Eine Frage, die derzeit auch Hoteliers und Tourismusexponenten interessiert: Haben Donald Trumps Zoll-Eskapaden, die zu einem weltweiten Handelskrieg geführt haben, negative Auswirkungen auf Hotellerie und Tourismus in Europa bzw. in der Schweiz? Gehört der Amerikaner-Boom im Schweizer Tourismus schon bald der Vergangenheit an?
Ich habe einige Gespräche mit Hospitality- und Tourismusexperten geführt. Motto: Wie schätzen Sie die Lage ein? Wird der Tourismus unter den Folgen der hohen Zölle der USA leiden? Erstes Fazit:
Alle von mir befragten Experten gehen davon aus, dass der eigentliche Verlierer des Zoll-Streits nicht Europa sein wird, sondern die USA. Der aufblühende Anti-Amerikanismus wird dazu führen, dass Europäer – und damit auch Schweizer – ihre Reise in die USA annullieren oder zumindest verschieben. So wird der amerikanische Tourismus markante Einbußen erleiden. Dasselbe trifft für Asien zu: China hat bereits so etwas wie eine „Reisewarnung“ herausgegeben, was die USA betrifft. Die Chinesen reisen, sofern sie wieder „normal“ reisen können, nach Europa und in andere Weltregionen – aber nicht nach Amerika.
Und was ist mit den Amerikanern? Werden sie, so wie in den vergangenen Jahren, nach Europa und damit auch in die Schweiz reisen und weiterhin für Rekorde bei den Logiernächten sorgen? Ja, US-Bürger der oberen Mittelschicht und der Oberschicht werden – trotz Trump und höheren Zöllen – nach Europa und in andere Weltregionen reisen, solange ihre Vermögen und Renten sicher sind. Sollte Amerika hingegen in eine starke Rezession und Inflation schlittern, könnte dies dazu führen, dass auch wohlhabende Amerikaner darunter leiden und auf Fernreisen weitgehend verzichten. Wenn die Kosten für Flüge, Hotels und Freizeitaktivitäten markant steigen, tut dies auch den reichen Amerikanern weh!
Negative Auswirkungen könnte auch die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit (siehe Börsen) haben, denn Trumps Zoll-Eskapaden und die weltweiten Folgen sind alles andere als konsumfreundlich (Stichwort Inflation). Wenn Unternehmen in den USA mit höheren Kosten konfrontiert sind, könnte dies zu einer Verringerung der verfügbaren Einkommen für Reisen führen. Betroffen wären vor allem Familien und Einzelpersonen, die ein begrenztes Reisebudget haben.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die hohen Zölle der USA können negative Auswirkungen auf den Tourismus in Europa und in der Schweiz haben, wenn die Reisekosten in den USA markant steigen. Gleichzeitig kann Europas Tourismus – und damit auch die Schweiz – profitieren, wenn Touristen aus Asien und anderen Weltregionen weniger in die USA reisen, sondern vermehrt nach Europa. Und die Europäer bzw. Schweizer verzichten – aufgrund des erwähnten Anti-Amerikanismus – auf Reisen in die USA und setzen dafür vermehrt auf Reiseziele in Europa.
Was können Tourismusanbieter und Hotels tun, um den Auswirkungen der hohen Zölle der USA entgegenzuwirken? Hier ein paar Tipps von Tourismusprofis:
Zielgruppen diversifizieren. Solange die Amerikaner nach Europa und in die Schweiz reisen, ist alles gut. Aber man sollte sich bereits jetzt auf andere Märkte konzentrieren und von einem gewissen Einbruch im US-Markt ausgehen. Nochmals: Auch die reichen Amerikaner, die jetzt (noch) in Schweizer Hotels absteigen, sind von den Auswirkungen der Trump-Eskapaden betroffen!
Also: Vermehrt auf Märkte in Asien, Lateinamerika und im Mittleren Osten setzen!
Marketingstrategie anpassen: Kurzfristig nicht mehr primär auf die USA setzen, sondern auf die oben erwähnten Märkte. Die Vorzüge von Reisen und Erlebnissen in Europa und in der Schweiz ins Zentrum der Marketingaktivitäten stellen.
Hinzu kommen die üblichen Aktivitäten wie attraktive, auch saisonale Angebote, Optimierung von Infrastruktur und Qualität, flexible Buchungen und freundliche Storno-Bedingungen, Kooperationen, nachhaltige Produkte und Leistungen usw.
Fazit: Ob Amerikaner aufgrund der hohen Zölle und der steigenden Kosten im Land (Inflation) weniger oder mehr nach Europa und in die Schweiz reisen, hängt von folgenden Faktoren ab:
- Reisekosten. Die Höhe der Flugpreise, Unterkunftskosten und allgemeine Reisekosten spielen eine entscheidende Rolle und beeinflussen die Reiseentscheidungen.
- Einkommenssituation: Das verfügbare Einkommen der Amerikaner beeinflusst die Reiseentscheidung ebenfalls stark. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind Menschen weniger bereit, Geld für ferne Reisen auszugeben.
- Reiseziele und Attraktivität: Wie attraktiv ein Reiseziel ist, spielt eine zentrale Rolle. Reisende sind bereit, höhere Kosten in Kauf zu nehmen, wenn das Reiseziel als einzigartig und exklusiv wahrgenommen wird.
- Wirtschaftliche Unsicherheit: Inflation und Rezession wirken sich direkt auf das Reiseverhalten aus.
- Marketing und Promotionen: Die Art und Weise, wie europäische Reiseziele und Tourismusanbieter sich vermarkten, hat ebenfalls Einfluss auf die Entscheidung der Amerikaner, ob sie eine Reise nach Europa unternehmen.
Kurz und gut: Donald Trumps Zoll-Eskapaden können sich sehr wohl negativ auf den Tourismus in Europa auswirken, wenn die USA in eine starke Rezession und Inflation geraten und auch wohlhabende Amerikaner aus erwähnten Gründen auf ihre Europa-Tripps verzichten. Andererseits liegt in der aktuellen Situation auch eine Chance. Denn viele Asiaten, Europäer und Schweizer verzichten auf USA-Reisen – und geben ihr Geld lieber in Europa und in der Schweiz aus.
Hans R. Amrein
Publizist & Gesellschafter