Der neue Präsident des Branchenverbandes HotellerieSuisse heisst also Martin von Moos. Das ist keine Überraschung – und erst recht keine Sensation. Denn bereits vor Wochen hat sich in Kreisen der Sektionen und Delegierten abgezeichnet, dass der 60-jährige, gebürtige Luzerner das Rennen um die Präsidentschaft machen wird. Als am vergangenen Freitag auch noch die Westschweizer Hoteliers in einem internen Brief unmissverständlich auf die Karte von Moos setzten, war eigentlich klar: Der ehemalige Präsident der Zürcher Hoteliers wird Nachfolger von Andreas Züllig. Und Claude Meier hatte – trotz aktivem Wahlkampf und endloser Social Media-Präsenz – keine Chance.
Tatsache ist: Nebst den Zürcher und Ostschweizer Hoteliers, setzten auch die Bündner und nicht wenige Delegierte aus der Westschweiz auf das Ticket Martin von Moos. Ich hatte in den letzten Tagen und Wochen immer wieder vertrauliche Hintergrundgespräche mit Hoteliers und Delegierten, darunter auch prominente Namen und mehrere Sektionspräsidenten. Fazit: Martin von Moos war gesetzt – und Claude Meier für die meisten Brancheninsider nicht wählbar. Warum?
Die Westschweizer Hoteliers haben es in ihrem internen Brief vergangene Woche auf den Punkt gebracht: Ein Verbandsfunktionär und Nicht-Hotelier ist – als Präsident eines Arbeitsgeberverbandes – schlicht und einfach nicht vorstellbar. An der Spitze des Verbandes muss ein erfahrener Hotelier oder Hotelmanager stehen, der aus eigener Erfahrung weiss, wie die Branche tickt. Eben ein richtiger Hotelier und Gastgeber. Hinzu kommt ein möglicher Interessenskonflikt: Was, wenn Claude Meier, der bisherige Direktor, nun plötzlich auf dem Präsidentensessel sitzt und nun seine eigene, bisherige Arbeit auf der operativen Ebene kritisch beurteilen muss? Und noch etwas: Wie würde Meier mit seinem Nachfolger, dem neuen Verbandsdirektor, umgehen? Die Gefahr, dass der neue Präsident (Meier) dem neuen Direktor laufend in die operativen Geschäfte reinredet, ist nicht von der Hand zu weisen.
Die Delegierten haben sich mit der Wahl von Martin von Moos für Konstanz oder Kontinuität entschieden. Experimente im Sinne der Kandidatur Meiers hatten offensichtlich keine Chance. Dies trifft auch auf die Doppelkandidatur Forestier/Bircher zu. Zwei Präsidenten, die sich das Amt aufteilen? Der eine in der Deutschschweiz, die andere in der Westschweiz? «Unvorstellbar», so ein Sektionspräsident. «Wir brauchen einen profilierten, kompetenten Kopf an der Verbandsspitze. Einer, der den Verband glaubwürdig repräsentiert. Eine Persönlichkeit, die fassbar und berechenbar ist.» Gerade, wenn es um politisches Lobbying gehe (der Kernaufgabe des Verbandes), müsse im Bundeshaus in Bern einer hinstehen und die Anliegen der Branche klar und deutlich vertreten, so der Sektionspräsident, den ich hier namentlich nicht erwähnen darf.
Fazit: Martin von Moos steht für Kontinuität und Stabilität. Die Supporter von Claude Meier und dem Duo Marie Forestier/Urs Bircher werden nun sagen: Die Delegierten hatten keinen Mut, neue (vielleicht zeitgemässe?) Wege zu gehen. Und die von Moos-Exponenten werden sagen: Die Branche hat aktuell genügend Herausforderungen und Baustellen, die zu bewältigen sind. Da liegen Experimente und Abenteuer schlicht nicht drin, auch wenn es «nur» um die Wahl eines Verbandspräsidenten geht.
Meine Meinung: Martin von Moos ist ein exzellenter Hotelier und eine großartige Persönlichkeit. Kein «Bella Figura»-Hotelier im massgeschneiderten Brioni-Anzug, sondern ein bodenständiger, eher bescheidender, sachlich argumentierender Hotelier, der seine Häuser nicht nur verwaltet, sondern wie ein Unternehmer führt. Ich kenne Martin von Moos schon seit einigen Jahren und habe seine Karriere verfolgt. Stets jovial, fair, kompetent, herzlich und bescheiden vertrat er seine Anliegen, zum Beispiel als Präsident der Zürcher Hoteliers. Martin von Moos ist keiner, der polarisiert und starre Fronten schafft. Im Gegenteil: Er setzt auf Konsens. Sein Ziel war es immer, gegensätzliche Standpunkte in offenen Debatten und Gesprächen anzugehen – und am Ende einen gut schweizerischen Kompromiss zu finden. So gesehen wäre Martin von Moos ein idealer Bundesrat. Er wäre nicht der erste von Moos, der unter der Bundeskuppel sitzt.
PS: Ludwig von Moos (1910 bis 1990) war von 1959 bis 1971 Mitglied des Bundesrates (CVP). Er war Vorsteher des Justiz- und Polizeidepartementes. 1964 und 1969 war er Bundespräsident.
Hans R. Amrein
Publizist & Gesellschafter