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Wer ist Yunfeng Gao, Besitzer des Mandarin Oriental Palace Luzern?

Am Wochenende wurde in Luzern das umgebaute Palace Hotel als „Mandarin Oriental Palace Luzern“ neu eröffnet. Das „Palace“ gehört dem chinesischen Investor Yunfeng Gao, der auch das Kempinski Palace Engelberg und die beiden Hotels auf der Frutt besitzt. Wer ist der Milliardär aus China, der jetzt zu den grössten Hotelinvestoren der Schweiz gehört?

Yunfeng Gao hat 1990 sein Studium an der Universität Peking für Luft- und Raumfahrt im Fachbereich Flugzeugbau und angewandte Mechanik abgeschlossen. 2007 erwarb er an der Pekinger Universität den Master of Business Administration (MBA) im Fachbereich Betriebswirtschaftslehre.

Er war von 1990 bis 1992 als Lehrer an der Nanjing-Universität für Luft- und Raumfahrt beschäftigt. Von 1993 bis 1996 arbeitete er für das Unternehmen Hong Kong Han’s Co., Ltd. 1996 gründete er sein eigenes Unternehmen, die Shenzhen Han’s Co., Ltd. 1999 reorganisierte er das Unternehmen und änderte den Namen in Shenzhen Han’s Laser Technology Co., Ltd. Das Unternehmen brachte er 2004 an die Börse in Shenzhen. Seitdem ist er Verwaltungsratspräsident und CEO. Das Kerngeschäft des Unternehmens mit 9500 Mitarbeitern ist die Herstellung von Lasergeräten. Daneben hat Yunfeng Gao in China in Immobilien- und Tourismusprojekte investiert.

Auf der Liste des amerikanischen Wirtschaftsmagazins «Forbes» der 400 reichsten Chinesen ist Gao auf Platz 291 aufgeführt mit einem geschätzten Vermögen von 1,33 Milliarden US-Dollar.

Von 2012 bis 2018 war Gao zu einem Drittel an dem Obwaldner Bau- und Immobilienunternehmen Eberli Sarnen AG beteiligt. Deren Tochterfirma Frutt Resort AG gehören auf Melchsee-Frutt die beiden Vier-Sterne-Hotels Frutt Lodge & Spa (eröffnet im Dezember 2011, Baukosten 40 Millionen Franken) und das im Dezember 2015 eröffnete Hotel Frutt Family Lodge, das 50 Millionen Franken gekostet hat. Beide Hotels sind durch einen unterirdischen Tunnel verbunden, der acht Millionen Franken gekostet hat. Auch das Restaurant und Hotel Gemsy, welches Gao im Frühjahr 2015 erworben hat, ist an den Tunnel angebunden. Weiterhin werden seit 2013 das Berggasthaus Tannalp und seit Herbst 2015 das Berghotel Bonistock von Tochterfirmen der Frutt Resort AG betrieben. Damit sind die Gastrobetriebe auf Melchsee-Frutt von der Eberli/Gao-Gruppe dominiert.

Gao hat 2011 das Hotel Europäischer Hof in Engelberg gekauft, ein denkmalgeschütztes Grand-Hotel im Jugendstil, das 1904 erbaute wurde. Seine Firma Han’s Europe AG renovierte das Hotel für rund 100 Millionen Franken zu einem 5-Sterne-Superior-Hotel. Das Hotel wird jetzt unter dem Namen «Kempinski Palace Engelberg» mit 129 Zimmern betrieben. Im Dezember 2015 kaufte Gao das heutige Mandarin Oriental Palace in Luzern.

Private und andere Hintergründe zu Yunfeng Gao

Im August 2020 publizierte die Journalistin Gudrun Sachse im Magazin NZZ Folio einen Report über chinesische Investoren in der Schweiz. Hier ein Auszug aus dem Report über Palace Luzern-Inhaber Yunfeng Gao:

«Herr Gao, sagen die, die ihn getroffen haben, sei ein unscheinbarer Mann. Schlank und feingliedrig. Bübisch für einen über 50-Jährigen. Sicher kein Protzer. Linienflug statt Privatjet. Selbst am Steuer statt Chauffeur. Eine Frau, zwei Kinder, keine Bodyguards, aber klare Vorstellungen und Ziele. Gao würde kaum einem Engelberger oder Luzerner auffallen, füllte er im Coop sein Körbchen. Sie kennen ihn von drei, vier Veranstaltungen, bei denen er auf chinesisch sein Wohlwollen kundtat, in diesem Tal 100 Millionen Franken in ein Fünfsternehotel zu investieren, der Schönheit wegen und nicht aus Gier. Ortskundige Freunde hatten dem Selfmade-Milliardär aus China geraten, sich in der Innerschweiz bodenständig zu geben – und so zapfte er Bier und rührte in Fonduetöpfen. Hier, umgeben von sonnenumspielten Gipfeln, will man keinen kaltherzigen Investor, sondern einen guten Menschen aus Shenzhen… Sicher lag es auch an seiner feinen Art, dass das Geschäft zustande kam. Vor allem aber daran, dass Asiaten seit Jahrzehnten in der Region eine Art Synonym für Wertschöpfung sind.»

