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Thommys Rendez-vous mit Philipp Hangartner, Swissfeel: „Die Hotelsterne werden künftig grüner leuchten“

Wolf-Thomas (Thommy) Karl, stv. Chefredaktor bei Hotel Inside, Publizist und Kommunikations-Experte im Hospitality-Bereich, sprach im Rahmen seiner Hotel Inside-Serie mit Philipp Hangartner, Inhaber der Swissfeel AG Zürich. Fest steht: Ab Januar 2025 spielt die ökologische Nachhaltigkeit bei der Klassifizierung der Hotels eine wichtige Rolle – auch im Bereich Schlafkomfort. Werden Hotelbetten jetzt „grüner“?

Swissfeeel-Matratzen in einem Hotelzimmer.

Philipp Hangartner, die Hotelstars Union, die in Europa für die Klassifizierung der Hotels (Sterne) zuständig ist, hat die Klassifizierungskriterien betreffend ökologische Nachhaltigkeit im Bereich Schlafkomfort angepasst. Was bedeutet der neue Sterne-Kriterienkatalog nun für die Branche und die Zulieferindustrie?

Diesem Kriterienkatalog sind 21 Länder in ganz Europa angeschlossen. Und obwohl sich stets nur ein Teil der Hotels in diesen Ländern einer offiziellen Klassifizierung stellen, den berühmtem Sternen wegen, die Gästen eine wichtige Orientierung bieten, so hat dieser Katalog doch branchenweit eine Signalwirkung. Denn er setzt Standards. Daher ist es für die gesamte Branche von Relevanz, was in diesem Katalog steht, der alle fünf Jahre überarbeitet und angepasst wird, denn die Bedürfnisse der Gäste und der technologische Stand des Machbaren bleiben ja nicht stehen.

Was für Neuerungen sind ab Januar 2025 zu erwarten?

Da fallen gleich mehrere Neuerungen auf. Ganz offensichtlich liegt künftig ein stärkerer Fokus auf der Matratze. Das lässt sich einfach daran ablesen, dass in der Fassung 2020 bis 2025 die Matratze nur achtmal erwähnt wurde, in der neuen Fassung jedoch 22 Mal. Und weitere Neuerungen liegen mit Bezug zur Matratze im Bereich Hygiene und Nachhaltigkeit. Gerne nenne ich hier folgende Beispiele:

  • So entfällt das bisherige Kriterium 72 mit 10 Punkten für eine „Neuanschaffung von Matratzen vor max. 5 Jahren“ ersatzlos, was aus meiner Sicht der Nachhaltigkeit geschuldet ist.
  • Ein neues Kriterium betreffend Hygiene und Nachhaltigkeit ist die Nr. 73 zu Matratzen-Hygienebezügen, wo der gute alte Molton seine Wiedergeburt feiert. Aus Baumwolle sowie günstig und einfach in Anwendung und Pflege darf dieser wieder zum Einsatz kommen und – in Verbindung mit einem waschbaren Matratzenbezug – das Encasing ersetzen, wofür es 10 Punkte gibt. Beim Encasing hingegen, und dies ist neu, wird erstmals ein Reinigungsintervall vorgeschrieben.
  • Auch das neue Kriterium 74, welches sogar mit 15 Punkten belohnt wird, ist unter Hygiene und Nachhaltigkeit zu verbuchen, da es das Reinigen der Matratze auf eine vollkommen neue Stufe stellt und damit mehr Nachhaltigkeit ermöglicht: „Das Waschen des Matratzenbezugs, der in der Regel durch einen Reissverschluss abnehmbar ist, ist jeder Form des Saugens oder Dampfens vorzuziehen. Der Matratzenkern sollte alle fünf Jahre professionell gewaschen werden.“
Matratzen-Waschmaschine.

Was bedeuten diese Neuerungen konkret für die Hotellerie und was sind die Gründe für diese weitreichenden Änderungen?

