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Kommentar von Hans r. Amrein

Sind Schweizer Hoteliers wirklich innovativ?

Natürlich gibt es sie, die wirklich innovativen Schweizer Hoteliers, Hotelmanager oder Hotelunternehmer. Sie schaffen es, kreative und einzigartige Hotelkonzepte am Markt zu etablieren. Ihre Hotels sind alles andere als austauschbar. Ich denke da – zum Beispiel – an Raphael Wyniger, der seinen Teufelhof in Basel über Kunst, Theater und Gastronomie verkauft. Oder Fritz Erni („Hotelier des Jahres 2017“), der aus dem Montana in Luzern eines der besten und „lebendigsten“ Stadthotels der Schweiz gemacht hat. Oder Daniel Renggli, der mit seinen coolen Revier-Hotels neue Massstäbe setzt in der Schweizer Berg- oder Ferienhotellerie. Oder Kurt Baumgartner („Hotelier des Jahres 2018“), der seit über zwanzig Jahren erfolgreiche Kooperationen eingeht (Beispiel Thermalbad Scuol, Bergbahnen). 

Ich könnte an dieser Stelle noch einige Namen nennen. Innovative Hoteliers wie die Julens, Laubers, Gurtners, Kuhns, Maeders, oder Suhners. Hinzu kommen einzigartige Hotelkonzepte wie Stay Kooook (SV Hotels), The Alpina Gstaad, The Chedi Andermatt, The Hotel Luzern oder Kemmeriboden-Bad im Emmental. 

Ich verbringe seit vielen Jahren fast die Hälfte meiner Lebenszeit in Hotels, nicht nur in der Schweiz. Ich erhalte täglich Hotel-News, Hotel-Studien und andere Insider-Informationen aus aller Welt. Dabei fällt mir auf: Alle wirklich innovativen, neuartigen Hotelkonzepte entstehen im Ausland – in Holland, Deutschland, Österreich, im Südtirol, in den USA, im Mittleren Osten oder in Asien. 25hours und Motel One waren deutsche Ideen, CitizenM ist holländisch-indisch, Chedi stammt aus Asien. Quizfrage: Welches wirklich innovative, neuartige Hotelkonzept stammt aus der Schweiz?

Ja, glücklicherweise ist in den vergangenen zwei Jahren ein wirklich innovatives Hospitality-Konzept in der Schweiz entstanden, nämlich das Longstay-Konzept Stay Kooook der SV Group. Inzwischen wurde das Konzept, das unter der Regie von SV Hotelchef Beat Kuhn realisiert wurde, mehrfach ausgezeichnet. Zu Recht. Ein weiteres, in der Schweiz kreiertes und innovatives Hospitality-Konzept: Revier Hotels. Revier-CEO Daniel Renggli hat es mit Erfolg geschafft, ein urbanes Lifestyle-Konzept in den Bergen zu verwirklichen. Revier ist im Grunde genommen nichts anderes als ein Mix aus 25hours, Motel One und CitizenM. Ein New Generation Hotel in den Bergen. 

Jetzt, nach der Covid-Krise, setzen immer mehr Hotelketten auf den Leisure- oder Freizeitmarkt – aus naheliegenden Gründen (Krise in der Stadthotellerie während Corona). Es würde mich nicht erstaunen, wenn nun Lifestyle- oder Design-Marken wie Ruby Hotels, CitizenM, Mama Shelter oder Jo&Jo in den Bergen New Generation- oder Budget-Hotels eröffnen würden. Ein Beispiel sind die Bikini-Hotels, die bereits auf Mallorca ein Haus betreiben und künftig auch in Zermatt präsent sein werden. Hinter Bikini stecken die Initianten von 25hours, bis vor kurzem auch Christoph Hoffmann. 

Nun, vor über hundert Jahren haben Schweizer Hoteliers wie Cäsar Ritz, Johannes Badrutt und Alexander Seiler die Grand Hotellerie erfunden. Sie waren echte Pioniere und Entdecker. Ging es um Hotel-Architektur und Service-Standards, setzten Ritz, Seiler & Co. Massstäbe. Und heute? Wer setzt in der Schweizer Hotellerie Massstäbe – nebst den erwähnten Namen oder Marken? Wer definiert den „New Luxury“ in der Hotellerie? Schweizer Fünf-Sterne-Hotels? Ja, The Chedi Andermatt oder The Alpina Gstaad sind innovative und hervorragende Hotelprodukte im Luxussegment. Und sonst?

Tatsache ist: Es sind aktuell vor allem asiatische Gruppen wie Aman Hotels & Resorts oder die kanadischen Four Seasons Hotels, die Massstäbe setzen und Luxushotellerie neu definieren. Quizfrage: Und woher stammen all die neuen Budget- und Lifestyle-Konzepte? Accor, Marriott, IHG & Co. lassen grüssen! 

Stellen Sie sich mal die folgende Frage: Warum verkaufen die meisten Stadt- und Ferienhotels zwischen Chiasso und St. Gallen vor allem Zimmer oder Betten – und nicht Erlebnisse und Geschichten? Warum feiern neue Hotelmarken in Paris, Berlin, Dubai oder Amsterdam ihre Premiere – und nicht in Bern, Lugano oder St. Gallen? Warum kaufen Schweizer Hotelinvestoren vor allem ausländische Hotel-Brands ein: Holiday Inn, Moxy, Hilton Garden Inn, Ruby & Co. lassen grüssen!

Kennen Sie das „Kranzbach“ in Oberbayern? Oder Schlosshotel Elmau? Das „Stock Resort“ im abgelegenen Zillertal? Das Posthotel Achenkirch im Tirol, zum Beispiel? Da gibt es kein Matterhorn, auch kein Jungfraujoch. Sind die Hoteliers im Ziller- oder Kleinwalsertal vielleicht gerade deswegen so innovativ oder kreativ? Ja, sie verfügen über keine touristischen Hotspots wie Matterhorn, Jungfraujoch & Co. Deshalb müssen sie sich etwas einfallen lassen. Innovation ist hier Pflicht. 

Hans R. Amrein
Gesellschafter & Chefredaktor

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