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Kommentar von Hans r. Amrein

Wir brauchen Lehrlinge, liebe Hoteliers!

«Wir brauchen nicht nur Häuptlinge, sondern und vor allem Indianer», so Kurt Imhof, bis 2015 Direktor der Hotelfachschule Luzern (SHL). Was wollte Imhof mit dieser Aussage sagen?

Tatsache ist: Unsere renommierten Hotelfachschulen (EHL, SHL) werden immer mehr zu Management- oder Kaderschulen. Vor allem die weltweit führende EHL Group wird immer mehr zum «Harvard der Hospitality-Industrie», wo die Hotelelite der Zukunft ausgebildet wird. Wer in der Hotellerie Karriere machen und Top-Führungspositionen erreichen will, schreibt sich am besten an der EHL in Lausanne, Passugg oder Singapur ein. Die EHL ist heute weit mehr als eine traditionsreiche Hotelfachschule. Sie ist eine Art Universität mit akademischem Anspruch, wo auch Forschung und Wissenstransfer betrieben wird.

Doch auch die Höheren Fachschulen in Luzern (SHL), Zürich und Thun sind – wenn man genau hinschaut – Managementschulen. Man schliesst hier zwar nicht mit einem Bachelor oder Master in Hospitality Management ab, sondern mit einem eidgenössisch anerkannten Diplom. Wobei dieses Diplom – international gesehen – wenig Strahlkraft hat. Aber das ist ein anderes Thema.

Fazit: Wir bilden an den Schweizer Hotelfachschulen vor allem Hotelmanager/innen aus. Wir tun dies sehr erfolgreich. Denn unsere Jung-Hotelmanager sind auf dem Arbeitsmarkt heiss begehrt, wenn Führungsleute mit hoher Servicekompetenz gesucht werden. Banken, Versicherungen oder Konzerne wie Nestlé und Unilever reissen sich um Jung-Hoteliers mit EHL- oder SHL-Diplom in der Tasche. Haben Sie gewusst, dass fast 60 Prozent der Absolventen/innen der EHL schon wenige Jahre nach Studienabschluss die Branche verlassen, um für Rolex, Louis Vuitton oder die UBS zu arbeiten?

Es findet an unseren Hotelfachschulen also zunehmend eine Art Akademisierung statt. Ausgebildet werden Finanz- Marketing- und F&B-Manager/innen. Doch was ist mit all den Hotel-Menschen, die Wein oder Kaffee servieren, hinter der Rezeption stehen, Check-in- und Check-out-Prozesse durchführen? Hotel-Menschen, die an der Tür stehen und den Gast herzlich begrüssen? Hotel-Menschen, die auf der Etage arbeiten und dafür sorgen, dass Zimmer und Korridore täglich perfekt gereinigt werden? Köche und Patissiers, die für das «leibliche Wohl» der Gäste sorgen?

Nichts gegen ambitionierte Jung-Manager/innen und EHL-Absolvent/innen, die Karriere machen wollen. Aber ein Hotel ohne Kellner, Hausdamen, Köche, Gärtner, Handwerker oder Portiers funktioniert nicht. Quizfrage: Wer sind die eigentlichen Gastgeber im Hotel? Wer kümmert sich direkt um den Gast? Der General Manager oder Hoteldirektor?

Die wirklichen Gastgeber im Hotel sind der Portier oder Concierge, die Rezeptionistin, der Kellner, der Sommelier, die Hausdame und selbst die «Zimmermädchen», auch wenn sie verborgen im Hintergrund arbeiten. Sie alle wirken direkt beim Gast.

Und die Manager? Die sitzen in der Regel im Backoffice, sorgen sich um Umsatzzahlen und Budgets, Kosten und Personalprobleme.

Fazit: Ohne Hotel-Menschen, die eine Lehre gemacht haben und ihren Beruf oder ihr Handwerk leidenschaftlich, engagiert und mit Herzblut ausüben, läuft in der Hotellerie gar nichts. Deshalb, liebe Hoteliers: Schafft Lehrstellen! Bildet vermehrt Lehrlinge und Lehrtöchter aus! Fördert die Berufslehre und sorgt dafür, dass der Beruf des Kellners, der Rezeptionistin oder des Kochs wieder attraktiver wird.  

Es lebe die Berufslehre und unser duales Bildungssystem!

Hans R. Amrein
Publizist & Gesellschafter

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