Die französische Hotelgruppe „Beaumier“ hat Anfang 2022 drei Hotels in Wengen im Berner Oberland erworben. Die drei Häuser unter der Marke „Wengen Classic Hotels“ waren im Besitz der Familie Zinnert. Nun werden das Hotel Belvédère und der Wengenerhof komplett umgebaut und 2024 als moderne Resort- und Wellnesshotels wiedereröffnet.
Die drei Häuser – Wengenerhof, Hotel Belvédère und Hotel Silberhorn – befinden sich direkt im Zentrum von Wengen und bildeten bis Anfang 2022 die «Wengen Classic Hotels». Inhaber der Hotels war bis anhin die einheimische Familie Zinnert. Wie Bettina Zinnert gegenüber Hotel Inside erklärt (vgl. Video-Talk), fehlten der Familie die Mittel und Ressourcen, um das Potenzial der drei Betriebe voll auszuschöpfen.


Für die französische Hotelgruppe «Beaumier» ist es die erste Akquisition ausserhalb Frankreichs. Die Gruppe will in «hochwertige Hotels in erstklassigen Freizeit-Destinationen in ganz Europa investieren», so «Beaumier»-Chef Eric Dardé in einem Interview mit Hotel Inside. Das aktuelle «Beaumier»-Portfolio besteht aus neun Hotels in den französischen Alpen, der Provence, in Ibiza und an der Côte d’Azur. Die Erweiterung um die drei Wengener Hotels sei ein strategischer Schritt für das weitere Wachstum in Europa und darüber hinaus, so Eric Dardé.
Bettina Zinnert, die die drei Häuser in Wengen von 2015 bis 2022 führte, sagt: «Mein Ziel war es immer, die Wengen Classic Hotels einen Schritt weiterzubringen. Nach dem Ableben meines Vaters wurde mir klar, dass wir als Familienbetrieb dazu die Ressourcen nicht haben, um unser wahres Potenzial auszuschöpfen.» Sie freue sich, dass «Beaumier» dazu beitragen werde, die Hotels an die Spitze des Marktes zu bringen. Damit werde Wengen als Feriendestination noch attraktiver.
Wer ist Bettina Zinnert?

Bettina Zinnert studierte Wirtschaft an der Universität Zürich und machte Karriere als Investmentbankerin (u.a. bei der UBS), bevor sie mit knapp 30 Jahren über Nacht zur Chefin von drei der geschichtsträchtigsten Hotels in Wengen wurde. Fast ein ganzes Dorf fragte sich: «Kommt das gut? Ein sinkendes Schiff?» Bettina Zinnert führte damals rund 70 Mitarbeitende während der Saison, und beherbergte bis zu 400 Gäste pro Nacht. «Ich war immer überzeugt, dass wir es schaffen», so die heute 37-Jährige Ex-Bankerin.
Hotel Inside-Interview mit «Beaumier”-Chef Eric Dardé
Hotel Inside führte ein Interview mit Eric Dardé, Präsident und Gründer der «Beaumier»-Hotelgruppe

