hotel inside tag

Newsletter

Werden auch Sie ein Insider!

Folgen Sie uns

Kommentar von Hans r. Amrein

Was können wir von der Hotellerie in Thailand lernen?

Ich weilte knapp vier Wochen in Thailand, dem «Land des Lächelns». Ich wollte wissen: Warum arbeiten so viele Schweizer Hoteliers und Hotelmanager ausgerechnet in Thailand? Hotel Inside-Recherchen haben ergeben: In keinem anderen aussereuropäischen Land arbeiten mehr Schweizer Hoteliers als in Thailand. Damit nicht genug: Schweizer Hoteliers prägen die thailändische Tourismus- und Hospitality-Branche seit Jahrzehnten stark und nachhaltig. Beispiele: Alois Fassbind aus Ebikon bei Luzern. Der Bauernbub baute in den 80er-Jahren in Pattaya ein riesiges Hotel-Resort auf (Royal Cliff Beach Resort). Oder Kurt Rufli, der in über dreissig Jahren die Amari-Gruppe entwickelt und aufgebaut hatte. Man könnte an dieser Stelle noch viele Namen von Schweizer Hotelpionieren in Thailand erwähnen.

Ich habe zahlreiche Hotels und Gastronomiebetriebe zwischen Bangkok, Hua Hin und Phuket besucht. Dabei habe ich mit vielen Exponenten aus Tourismus und Hotellerie Gespräche geführt, darunter natürlich Schweizer Hotelmanager, die seit Jahrzehnten Hotels und Resorts konzipieren, eröffnen und betreiben. Was ist mein persönliches Fazit nach vier Wochen? Was können Schweizer Hoteliers von Thailand lernen? Was machen die Thais besonders gut – oder anders? Worin unterscheidet sich das Gastgewerbe in Thailand wesentlich von der Schweizer Hotelszene?

Folgenden Aspekte, Besonderheiten oder Unterschiede sind mir aufgefallen:

  • Die thailändische Hospitality-Industrie boomt. Der Branche geht es sehr gut, wenn man die wirtschaftlichen Kennzahlen anschaut (RevPAR, GOP usw.) Die meisten Häuser und Resorts, egal ob in Bangkok oder Phuket, verdienen gutes Geld, sind also rentabel. Kein Wunder, werden laufend Millionen in die Erneuerung, Sanierung und Optimierung der Hotels gesteckt.
  • Mehr als die Hälfte der schweizerischen Luxushotels sind abhängig von einem Mäzen, der laufend viel Geld in «sein Hobby» investiert. Grosse Investitionen werden abgeschrieben, der Investor und Mäzen ist glücklich, wenn «sein Hobby» eine schwarze Null erzielt. So etwas gibt es in Thailand nicht. Mäzenatentum in der Hotellerie? Ein Fremdwort. Hotels müssen rentieren – und Investitionen müssen zu mehr Gewinn führen und über den Cashflow finanziert werden können.
  • Staatliche Hilfe für die Hotellerie? In der Schweiz seit Jahren ein grosses Thema. In Thailand? Kein Thema.
  • Wenn es um das geht, was man bei Four Seasons Hotels & Resorts (Isadore Sharp) «Service Exzellenz» nennt, sind uns die thailändischen Luxus- und Viersternehotels weit voraus. Die Thais sind wahre Service-Weltmeister, sie sind die geborenen Gastgeberinnen und Gastgeber. Da können wir in Europa nicht mithalten – und von den Thais eine Menge lernen.
  • Und wie steht es um die Hardware? Architektur und Interior Design in thailändischen Hotels? Auch da können sich die Thais sehen lassen. Ich weile gerade in einem 5-Sterne-Design-Hotel («The Slate», Phuket). Star-Designer Bill Bensley hat das Resort kreiert. Solche Hotels sucht man in der Schweiz vergebens. Auch Luxushäuser wie «Capella», Four Seasons oder Peninsula (alle in Bangkok) verfügen über Interior Design-Konzepte, die weltweit einzigartig sind. Auch da lohnt sich eine Reise nach Siam (Thailand).
  • Eine weitere Besonderheit: In Thailand dominiert die internationale Marken-oder Kettenhotellerie. Alle grossen Brands der Welt sind hier überdurchschnittlich präsent und setzen stark auf Wachstum. Thailand gilt als Boom- und Wachstumsmarkt. Allein bis Ende 2026 entstehen in Thailand mehr als 400 neue Hotels und Resorts. In der Schweiz ist das (noch) anders, da dominiert nach wie vor die kleinstrukturierte Privathotellerie – einzeln geführte Häuser in Familienbesitz. Kleine Familienhotels in Thailand? Kein Thema.
  • Wie steht es in Thailand um die 3- und 2-Sterne-Hotellerie? Da dürfen wir Schweizer grundsätzlich stolz sein, denn gerade im 3-Sterne-Segment existieren viele großartige «Produkte». Da hat in den letzten paar Jahren ein konstruktiver Fortschritt stattgefunden. Und in Thailand? Hier ist das Risiko gross, dass man auf heruntergekommene 2- oder 3-Sterne-Betriebe trifft, die man einem europäischen Gast nicht zumuten kann…
  • Stichwort Investitionen und Finanzierungen: Im Gegensatz zur Schweiz glauben thailändische Grossbanken (z.B. Bangkok Bank) an den Tourismus und die Hotellerie. Fazit: Wer in Thailand ein erfolgversprechendes Hotelprojekt umsetzen will, erhält Kredite von den Banken – zu humanen Bedingungen.
  • Stichwort Fachkräftemangel: Ja, seit dem Ende der Covid-Pandemie (Frühjahr 2022) herrscht auch in Thailand so etwas wie ein Mangel an guten Fachleuten, vor allem in der Metropole Bangkok. Viele haben während der Pandemie die Branche verlassen, so wie in der Schweiz. Jetzt suchen die Hotels krampfhaft «gutes Personal»…
  • Stichwort Nachhaltigkeit: Ich hätte nicht geglaubt, dass Nachhaltigkeit im ökologischen Sinne in der Thai-Hotellerie eine so wichtige Rolle spielt. Alle Hotels, die ich besucht habe, setzen stark auf umweltgerechtes Handeln, auf Co2-Neutralität, auf die Vermeidung von Food Waste, auf umweltgerechtes Bauen usw.

Dies die wichtigsten (persönlichen) Erkenntnisse aus vier Wochen Hotellerie in Thailand. Ich kann Ihnen eine Thailand-Hotelreise nur empfehlen. Besuchen Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen im «Land des Lächelns». Sie werden begeistert sein! Und Sie werden eine Menge lernen, auch wenn die Rahmenbedingungen in Thailand in keiner Weise mit der Schweiz vergleichbar sind.

Hans R. Amrein
Publizist & Gesellschafter

zur Übersicht