hotel inside tag

Newsletter

Werden auch Sie ein Insider!

Folgen Sie uns

Kommentar von Hans r. Amrein

Preisdumping in der Bundesstadt

Bern ist eine wunderbare Stadt. Ein UNESCO-Weltkulturerbe, gegründet um 1191. Die Altstadt mit ihren Sandsteinbauten aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, das Berner Münster (ein spätgotisches Meisterwerk), der Zytglogge, das Rathaus, die Aare, die Brücken und Museen, Paul Klee und Albert Einstein – einzigartig.

Und die Hotellerie in der Bundesstadt?

Wollen Sie meine persönliche Meinung dazu wissen? Die Hotellerie in der Bundesstadt ist eine Tragödie, wenn es um die Preispolitik der einzelnen Häuser geht. Seit Wochen unterbieten sich Hotels in Bern mit Preisen, die in Zürich nicht mal in der größten Krise ein Thema wären. Kommt hinzu, dass das Preisniveau in der Stadtberner Hotellerie grundsätzlich so tief ist, dass man sich fragen darf: Verdienen die überhaupt noch Geld? Ein Beispiel: Mitten in der Altstadt von Bern bietet ein 4-Sterne-Boutiquehotel Doppelzimmer für 140 bis 180 Franken an. Gleich daneben existiert ein kleines 2-Sterne-Haus, das seine Zimmer für 120 bis 180 Franken anbietet.

Während Luxushäuser in Zürich aktuell 800 bis 1200 Franken für ein Doppelzimmer verlangen, bieten die Berner 5-Sterne-Häuser ihre Doppelzimmer für 350 bis 550 Franken an.

Und noch etwas fällt mir auf: Die meisten Berner Hotels verkaufen ihre Zimmer vor allem über Booking & Co. Ja, sie sind komplett abhängig von dieser alles dominierenden Online-Buchungsplattform. Offensichtlich wissen gewisse Berner Hoteliers immer noch nicht, wie Direktvertrieb funktioniert. Zwar plädieren Verbände und Preisexperten seit Jahren für mehr Unabhängigkeit und Autonomie, wenn es um die OTA‘s geht, aber Bern scheint hier im tiefen Winterschlaf zu verharren. Hohe Provisionen, welche den Gewinn eines Hauses mehr oder weniger eliminieren, scheinen für viele Berner Hoteliers kein Problem zu sein…

Der aktuelle Preiskampf in der Bundesstadt führt zwangsläufig dazu, dass viele Hotels irgendwann ans Limit kommen.

Bern hat eine Menge zu bieten! Doch was tut die Tourismusorganisation „Bern Welcome“ konkret für ihr UNESCO-Weltkulturerbe? Was tun die Berner Touristiker für ihr Gastgewerbe? Ich weiß es nicht. Von einer aktuellen Tourismusstrategie scheint man weit entfernt zu sein. Sollte tatsächlich so ein Strategiepapier existieren, wäre es höchste Zeit, die entsprechende Botschaft medial wirksam zu kommunizieren.

Hans R. Amrein
Publizist & Gesellschafter

zur Übersicht