Monsieur Dardé, warum haben Sie die drei Hotels in Wengen erworben?
Unsere Hotelgruppe ist auf Freizeitziele in ganz Europa spezialisiert. Nachdem wir in den französischen Alpen begonnen haben, war die Schweiz der natürliche nächste Entwicklungsschritt für uns. Wissen Sie, Wengen hat mich wegen seiner einzigartigen, natürlichen Umgebung, seiner Schönheit und seiner Lage besonders angezogen. Ein Ferienort, der sowohl im Winter als auch im Sommer ein breites Spektrum an Aktivitäten bietet, mit einem sehr internationalen Kundenstamm.
Was erhoffen Sie sich denn von diesem Markteintritt in die Schweiz? Und was gibt Ihnen die Zuversicht, dass Sie im Berner Oberland Erfolg haben werden?
Unser Ziel ist es, in den wichtigsten alpinen Resorts der Schweiz präsent zu sein, mit der gleichen Konsequenz, einzigartige Hotels in einer einzigartigen natürlichen Umgebung zu schaffen. Wir können uns vorstellen, dass «Beaumier» weitere drei bis fünf Schweizer Destinationen hinzufügt. Die Schweiz ist für uns sehr attraktiv, da der Tourismus sehr international ist und unsere Marke gut zur Geltung kommt. Darüber hinaus ist der Schweizer Markt ein schnell wachsender Zubringermarkt für unsere anderen europäischen Destinationen. Die schöne Natur, die einzigartigen Orte und die Geschichte der Schweiz – das sind alles Dinge, die uns und unseren Gästen wichtig sind. Die Schweiz passt einfach gut zu uns!
Mit anderen Worten: Die Millionen-Investitionen, die Sie derzeit in Wengen tätigen, lohnen sich.
Ja, denn Wengen hat ein faszinierendes Erbe und Vermächtnis in einer atemberaubenden Natur und Bergwelt. Wir sind begeistert, die Kreativität von «Beaumier» mit einem so einzigartigen Ort zu verbinden.
Wann sollen die umgebauten Hotels in Wengen eröffnet werden?
Das erste Hotel wird im Dezember 2023 wiedereröffnet und das gesamte «Beaumier-Resort» im Sommer 2024.
Sie betreiben ja vor allem Ferienhotels und Resorts. Sind Hotels in Städten ein Thema für «Beaumier»?
Wir wollen schöne Hotels in einzigartigen europäischen Freizeitorten inmitten der Natur schaffen. Dort bieten wir ein Gefühl des Wohlbefindens und eine Rückbesinnung auf das Wesentliche im Leben, was für uns die Verbindung mit der Natur, den Menschen und dem Wohlbefinden ist.
Schön gesagt. Wann ging Ihre Hotelgruppe eigentlich an den Start?
Glauben Sie mir: «Beaumier» ist ein Abenteuer, das für mich vor über zehn Jahren begann und jedes Jahr organisch um ein bis zwei Hotels gewachsen ist. Ich habe die Marke «Beaumier» im Jahr 2021 ins Leben gerufen, eine Marke, die 30 Jahre Erfahrung im Gastgewerbe widerspiegelt und zeigt, wie ich die Luxus-Lifestyle-Gastronomie im aktuellen Umfeld sehe.
In gewissen Investoren-Kreisen wird behauptet: «Beaumier» kauft Hotels, saniert diese und verkauft die Häuser später mit Gewinn. Was sagen Sie dazu?
Ich habe «Beaumier» geschaffen, um zu überdauern; es begann vor über zehn Jahren und wird auch in 50 Jahren noch da sein. Ich realisiere Hotels mit einem nachhaltigen Ansatz, von der Art und Weise, wie unsere Häuser umgestaltet werden, bis hin, wie wir unsere Geschäfte führen, unabhängig davon, woher unsere Investitionen kommen. Ich wache jeden Morgen mit dem Ehrgeiz auf, ein ausgewogenes Unternehmen zu schaffen und ein nachhaltiges Erbe zu hinterlassen. Zuletzt hatten wir das große Glück, von «KSL Partners» unterstützt zu werden, einer einzigartigen Investmentfirma, die sich auf Freizeit- und Tourismusportfolios spezialisiert hat. KSL hat einen ausgeprägten Sinn für Unternehmertum, eine Kultur, die in vielerlei Hinsicht mit der von «Beaumier» übereinstimmt, und legt großen Wert auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.
Die beiden Hotels Belvédère und Wengenerhof in Wengen sollen als 5-Sterne-Hotels klassifiziert werden, sagen Hoteliers vor Ort. Luxushotels in Wengen: Kann das funktionieren?
Interessanterweise ist die Sterne-Klassifizierung nicht etwas, auf das wir uns vorrangig konzentrieren. Wir erwähnen auf unseren Websites nie unsere Sterne, da wir glauben, dass sie für verschiedene Menschen unterschiedliche Dinge bedeuten können. Wir konzentrieren uns viel mehr darauf, einzigartige Hotels an wunderschönen Orten zu betreiben, in denen unsere Gäste eine fabelhafte Zeit verbringen werden. In einigen Ländern und für einige Plattformen ist es jedoch gesetzlich vorgeschrieben, eine Sterne-Klassifizierung von einer Tourismusorganisation zu haben.
Wo steht die Gruppe «Beaumier» in zehn Jahren?
Wahrscheinlich werden es 20 Boutique-Hotels an einzigartigen europäischen Freizeitzielen in Frankreich, Italien, Spanien, der Schweiz, Österreich, Portugal und Skandinavien sein.
Monsieur Dardé, vielen Dank für das Interview.
Pressemappe von Beaumier (PDF)
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