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Kommentar von Hans r. Amrein

Was können wir von der Hotellerie in München lernen?

München ist eine faszinierende Stadt. Es gibt hier fast alles – Museen, Galerien, Oper, Oktoberfest, Luxusshops, Biergärten, Industriewerke wie Siemens oder BMW, internationale Messen, weltbekannte IT-Firmen, einer der besten Fussballclubs der Welt (FC Bayern-München), 500 Kilometer Velowege auf Stadtgebiet, der grösste Stadtpark der Welt (Englischer Garten) – und über 450 Hotels mit 92 000 Betten.

München und die Hotellerie. Man darf sagen: Fast alle, die hier in der Beherbergungsindustrie tätig sind – egal ob klassisches Hotel, Appartementhaus oder Hostel – verdienen gutes Geld. Münchens Hotellerie erzielt seit Jahren die höchsten Zimmerraten, und die Bettenbelegung ist mit über 70 Prozent hoch. München ist, was Hospitality betrifft, Marktleader in Deutschland. Wenn man sich Qualität und Vielfalt in der Münchner Hotelszene anschaut, steht fest: Die Bayern sind nicht nur auf deutschen Fussballfeldern top, sondern auch in der Hotellerie.

Damit nicht genug: In München entstanden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche innovative, einzigartige Hotelkonzepte, die später national und international erfolgreich waren, so zum Beispiel die Budget-Lifestyle-Gruppe Motel One, das Trend-Konzept Cocoon oder Ruby Hotels, die der Münchner Hotelier Michael Struck erfunden hat.

Keine andere Grossstadt in Deutschland bietet ein so breites Angebot an Hotels oder Beherbergungsoptionen wie München. Auch aus der Sicht der Investoren ist München top. Der Hotelimmobilienmarkt kommt jetzt – nach zwei Jahren Corona-Flaute – wieder auf Touren, und zwar richtig! Kein Wunder, entstehen in den nächsten Monaten laufend neue Hotels. Darunter renommierte Häuser wie das Rosewood, betrieben von «Arabella Hospitality» (Schörghuber-Gruppe). Auch Marriott, der grösste Hotelkonzern der Welt, setzt auf München und eröffnet am Karlsplatz ein JW Marriott. Mit zwölf Hotel-Marken ist Marriott in der bayerischen Landeshauptstadt ja bereits stark vertreten…

Man darf sich fragen: Bleibt die Nachfrage für Hoteldienstleistungen in München auch in naher Zukunft auf so hohem Niveau, dass die 450 Hotelbetriebe gutes Geld verdienen können? Oder schafft man in München Überkapazitäten, so wie vor über 20 Jahren in Berlin? Fazit: ein brutaler Verdrängungskampf und Preisdumping.

Meine Gespräche mit Hoteliers, Hospitality-Experten und Tourismus-Exponenten in München haben ergeben: Man glaubt weiterhin an einen boomenden Hotelmarkt. Alle aktuellen Studien zeigen: Die Nachfrage in Münchens Hotellerie bleibt auch 2024 hoch. Mit anderen Worten: Der Tourismus in München läuft wieder wie in den «guten alten Zeiten» (vor Covid), das Business kommt wieder auf Touren, es gibt wieder grosse Messen, Kongresse, Tagungen und andere Events.

Also, was können wir von Münchens Hotellerie lernen? Kurz gesagt: Der Glaube an die Zukunft dieser einzigartigen Branche (sprich Hotellerie). Das, was man Tourismusbewusstsein nennt, scheint in der Münchner Bevölkerung offensichtlich stark verankert zu sein. Touristen sind hier gern gesehen Gäste! Entsprechend erlebe ich hier in Bars oder Gasthäusern eine Servicequalität, die ich mir an manchen Orten in der Schweiz nur wünschen kann.

Immer mehr Städte in der Schweiz setzen jetzt – nach der Pandemie – auf das Leisure-Segment. Der Freizeitgast wird immer wichtiger. Zürich ist das beste Beispiel. Und wie ist das in München? Kurz: Leisure dominiert hier seit vielen Jahren das touristische Leben und die Übernachtungsstatistik des Tourismusamtes. Trotz Siemens, BMW und Messeplatz – München setzt schon lange auf den Freizeitgast – und nicht aufs klassische Business- und MICE-Segment.

Fachkräftemangel, hohe Energiekosten, Inflation, höhere Zinsen, eine leichte Abschwächung des Konsums in Deutschland: Man hätte auch in München Grund, eher etwas pessimistisch in die nahe Zukunft zu schauen. Nein, Münchens Hoteliers sind zuversichtlich. So wie Uli Hoeness, langjähriger Präsident des FC Bayern-München, an seine Mannschaft glaubt, glauben die Münchner Hoteliers an eine rosige Zukunft ihrer Branche – egal, wie viele Rosewoods, Marriotts oder Radissons hier noch entstehen.

Hans R. Amrein
Publizist & Gesellschafter

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