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Kommentar von Hans r. Amrein

Hotelleriesuisse: Von Moos, Forestier & Bircher oder Meier?

Nach monatelangen Diskussionen, Debatten und Spekulationen ist es am kommenden Mittwoch (22. November) endlich so weit: In Basel wird im Rahmen der Delegiertenversammlung der neue Präsident oder die neuen Präsidenten (Doppel-Kandidatur) des Branchenverbandes Hotelleriesuisse gewählt. Wer macht das Rennen?

Im Rennen stehen drei Kandidaturen: Martin von Moos, bisher Präsident der Zürcher Hoteliers, Marie Forestier und Urs Bircher (Doppel-Kandidatur) sowie Claude Meier, noch amtierender Direktor des Verbandes. Wer hat die besten Chancen, gewählt zu werden?

Der gebürtige Luzerner Martin von Moos ist gelernter Hotelier und führt zwei Hotelbetriebe am Zürichsee. Wie stehen seine Chancen? Jetzt, wenige Tage vor der Wahl? Wer sich in der schweizerischen Hotelszene herumhört und mit Hoteliers und Delegierten spricht, spürt sofort: Martin von Moos hat beste Chancen, die Präsidentschaftswahl zu gewinnen. In vielen Regionen und Sektionen gilt er als Kronfavorit. Grund: Viele Delegierte und Verbandsmitglieder wollen einen erfahrenen, aktiven Hotelier auf dem Präsidentensessel sehen. Einer, der das ABC der Hospitality-Industrie beherrscht.

Und die Doppelkandidatur Marie Forestier und Urs Bircher? Die zentrale Frage: Sind die Delegierten bereit, ein Experiment einzugehen und nicht einen Präsidenten, sondern ein Doppel-Präsidium (Frau und Mann) zu wählen? Fest steht: Forestier und Bircher sind Sympathieträger. Sie wirken offen, authentisch, sympathisch und optimistisch. Ein «aufgestelltes Paar», wie ein Westschweizer Hotelier mal gesagt hat. Der welsche Charme der herzlichen Marie F. kommt an. Und Urs Bircher ist ein Profi, der weiss, wie das Gastgewerbe tickt. Ihre Chancen? Kein Zweifel: Wenn es darum geht, im zweiten Wahlgang den Präsidenten oder die Präsidenten zu bestimmen, werden die Westschweizer Hoteliers das «Paar» unterstützen. Hotel Inside liegt ein Brief an die Westschweizer Delegierten und Sektionen vor, der dies bestätigt. Trotzdem: Viele Delegierte und Hoteliers können sich ein Doppel-Mandat an der Verbandsspitze nicht vorstellen. Man kann sagen: Wer neue Wege gehen und eben ein Experiment eingehen will, wählt das Duo Forestier & Bircher.

Apropos neue Wege: Wie steht es um Claude Meier, dem bisherigen und noch amtierenden Direktor des Verbandes? Der gebürtige Luzerner ist eigentlich so etwas wie ein «Quereinsteiger», denn er stammt ursprünglich nicht aus dem Gastgewerbe und hat nie ein Hotel geführt. Sein Vorteil: Er weiss, wie Verbände funktionieren und kennt sich als «Verbandsfunktionär» bestens aus, wenn es um die politische Führung solcher Organisationen geht.

Claude Meiers Hauptargument im Vorfeld der Wahl: «Ich bin ein politischer Mensch. Ich will den Verband auf dem Parkett der nationalen Politik vertreten.» Für den 45-Jährigen muss nicht zwingend ein Hotelier an der Verbandsspitze stehen. Seine Chancen? Wer sich in der «Szene» herumhört, stellt fest: Meiers Kandidatur polarisiert. Dass ein Nicht-Hotelier ohne praktische Erfahrung im Gastgewerbe einen Arbeitgeberverband anführt und repräsentiert – unmöglich, so die «Gegner» der Kandidatur Meier. Man hat offensichtlich auch Mühe mit der Tatsache, dass ein bisheriger, operativ verantwortlicher Direktor nun plötzlich als Präsident die Verbandsleitung führt. «Was, wenn der neue Präsident und Ex-Direktor mit heiklen Verbandsfragen aus der jüngeren Vergangenheit konfrontiert wird? Da bahnt sich ein möglicher Interessenkonflikt an», so ein Delegierter gegenüber Hotel Inside.

Und was sagen die «Meier-Fans»? Sie können sich ihren Kandidaten sehr wohl an der Spitze des Verbandes vorstellen, auch wenn er ursprünglich nicht aus dem Gastgewerbe kommt. Sie sagen: «Claude Meier kennt den Verband als langjähriger Direktor wie kein anderer. Er hat einen direkten und persönlichen Draht zu den Mitgliedern und vertritt die jüngere Generation. Claude verkörpert einen komplett neuen Führungsstil, trifft den Zeitgeist und hat den Verband während seiner Amtszeit erfolgreich positioniert», so ein 32-jähriger Hotelier aus dem Berner Oberland.

Noch nie war die Wahl eines neuen Verbandspräsidenten so komplex und vielschichtig, sagt ein Delegierter aus Zürich. «Die Delegierten haben nun eine echte Auswahl. Drei komplett unterschiedliche Kandidaturen. Es wird spannend.» 

Am kommenden Mittwoch wird also gewählt. Im ersten Wahlgang stehen sich Claude Meier und Martin von Moos direkt gegenüber. Gewinnt Meier, ist von Moos draussen. Gewinnt von Moos, kann Claude Meier seine geplante, mehrmonatige Weltreise antreten.

Im zweiten Wahlgang, dem eigentlichen Finale, stehen sich dann der Sieger des ersten Wahlgangs und die Doppel-Kandidaten (Forestier/Bircher) gegenüber. Geht man davon aus, dass die Doppelkandidatur aus erwähnten Gründen scheitert und Claude Meier die Mehrheit der Delegierten mit seinen (politischen) Argumenten nicht überzeugen kann, heisst der neue Präsident Martin von Moos.

Zum Schluss: Warum dieses – aus meiner externen Optik – etwas spezielle Wahlprozedere? Warum stehen im ersten Wahlgang nicht alle drei Kandidaturen im «Ring»? Die Antwort des Verbandes: Marie Forestier und Urs Bircher sind bereits Mitglied der Verbandsleitung. Marie F. ist sogar Vizepräsidentin. Claude Meier und Martin von Moos hingegen kandidieren als «Aussenseiter». Laut Verband geht es also darum, im ersten Wahlgang Klarheit unter den externen Kandidaten zu schaffen…

PS: Ich wollte wissen, ob beim Verband so etwas wie ein Wahlreglement existiert, welches das genaue Wahlprozedere umschreibt. Ich habe nichts gefunden. Doch auf der Webseite von Hotelleriesuisse steht unter «Verbandsleitung» der folgende Grundsatz: «Die Verbandsleitung verantwortet die strategische Steuerung des Verbandes und besteht aus ausgewiesenen Spezialisten aus der Hospitality-Branche, welche Mitgliederbetrieben von Hotelleriesuisse angehören.» Quizfrage: Trifft dies nun auch für den Präsidenten zu? Oder sind Ausnahmen möglich?  

Hans R. Amrein
Publizist & Gesellschafter

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