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Management

Thommys Rendez-vous mit Wilhelm K. Weber, Grand Metropolitan Hotels

Wolf-Thomas (Thommy) Karl, stv. Chefredaktor bei Hotel Inside, Publizist und Kommunikationsexperte im Hospitality-Bereich, spricht mit spannenden Persönlichkeiten aus der Welt der Hotellerie in der DACH-Region. Diesmal: Wilhelm K. (Wilko) Weber, Chief Strategy and Digital Officer der Grand Metropolitan Hotels.

Wenn man dem Tausendsassa aus der deutschsprachigen Hotellerie begegnet, darf man eines schnell feststellen: W. K. Weber, der stets charmante Hotelprofi ist nicht nur eloquent und klug, sondern vermittelt im Rahmen seiner zahlreichen und beachteten Referate und Kurse gut verständlich komplexe Sachverhalte, wenn es zum Beispiel um Sales, Marketing, Digitalisierung oder Revenue Management geht. Wenn „Wilko“ (so nennen ihn langjährige Kolleginnen und Kollegen) spricht, tut er dies stets mit reichlich Wortwitz. Seine Referate sind rhetorisch professionell und auf den Punkt gebracht – egal, ob er fließend Deutsch oder Englisch spricht, der gebürtige Deutsche kommt souverän rüber. Das Publikum hört ihm zu.

«Wilko»  Weber in jungen Jahren.

Wilko, du bist seit vielen Jahren in der Hotellerie tätig. Was hat eigentlich dein Interesse an dieser Branche ursprünglich geweckt?

Als ich zwölf Jahre alt war, sind wir wegen des Jobs meines Vaters vom Bodensee nach Japan umgezogen. Weil unser Haus in Tokyo noch nicht bereit war, haben wir die ersten Monate im Le Meridien gewohnt. Diese Hotelwelt hat mich unglaublich fasziniert und nicht mehr losgelassen. Durch meinen Onkel und meine Tante, die ebenfalls in der Branche arbeiteten, hatte ich dann die Möglichkeit, schon früh erste Ferienjobs zu machen. Da mein Onkel die EHL in Lausanne und die Tante die SHL in Luzern absolvierte, habe ich mir bereits lange vor der Matura die Schulen angeschaut. Kurt Imhof, der damalige Direktor der Hotelfachschule Luzern, hat an einem Freitagmittag meinem Vater und mir – es fehlte ja seinerzeit noch der Führerschein – die Schule gezeigt und es hat mir so gut gefallen, dass ich mich sofort für einen Platz vier Jahre später anmeldete.

Wilhelm K. Weber mit Nadja Dahlmann am HSMA Deutschland Kongress 2022.

Du bist mittlerweile Mitglied des Vorstands der Grand Metropolitan Hotel Group. Welche Stationen in deiner Karriere haben dich besonders geprägt?

Ich glaube, es war eine Mischung aus großartigen Mentoren, guten Möglichkeiten und einer grossen Portion Optimismus. Nachdem ich mich ja früh für die Hotelfachschule Luzern entschied, versuchte ich parallel zum Abitur in Deutschland eine Lehre als Hotelfachmann zu absolvieren sowie alle Stationen im Hotel zu durchlaufen. Frank Moscherosch, der damals mit 31 Jahren Direktor des neu eröffneten Seehotels in Friedrichshafen war, fand die Idee gut. Das wiederum hat mir die Möglichkeit gegeben, während der Praxissemester an der Hotelfachschule frei zu wählen, was ich tun möchte. So konnte ich von Systemgastronomie bis zur Unternehmensberatung in verschiedenen Bereichen arbeiten, was enorm spannend war. Das war sogar so spannend, dass ich eigentlich gar nicht in der Hotellerie bleiben wollte.

Warum bist du dann trotzdem geblieben?

