Wie entwickeln sich die Vorausbuchungen für die Sommermonate Juli bis August 2025? Fazit einer Umfrage von HotelPartner Revenue Management in der DACH-Region: «Die Buchungslage für den Sommer 2025 entwickelt sich sehr unterschiedlich. Sie ist vor allem stark abhängig von Lage, Produktqualität und Marktpositionierung der Betriebe.»

In klassischen Leisure-Regionen wie beispielsweise dem Allgäu, dem Salzkammergut, Graubünden oder der Ostseeküste ist eine solide Grundauslastung zu beobachten. Insbesondere dort, wo frühzeitig mit attraktiven Paketen, flexiblen Konditionen sowie CRM-gestützter Kommunikation gearbeitet wird. Kurzfristiger Pick-up funktioniert vielerorts – wetterabhängig, spontan und zunehmend kanalübergreifend.
In städtischen Destinationen wie zum Beispiel Hamburg, Wien, München oder Zürich ist die Lage hingegen herausfordernder. Die Last-Minute-Nachfrage ist dort deutlich schwächer ausgeprägt als in den Vorjahren. Viele Hotels versuchen, das Vorjahresniveau zu erreichen – gerade in Bezug auf den Nachfrageschub im EM-Jahr 2024. Die Vorausbuchungsstände liegen vielerorts darunter, was gezielte Reaktionen erforderlich macht.

Was sich jedoch durch alle Segmente zieht: Hotels mit starker Markenidentität, digitaler Sichtbarkeit und differenzierter Vertriebsstrategie schneiden klar besser ab. Sie sind weniger abhängig vom OTA-Geschäft (Booking), erzielen höhere Direktbucher-Anteile und aktivieren erfolgreich wiederkehrende Gäste.

Wie entwickeln sich die Preise im Vergleich zum Vorjahr?
Die Raten-Entwicklung zeigt sich im Vergleich zu 2024 stark differenziert. In städtischen Märkten, die im vergangenen Jahr eben durch die Fußball-Europameisterschaft sowie eine hohe Dichte an Konzerten und Großveranstaltungen zusätzliche Nachfrageimpulse erfahren haben, ist das durchschnittliche Preisniveau 2025 deutlich schwerer durchzusetzen. Auch im MICE-Segment sind Verschiebungen und eine geringere Veranstaltungsdichte spürbar, was die Nachfrage zusätzlich dämpft. In der Folge verlagert sich der Buchungsfokus zunehmend auf Individualreisende und Urlaubsgäste.
In gut positionierten Ferienhotels hingegen bleiben die Nettoraten stabil oder steigen sogar leicht an. Vor allen Dingen dann, wenn mit dynamischer Preislogik, klar strukturierten Angeboten und hochwertiger Zusatzleistung gearbeitet wird.
Wo sich Raten nicht im vollen Umfang realisieren lassen, gelingt es dennoch, Umsatzziele über Volumenstrategien, Aufenthaltsverlängerungen und gezieltes Upselling abzusichern. Kurzfristige Rabattierungen bergen hingegen Risiken: Sie drücken auf die Marge, schwächen die Preishoheit und können das Markenbild langfristig beschädigen.

Mit welchen Herausforderungen sind Hotels derzeit im Revenue Management konfrontiert?
Die operative Realität stellt viele Hotels vor dieselben zentralen Herausforderungen:
- Extrem kurzfristiges Buchungsverhalten, oft wettergetrieben oder anlassbasiert
- Hohe Volatilität, die klassische Forecast-Modelle zunehmend unzuverlässig macht
- Steigender OTA-Anteil, insbesondere bei nicht ausreichend positionierten Hotels
- Zunehmender Kostendruck durch Provisionen, Marketingbudgets und Personalengpässe.

Welche Trends beobachten wir aktuell im Markt?
- Segmentierung nach Gästetyp statt Ratenklasse: Die Steuerung erfolgt zielgruppenspezifisch – mit Auswirkungen auf Pricing, Kommunikation und Angebotsgestaltung.
- Hyperpersonalisierung gewinnt an Relevanz: Von Familienangeboten über Workation bis hin zu Best-Ager-Paketen.
- Wetter- und impulsgetriebener Pick-up: Gerade in Leisure-Regionen nimmt diese Dynamik zu – mit teils starker Woche-zu-Woche-Volatilität.
- Marken- und Positionierungsstärke wird zum Erfolgsfaktor: Wiederkehrende Gäste, höhere Direktbucheranteile und eine bessere Resilienz gegenüber Marktveränderungen – insbesondere bei wegfallenden Events oder volatiler Nachfrage.
- CRM und digitale Kommunikation via verschiedener Tools ermöglichen eine gezielte Direktkanalsteuerung sowie das proaktive Aktivieren von Gästen – zum Beispiel durch automatisierte Newsletter, personalisierte Upselling-Angebote oder gezieltes Re-Engagement im Buchungsprozess.
- KI und Echtzeitanalysen werden zum Standard – von Proportionsentscheidungen bis zur Marktbeobachtung.