Ein Anlass zum Beispiel für das „alte“ Kriterium 72 war früher das vermeintliche Wissen darüber, dass in einem Hotelbetrieb eine Matratze nach fünf Jahren, selbst bei Einsatz von Hygieneschutzbezügen bzw. Encasings, hygienisch verbraucht war. So wollte man mit 10 Punkten einen Anreiz bieten, rechtzeitig auf neue, saubere Matratzen umzusteigen. Diese Vorgehensweise ist hygienisch überholt. Man kann Matratzen heute waschen und damit länger nutzen. Andererseits stellt es ja einen ökologischen Wahnsinn dar, dass Produkte vor Ablauf ihrer Nutzungszeit entsorgt werden. Die Hotelstars Union nun offensichtlich reagiert. Da es neue technische Möglichkeiten und waschbare Matratzen gibt, muss eine Matratze nicht mehr aus hygienischen Gründen entsorgt werden. Das spart Geld und hilft der Umwelt. So werden künftig auch viele Hotels auf Encasings verzichten, da die nun vorgeschriebene Reinigung sowohl Geld kostet, als auch Wechselencasings benötigt, womit es wirtschaftlich unattrativer wird. Da ist es effizienter, auf den günstigen Molton zu setzen und bei den Matratzen einmal im Jahr den Bezug zu waschen, was rollierend passieren kann. So wird durch geänderte Hygienevorgaben mehr Nachhaltigkeit erzielt, da vermutlich auch viele Plastik-Encasings wegfallen.

Der Swissfeel-Kreislauf.

Welche Auswirkungen wird das auf die Lieferketten der Hotellerie und deren Produkte haben?

Die Investitionen in Qualität und langlebige, weil waschbare Produkte, werden zunehmen, da es sich wirtschaftlich rechnet und zudem mit Punkten belohnt wird. Lieferanten müssen ausserdem entsprechende Produkte und Dienstleistungen anbieten, wie waschbare Matratzen und die dazugehörigen Wasch- und Reinigungsdienstleistungen, wie es bei Swissfeel bereits seit Jahren der Fall ist. Damit ändert sich für uns nichts, wir können jedes Hotel aus dem Stand heraus mit diesen neuen Leistungen versorgen.

Philipp Hangartner, Inhaber und CEO der Swissfeel AG.

Wie könnte sich denn der Kriterienkatalog in der Zukunft weiter verändern?

Die Themen Hygiene und Nachhaltigkeit bleiben ja nicht stehen! Auf der anderen Seite muss immer zwischen allen 21 Mitgliedsländern ein Konsens erzielt werden. Ein technologische Fortschritt muss in allen Ländern verfügbar sein, bevor er zur Pflicht werden kann. Aber Kriterium 74 zeigt ja, wohin die Reise geht. Noch ist das Waschen des Matratzenkerns eine Kann-Vorschrift, also eine Empfehlung, weil es ökonomisch wie ökologisch sinnvoll, aber noch nicht überall verfügbar ist. Das wird sich ändern, denn bei der Hygiene wurde noch nie lange auf Fortschritt verzichtet. Wenn es sauberer geht, dann wollen es auch irgendwann die Gäste. Ausserdem wird es durch das Waschen günstiger, weil die Matratzen länger genutzt werden können. Somit  wollen es auch die Hotels. Das lässt sich also nicht aufhalten. Und das ist gut so. Denn jede nicht produzierte Matratze hilft der Umwelt. Mit einer Swissfeel-Matratze lassen sich bis zu drei oder vier herkömmliche, nicht waschbare Matratzen ersetzen. Daraus resuliert auch unser CO2-Vorteil von bis zu 77%, womit jedes Hotel zusätzlich seine CO2-Bilanz optimieren kann. Die Zukunft im Katalog wird daher immer grüner und sauberer.

Philipp Hangartner, vielen Dank für das informative Interview.

www.swissfeel.com

Bildlegende Hauptfoto: Philipp Hangartner, Inhaber und CEO der Swissfeel AG.

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