Die SHL hatte entschieden, die erste „Internet Hotelfachschule“ zu gründen. Das Projekt wurde uns anschliessend präsentiert.  Daher bewarb ich mich – damals noch Student im letzten Semester – direkt für die Geschäftsführung. Das war etwas frech, aber ich konnte tatsächlich die notwendigen Referenzen und Erfahrungen erbringen – und so habe ich eine Woche vor der Diplomfeier meinen Arbeitsvertrag an der SHL unterschrieben. Das war das schon mutig von Kurt Imhof, denn es gab nicht nur Begeisterung über meine Anstellung…

Und wie entwickelte sich diese «Internet Hotelfachschule»?

Das Projekt war leider mit dem vorhandenen Business Plan nicht realisierbar und so habe ich nach acht Wochen empfohlen, die Übung zu stoppen. Ich habe mich damit quasi selbst entlassen. Dies war vielleicht etwas unkonventionell und naiv, aber Kurt Imhof fand das gut und ehrlich und so haben wir ausgemacht, dass ich vier Jahre für die SHL arbeiten werde und mir die Schule einen MBA finanziert, damit ich die Branche wechseln kann.

Die Branche wechseln?

Nun ja, nach den vier Jahren ging ich dann zu SRS – Worldhotels nach Frankfurt. Dort durfte ich die globale Trainingsabteilung aufbauen. Auch wenn ich zu Beginn praktisch keine Ahnung von elektronischem Hotelvertrieb hatte. Aber mit Carina Stegmayer hatte ich eine Chefin, die mich sehr gefördert hat. Sie meinte: „Du weisst das zwar noch nicht, aber du lernst extrem schnell, das wird schon“.  So kam ich zum ersten Mal wirklich „raus“ und durfte von Dubai bis China, von Rom bis New York Hotels in Themen wie Distribution, GDS und internationalen Vertrieb begleiten. Das war von 2005 bis 2009 eine superspannende Zeit, weil gerade die OTAs gross wurden sowie im Internet der Wechsel zu Online-Buchungen stattfand.

Du hast dir dann einen Namen als Experte für Revenue Management gemacht.

Ja, über die Distribution kam ich zu «meinem Thema», dem Revenue Management. Ich begann mich immer tiefer mit der Frage zu beschäftigen, wie wir diese Idee aus den USA für die europäischen Märkte umsetzen könnten. Es war wunderbar, wir hatten einige Umstrukturierungen und Akquisitionen und plötzlich war ich junger Wildfang der Ansprechpartner für die Hotelketten wie Steigenberger, Lindner oder Tivoli Hotels. 

Wann bist du eigentlich in die Schweiz zurückgekommen?

2010 kam ich wieder in die Schweiz und wurde für eine Podiumsdiskussion eingeladen, die Hans R. Amrein moderierte. Das Thema war „Braucht eine Hotelwebsite eine Booking Engine?“ und ich war mit Abstand der Jüngste auf der Bühne. Ich habe dann gesagt, dass ich die Frage nicht verstünde. Warum sollte man eine Website betreiben, wenn man da nicht buchen kann. Eine Meinung, mit der ich isoliert dastand und sogar von einigen Teilnehmern ausgelacht wurde. Ich war abends mit Martin Schwegler verabredet und berichtete ihm dies zornig. Er hat zugehört und dann vorgeschlagen, dass wir daraus eine Geschäftsidee entwickeln. Zuerst habe ich mich noch gesträubt, aber er war so überzeugend, dass ich am Ende keine Gegenargumente mehr hatte…

So ist SHS Swiss Hospitality Solutions entstanden.

Richtig, nur einen Monat später haben wir SHS gegründet. Als Berater fingen wir an, die Schweizer Hotellerie im Bereich Revenue Management und Distribution in der Transformation zu begleiten. Mit Gianluca Marongiu kam bald ein dritter Partner dazu und Andreas Klar, der heute noch die Geschäfte führt, war der erste Mitarbeiter. Wir waren eine wilde Truppe, die eine Hälfte kam aus der Hotellerie, die andere Hälfte waren Ex-Booking-Leute.

