
Auch die Budgets wachsen. 30 Prozent der Reisenden rechneten mit Ausgaben zwischen 1.501 und 2.500 Euro pro Person und Reise, so die ETC. 17 Prozent kalkulierten sogar mit mehr als 2.500 Euro. Besonders viel investierten Reisende in Unterkunft, gefolgt von Gastronomie und Aktivitäten am Reiseziel.
Reiselust in Ost- und Südeuropa
Obwohl südliche Destinationen wie Spanien oder Griechenland mit 41 Prozent weiterhin auf großes Interesse stießen, verzeichneten sie bisher einen Rückgang von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr, heißt es in der Erhebung. Stattdessen ziehe es mehr Urlauber in weniger bekannte Länder wie Albanien, Bulgarien oder Bosnien-Herzegowina. Auch Österreich und Belgien gewinnen nach Angaben der ETC leicht hinzu.
Innerhalb der Reiseziele blieben klassische Destinationen beliebt, doch 35 Prozent der Europäer ziehe es in weniger touristische Regionen. 13 Prozent reisten bewusst abseits der ausgetretenen Pfade. Diese Gruppe bleibe tendenziell länger und gebe mehr aus.
Klimaveränderung prägt Entscheidungen
Der Einfluss des Klimawandels auf das Reiseverhalten nehme weiter zu, heißt es zudem. 81 Prozent der Europäer gäben an, dass klimatische Veränderungen ihre Reiseentscheidungen beeinflussten – ein Anstieg um sieben Prozentpunkte. Besonders häufig genannt würden die Beobachtung von Wettervorhersagen (17%), die gezielte Suche nach milderen Klimazonen (15%) und das Meiden von Regionen mit Extremtemperaturen (14%).
Diese Entwicklung könnte die Attraktivität weniger heißer, nördlicher oder höher gelegener Regionen fördern. Zugleich biete sie Chancen für bisher weniger frequentierte Reiseziele, Touristenströme besser zu verteilen.
Junge und ältere Reisende mit unterschiedlichen Prioritäten
Unterschiede zeigen sich laut ETC auch zwischen den Altersgruppen. Junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren gäben vergleichsweise viel für Shopping und Luxus-Erlebnisse aus. Bei Reisenden über 55 Jahren liege der Fokus stärker auf Komfort: 33 Prozent investierten am meisten in die Unterkunft, 24 Prozent in Essen und Trinken.
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