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Kommentar von Hans r. Amrein

Hat der alpine Wintertourismus eine Zukunft?

Der traditionelle Wintertourismus ist geprägt von strukturellen Veränderungen. Der alpine Winter verliert seit Jahren zunehmend Logiernächte, die Gäste verbringen weniger Tage auf der Piste und der Nachwuchs kommt nicht mehr automatisch. Diese Tatsachen dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Zwar geht es den meisten Hotels und Tourismusanbietern im Schweizer Berggebiet nach wie vor gut oder sehr gut – trotz Pandemie (2020/21), Inflation und hohen Energiekosten. Die zentrale Frage lautet: Wie lässt sich der Wintertourismus in Zukunft erfolgreich und nachhaltig vermarkten?

Schweiz Tourismus und die Seilbahnen Schweiz wollten es genauer wissen und haben deshalb eine Winteranalyse erstellt. Im Zentrum der Analyse stehen zwei Studien, eine von der Universität St. Gallen erstellte Nachfrageanalyse sowie eine von Avenir Suisse mit Zukunftsszenarien für den Wintertourismus (vgl. Report auf Hotel Inside). Darauf aufbauend veranstaltete Schweiz Tourismus einen Workshop mit 9 Tourismusexperten, woraus 10 Chancen für den Wintertourismus in der Schweiz resultierten.

Und das sind die wichtigsten Herausforderungen auf einen Blick:

Die Gästebedürfnisse ändern sich
Gäste sind heute informierter, wechselhafter, spontaner und entscheiden hybrid. Sie buchen kurzfristiger und reisen häufiger, aber kürzer. In den letzten 20 Jahren konnte im Winter zwar ein Anstieg der Gästezahl verzeichnet werden, der einzelne Gast bleibt aber weniger lange. Aktuell generiert der alpine Winter noch 46 Prozent der Logiernächte, in der Wintersaison 2007/08 waren es 51 Prozent.

Der Konkurrenzdruck steigt
Die Skier-Days sind in der Schweiz aufgrund der ungünstigen Währungssituation am stärksten rückläufig. Aber nicht nur die umliegenden Alpenländer sind dem Wintersport eine Konkurrenz, sondern auch alternative Freizeit- und Ferienangebote. Städtereisen, Fernreisen in die Sonne und Kreuzfahren sind preislich attraktiv und verzeichnen auch in der Wintersaison hohe Zuwachsraten.

Die Wetterabhängigkeit nimmt zu
Die Schweiz ist vom Klimawandel besonders betroffen, der Anstieg der Durchschnittstemperatur ist mit 1.8 Grad doppelt so hoch wie die globale Veränderung. Der Winter wird langfristig wärmer und trockener (mindestens 30% weniger Schnee bis Ende des Jahrhunderts). Dies führt zu einer sinkenden Schneesicherheit und einer Verkürzung der Schneesaison.

Die europäischen Märkte sind rückläufig
Europa ist mit Abstand der wichtigste Auslandsmarkt für den Schweizer Winter. Die Entwicklung des Frankens, der gegenüber dem Euro im Zeitraum von 2007/08 bis 2022 um 28 bis 30 Prozent teurer wurde, wie auch der Wirtschaft in der EU führten zu einem starken Rückgang der Logiernächte in der Schweiz. Die sich aktuell abzeichnende Entspannung ist fragiler Natur und auf niedrigem Niveau.

Die Welt ist im Wandel
Die Welt ist im Wandel – und dies immer schneller und umfassender. Krieg in der Ukraine, hohe Inflation, höhere Zinsen, hohe Energiekosten, fragile Finanzmärkte, Klimawandel – alles Herausforderungen, mit denen wir uns aktuell beschäftigen müssen. Hinzu kommen Megatrends wie, zum Beispiel, der demografische Wandel, die Urbanisierung und die Digitalisierung. Sie verändern die Bedeutung des Wintertourismus auf unterschiedlichen Ebenen. Die immer älter werdenden Menschen haben neue Bedürfnisse, Migrationsbewegungen beeinflussen die Affinität zum Schnee, Städte werden vermehrt zu Lebens- und Erlebnisräumen und neue Technologien eröffnen neue Geschäftsfelder.

Auch wenn die Aussichten für die kommende Wintersaison 2022/23 sehr positiv sind (siehe Prognosen BAK Basel und KOF/ETH Zürich), die grundlegenden, strukturellen Herausforderungen für den Wintertourismus werden uns weiterhin beschäftigen. Gesucht sind Lösungsansätze, neue Ideen und Visionen.

Lesen Sie, liebe Hotel-Insiderinnen und Insider, den Report unter dem Titel „Der Schweizer Bergtourismus muss sich neu erfinden„.

Hans R. Amrein
Gesellschafter & Chefredaktor

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