Doch «Wilko» Weber zog es – trotz SHS – in die weite Welt hinaus…

Da meine Reiselust schon immer grösser war als die Schweiz, kamen bald auch Kettenprojekte wie Melia Hotels, Kempinski, Cinnamon Hotels oder Dorint dazu. Bei Dorint lernte ich Martin Smura kennen, einen der schlausten Köpfe unserer Branche. Als dieser dann CEO von Kempinski wurde, hat er mich überzeugt, meine Selbstständigkeit bei SHS aufzugeben und mit Ihm nach Genf zu gehen. Das war spannend, weil gerade in der Luxushotellerie die Digitalisierung noch in den Kinderschuhen steckte. Und so durfte ich dann auch endlich in China arbeiten, wo Kempinski einen bedeutenden Teil des Portfolios hatte. Das war nochmal technologisch eine komplett neue Welt, aber auch Afrika, Middle East und Cuba waren großartige Erfahrungen. Während der Pandemie verschoben sich dann die Prioritäten. Martin Smura bot mir dann an, nach der Pandemie für seine Grand Metropolitan Hotel Group zu arbeiten. Ich hatte hier die Möglichkeit, „from scratch“ ein komplett neues System aufzubauen. Für mich war sofort klar: Hier will ich dabei sein! So eine grossartige Chance bietet sich nicht alle Tage.

«Wilko» Weber als Referent vor grossem Publikum.

Die Hotellerie ist eine dynamische und auch eine fordernde Branche. Welche Herausforderungen hast du auf deinem Weg überwunden?

Die Branche ist in der Tat dynamisch, das ist ja gerade das Spannende. Insgesamt bin ich sehr dankbar, dass ich auf jeder Stufe grossartige Mentoren hatte, die mich stark gefördert haben. In jungen Jahren war ich – rückblickend – für meine Chefs wahrscheinlich eine Herausforderung, weil ich recht ungestüm und „outspoken“ agiert habe. Auch hatte ich damals die naive Arroganz, dass ich glaubte, den einzig richtigen Weg zu kennen, was mich nicht unbedingt kompromissbereit machte. Eine Eigenschaft, die zwei Mal in meiner Karriere in der Kündigung endete. Ich hoffe, dass ich heute deutlich ruhiger wahrgenommen werde, ohne dass meine Kommentare an Deutlichkeit – und wo nötig auch an Schärfe – verloren haben. Was nicht heissen soll, dass ich nicht bereit bin, meinen Standpunkt durchzusetzen, wenn es drauf ankommt. Aber ich bin sehr viel offener für andere Perspektiven und fühle mich nicht mehr angegriffen, nur weil jemand eine andere Meinung hat. Ob ich mich als Führungskraft gut entwickelt habe, nun, darüber mögen andere entscheiden. Ich glaube ich bin ehrlich und fair, aber auch definitiv fordernd und sehr zielorientiert. Dafür stehe ich stets hinter meinem Team und freue mich riesig, wenn die Menschen, mit denen ich arbeiten darf, Erfolg haben. Ich bin zwar immer noch eine „kleine Rampensau“, wenn es um Vorträge geht, aber es ist mir nicht mehr so wichtig, im Mittelpunkt zu stehen.

Wie haben sich deiner Meinung nach die Erwartungen und Bedürfnisse der Gäste im Laufe der Jahre verändert. Wie hat das – zum Beispiel – die strategische Ausrichtung der Grand Metropolitan Hotel Group beeinflusst?