Welche Empfehlungen geben Sie Hotels zur kurzfristigen Lückenfüllung?
- Angebotsflexibilität mit Zusatzleistungen (z. B. Welcome-Drink, Spa, Late Check-out)
- Kampagnen auf Direktkanälen mit CRM-Zielgruppenansprache und Landingpages
- Reduktion restriktiver Regeln (z. B. Mindestnächte, Check-in-Tage)
- Automatisiertes Pickup-Tracking mit Reaktionslogik bei Preis- und Restriktionsanpassung
- Kombination von Sichtbarkeit und Buchungsanreizen – gezielt auf leistungsschwache Zeiträume.
Fazit
Der Sommer 2025 erfordert von Hotels ein hohes Maß an operativer Flexibilität, eine präzise Steuerung von Angeboten und Zielgruppen sowie eine vorausschauende Marktbeobachtung.
Hinweis: Die Antworten stammen von den HotelPartner-Revenue Management-Experten Florian Augustin – Deputy CEO & CCO, Lars Meier – COO und Jan Reiländer – Head of Portfolio Management.



Wie sieht «Schweiz Tourismus» die Sommersaison 2025?

Basierend auf Rückmeldungen aus der Branche gibt Schweiz Tourismus (ST) eine Einschätzung zur laufenden Sommersaison 2025 ab. Dabei zeigt sich eine positive Grundstimmung sowohl in der Stadt als auch auf dem Berg. Die Buchungsstände und die Aussichten sind grundsätzlich gut bis sehr gut. Die Geopolitik bereitet Sorgen, in diesem Rahmen werden jedoch auch Chancen erkannt. Dasselbe gilt für Hitzeperioden – «Coolcation» ist im Schweizer Tourismus angekommen.
In einer nationalen Pulsmessung sammelte Schweiz Tourismus (ST) Mitte Juni Eindrücke und Beurteilungen zur anstehenden Sommersaison 2025. Tourismusfachleute in Regionen, Destinationen, bei Transportunternehmen, aber auch in Unterkunftsbetrieben zeigen sich sehr zufrieden mit dem aktuellen Sommergeschäft. Vielerorts lassen die Aussichten und Buchungsstände sogar noch bessere Zahlen voraussehen als im bereits sehr erfolgreichen Sommer 2024. Und der Reiseveranstalter für Ferien in der Schweiz, Switzerland Travel Centre (STC), beobachtet dabei eine Verschiebung hin zu mehr Premium-Produkten, indem beispielsweise mehr Vier- und Fünfsternehotels sowie exklusive Aktivitäten gebucht werden.
Der für den Schweizer Tourismus so wichtige Auslandsmarkt USA wird wohl in der Sommersaison noch weiter brummen, da sind sich viele Touristikerinnen und Touristiker einig. Die Sommerferien hatten viele US-Gäste bereits vor Antritt der Trump-Administration gebucht. Für den Herbst, den Winter und wohl vor allem dann für 2026 sind die Aussichten auf den Markt USA jedoch etwas trüber. So gibt Flurin Riedi, Direktor Gstaad-Saanenland Tourismus, zu bedenken: «Der US-Markt dürfte im Sommer stabil bleiben, da amerikanische Gäste tendenziell langfristiger buchen. Für den Winter ist jedoch mit einem möglichen leichten Rückgang sowie kürzerem Buchungszeitraum zu rechnen».
Die Kehrseite dieser Sorgen sind jedoch auch neue Chancen vor allem in Asien und den Golfstaaten, wenn die Beliebtheit der USA als Konkurrenz-Übersee-Destination sinkt und stattdessen Reisen nach Europa und somit auch in die Schweiz vermehrt in den Fokus rücken könnten. Diese Einschätzung haben mehrere befragte Tourismusfachleute vor allem auch in städtischen Destinationen abgegeben.
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