London, 19. September 2023. In der „Guildhall” (früher das Rathaus der Stadt) treffen sich Hoteliers, Hotelexperten, Tourismusleute und andere geladene Gäste zur grossen Preisverleihung mit anschliessender Party: «The World’s 50 Best Hotels». Alle wollen wissen: Welches sind die 50 besten Hotels der Welt?
Auch Richard Leuenberger, General Manager im Badrutt’s Palace Hotel St. Moritz, war in London dabei. Sein „Palace“ schaffte es immerhin auf Rang 43. Leuenberger freute sich, gab sich aber auch überrascht, denn nur gerade ein Schweizer Hotel schaffte es auf die Liste: «Das Dolder in Zürich oder das Palace in Gstaad hätte ich eigentlich schon auch auf der Liste erwartet“, so Leuenberger auf dem Gault & Millau-Channel. „Kontakte mit der Organisation gab es keine. Ich kenne kein einziges Jurymitglied und habe keine Ahnung, wer uns in St. Moritz besucht hat. Uns hilft wohl bei solchen Rankings, dass wir international schon länger dabei sind und viele Gäste aus Nordamerika haben.»
Was halten wir von der Liste «The World’s 50 Best Hotels»? Tatsache ist: Das Ranking hat weltweit eine enorme Beachtung. Es gilt in gewissen Ländern sogar als «das Hotel-Ranking» schlechthin. Alle grossen Zeitungen und TV-Stationen berichten über die «50 Best Hotels»: CNN, The Times, BBC, Bloomberg, Stern, Forbes, NZZ, Sidney Morning Herald, The Telegraph…
Die Liste hat also eine globale oder weltweite Ausstrahlung. Diese mediale Wirkung schaffen andere Hotel-Rankings nicht. Ausnahmen sind zum Beispiel «Forbes» oder «TripAdvisor». Eine Jury, bestehend aus 580 Experten aus der Hotelbranche, kürt die Hotels. Ich sage: Immerhin gibt es eine Jury! Andere Rankings haben weder Jury noch klare Testkriterien.
21 europäische Hotels wurden diesmal in die Liste aufgenommen, darunter natürlich Top-Luxushäuser und Resorts wie Four Seasons Florenz, Aman Venedig, Claridge’s London, The Connaught London, Four Seasons Madrid oder Six Senses Ibiza. Die deutsche Oetker Collection ist mit zwei Häusern auf der Liste präsent: Le Bristol Paris und Hotel Du Cap-Eden-Roc Antibes.
Apropos Deutschland: Kein einziges deutsches Luxushaus hat es unter die Top-50 der Welt geschafft. Fairmont Vier Jahreszeiten Hamburg, Schloss Elmau, Adlon Berlin – alles renommierte und oft geehrte Top-Häuser – sie alle fehlen auf der Liste. Erstaunlich! Oder spielen sie ganz einfach nicht in der Champions League der internationalen Luxushotellerie? Die gleiche Frage stellt sich natürlich auch in der Schweiz…
Zwischenfrage: Welches ist nun das beste Hotel der Welt (laut «50 Best Hotels»)? Es ist das «Passalacqua» über dem Comersee, ein Kleinsthotel der Familie De Santos. Nur 24 Zimmer in einer Villa aus dem 18. Jahrhundert. Barock, Murano-Leuchter, Fresken, Deckenmalerei, Mobiliar aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Richard Leuenberger war auch schon dort: „Klein, aber beeindruckend bis ins letzte Detail. Die Eier fürs Frühstück stammen aus dem Hühnerstall gleich neben dem Hotel.»
Eier aus dem hoteleigenen Hühnerstall in Ehren, aber ist dieses Mini-Hotel mit nur 24 Zimmern repräsentativ? Die Villa ist nichts anderes als ein privates Gästehaus mit Hotelservice. Auf Rang zwei folgt „The Rosewood“ in Hongkong. Ein großartiges Haus, keine Frage. Aber zwischen der Villa am Comersee und dem Stadthotel in Hongkong liegen Welten!
Wollen Sie meine Meinung zu all den Rankings und Ratings wissen? Ich halte grundsätzlich nichts von solchen Hotellisten, denn sie sind in der Regel alles andere als transparent. Wer steckt dahinter? Wer und wie unabhängig sind die Tester und Experten? Nach welchen Kriterien werden die Hotels ausgewählt, nominiert und getestet? Werden die Hotels auch wirklich vor Ort getestet? Sind Vergleiche möglich? Werden die jüngsten Trends und Erkenntnisse aus der Branche in die Rankings miteinbezogen?
Antworten auf solche Fragen finden Sie auf Hotelinside.ch. Lesen Sie den aktuellen Beitrag zum Thema auf unserer Webseite: «World´s 50 Best Hotels: Warum ist nur ein Schweizer Hotel dabei?»
Hans R. Amrein
Publizist & Gesellschafter