«Thomas Dittrich lernte Yunfeng Gao 2011 als seinen Gast kennen. Damals war Dittrich noch Direktor des «Europäischen Hofs» in Engelberg, einst Schmuckstück der Belle Epoque. Gao bezog ein Doppelzimmer mit Frühstück für 180 Franken, «sehr unkompliziert» sei er gewesen, erinnert sich Dittrich. Gao sondierte die Lage, nachdem sich die deutsche Besitzerfamilie Leibrecht entschieden hatte, den «Europäischen Hof» zu verkaufen. Um Spekulanten abzuhalten, legte das Engelberger Stimmvolk im Baureglement fest, dass auf dem Areal ein Hotel mit mindestens vier Sternen gebaut werden müsse, zudem solle der angrenzende Kurpark weiter allen zur Verfügung stehen. Das überforderte die meisten, die zur Brautschau kamen. Nicht aber Herrn Gao. Der hatte sich beim Volkswirtschaftsdepartement Obwalden nach Investitionsmöglich­keiten im Kanton erkundigt und war nun fündig geworden.

Herr Gao kauft ein

Gao «bat» das Bauunternehmen Eberli, das Projekt zu verfolgen, erklärt Alain Grossenbacher, der CEO des Sarner Unternehmens, die fruchtbare Bekanntschaft. Nachdem Gao in Engelberg unterzeichnet hatte, kaufte er 2012 von der Eberli-Gruppe für 52 Millionen Franken das Hotel Frutt Lodge und Spa auf der Melchsee Frutt. Kurz zuvor hatte sich Gao am Aktienpaket der Generalunternehmung beteiligt. «Er wünschte sich eine engere Anbindung an seinen Partner in der Schweiz», sagt Grossenbacher, unter anderem, «damit er sich als ausländischer Investor im schweizerischen Gesetzesdschungel zurechtfindet.» Gemeinsam baute man die neue Family Frutt Lodge und verband die beiden Hotels mit einem 8 Millionen Franken teuren Tunnel. Weitere kleinere Gasthöfe in der Gegend packte man auch noch in den Einkaufskorb. Mit Eberli machte sich Gao an die Übernahme des «Grand Hotel Palace» in Luzern, zudem zeigte man Interesse, die Jungfrau Group zu übernehmen, zu der das «Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa» in Interlaken, das «Bellevue Palace» in Bern, das «Eden au Lac» in Zürich und das «Crans Ambassador» in Crans Montana gehören. Seit zwei Jahren gebe es keine gegenseitigen Beteiligungen mehr. Eberli stellt für Gao nur noch das Hotel in Engelberg fertig… 

Näher als an Thomas Dittrich kommt man nicht an Herrn Gao. Auf mehrere Anfragen über diverse Wege folgt Schweigen. Vielleicht ist es derzeit nicht einfach als Chinese. Selbst wenn man reich ist. Oder gerade deswegen. «Er ist zurückhaltend», entschuldigt ihn Dittrich. Viel beschäftigt. Ständig unterwegs. Mehrere Wohnsitze. Vor allem ist er wohl vorsichtig, seit die Shenzhen-Börsenaufsicht 2019 Fragen zu Gaos Firmenunterlagen stellte – unter anderem, weshalb der Bau seines ­Forschungszentrums in Engelberg derart viel Geld ­verschlinge. Als sich daraufhin ein Reporter des chinesischen Newsportals «Yicai Global» das Forschungszentrum anschauen wollte, fand er stattdessen die Baustelle für ein Luxushotel vor. Gao rechtfertigte sich in den Medien: Das Hotel sei Teil eines Komplexes, der durchaus für Konferenzen und Mitarbeitertrainings genutzt würde – und beschimpfte gar einen Journalisten des Staatsfernsehens CCTV: «Wie können Sie es wagen, mir nachzuspionieren?» Für einen chinesischen Milliardär eine eher rhetorische Frage.

Yunfeng Gao mag in der Zentralschweiz als Hotelkönig gelten – der einzige Chinese, der in Hotels investiert, ist er bei weitem nicht. Meist sichern sich die Investoren Prestigeobjekte. Der bekannteste Fall: der Kauf des New Yorker Luxushotels Waldorf Astoria durch eine chinesische Versicherungsgesellschaft. Aber auch der Club Med, die Hotelgruppen Radisson und Steigenberger sowie ein Anteil der Hilton-Kette sind chinesisch.»

Quelle & Copyright: NZZ Folio, August 2020, Autorin Gudrun Sachse.

Über Mandarin Oriental

Die Hotel-Gruppe Mandarin Oriental ist preisgekrönte Eigentümerin und Betreiberin einiger der luxuriösesten Hotels, Resorts und Residenzen der Welt. Die Gruppe, die sich von ihren Wurzeln in Asien aus zu einer globalen Marke entwickelt hat, betreibt heute 36 Hotels und sieben Residenzen in 24 Ländern und Territorien. Jede Immobilie spiegelt neben ihrem orientalischen Erbe einen starken Sinn fürs Lokale wider. Mandarin Oriental ist Mitglied der Jardine Matheson Group. In der Schweiz betreibt Mandarin Oriental ein Haus in Genf. Und in vier Jahren soll das Mandarin Oriental Zürich am Paradeplatz eröffnet werden (bisher Savoy Baur au Ville).

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