Früher waren wir sehr bemüht, den Gast in Schubladen oder Segmente zu stecken. Diese haben wir oft an oberflächlichen Merkmalen festgemacht. Das geht schon lange nicht mehr. Der Gast ist heute ein ungeduldiges, anspruchsvolles und Chamäleon-artiges Lebewesen, das sich in jeder Beziehung hochdynamisch verhält. Darum ist es ja so anspruchsvoll, wenn ein Hotelbetreiber „Guest Centric“ als Imperativ seiner Strategie herausstreicht. Bei Grand Metropolitan liegt unser Fokus klar auf der Wertschöpfung für die Eigentümerschaft der Hotels, die wir betreiben. Das halte ich für sehr viel ehrlicher, als das Pseudo-Versprechen, „alles“ für den Gast zu tun. Wir tun alles für den Gast, solange es hilft, den Wert für den Hotelbesitzer zu steigern. 

Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Digitalisierung tatsächlich in der Zukunft der Hotellerie.

Nun, beide Themen sind aus dem modernen Management nicht mehr wegzudenken. Bei der Digitalisierung fällt mir die Antwort leichter. Wir leben in einer Welt, in der notwendige Produktivitätssteigerungen zu grossen Teilen durch intelligente Digitalisierung erzielt werden müssen. Das mag pathetisch klingen, aber wir haben schlichtweg nicht genug Arbeitskraft zur Verfügung, um einen anderen Weg zu beschreiten –  dieser Zustand wird sich weiter verschärfen.

Was motiviert dich eigentlich persönlich, weiterhin in einer so anspruchsvollen Branche zu arbeiten. Willst du mir deine Ziele für die kommenden Jahre verraten? 

Ich habe grosse Freude an der Aufgabe bei Grand Metropolitan Hotels und geniesse es jeden Tag, mit einem der besten Teams in Europa zu arbeiten. Die Möglichkeit, eine Hotelkette dieser Grösse mitgestalten zu dürfen, ist einzigartig. Auch sind die Expansionspläne spannend – und Regionen wie Sub-Sahara oder Indien voller Potenzial. Es ist auch ein Privileg, in der schönen Schweiz zu wohnen und zu arbeiten, aber es ist sehr bereichernd, diese heile Welt zu verlassen und sich auf neue Kulturen einzulassen. Ausserdem bin ich als „Single-Dad“ jede zweite Woche fest eingebunden und zwischen Hausaufgaben sowie Zähneputzen mindestens so begeistert, wie in der Übernahme von Hotelbetrieben. Der Lockdown während der Pandemie hat mir gezeigt, wie erfüllend es ist, am Leben der Kinder teilzuhaben und nicht nur ein „Weekend-Daddy“ zu sein. Dafür bin ich sehr dankbar und ich möchte für keinen Job der Welt auf diese Erfahrung verzichten.

Gibt es Ratschläge, die du jungen Menschen geben würdest, die eine Karriere in der Hotellerie anstreben? Ja, und welche Eigenschaften hälst du heute für besonders wichtig?

Sorry, Ratschläge sind nicht so mein Ding… Aber ich würde gerne jeden motivieren, der oder die Lust auf unsere wundervolle Branche hat. Wenn man als „global citizen“ gerne reist und sich überall auf der Welt wohlfühlt, dann hat man in der Hospitality-Branche den schönsten Arbeitsplatz der Welt. 

«Wilko», vielen Dank für das Interview!

Wilhelm K. Weber mit Thommy Karl auf der Terrasse der SHL Hotelfachschule Luzern.

Wer ist «Wilko» Weber?

Nach einer Ausbildung in der Hotellerie absolvierte Wilhelm K. Weber die SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern. Danach studierte der ausgebildete Hotelfachmann Wirtschaftswissenschaften an der China Europe International Business School und anschließend folgte noch der Master of Science an der University of Wales. Ergänzt wurde seine umfangreiche Ausbildung unter anderem durch weitere Abschlüsse an der Cornell-University.
Neben seiner Tätigkeit bei den Grand Metropolitan Hotels ist er Verwaltungsratspräsident der Swiss Hospitality Collection, Mitinhaber der SHS Swiss Hospitality Solution, Member of the International Advisory Board der SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern sowie Fachvorstand Revenue Management und Distribution der HSMA Deutschland e.V.

Bildlegende Hauptfoto: Wilhelm K. Weber.

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