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Reports Schweiz

So will die neue Kempinski-Chefin die Luxushotelgruppe auf Touren bringen

Barbara Muckermann ist seit rund acht Monaten CEO von Kempinski, der ältesten Luxushotelgruppe Europas. In einem Podiumsgespräch am Deutschen Hotelkongress in Mainz sprach die ehemalige Kreuzfahrten-Managerin über die Zukunft von Kempinski. In der Schweiz führt die Gruppe aktuell Luxushäuser in St. Moritz und Engelberg.

Barbara Muckermann im ahgz-Gespräch mit Rolf Westermann.

Der Einstieg bei Kempinski war wunderschön“, sagte Muckermann im Gespräch mit Rolf Westermann (Mitglied der Chefredaktion der ahgz). Die Türen standen ihr offen, die Chemie im Headquarter in Genf stimme, so die Managerin. Kempinski sei eine großartige, traditionsreiche deutsche Marke, so Barbara Muckermann, die sie nun behutsam entstauben will.

Barbara Muckermann, die viele Jahre in der Luxuskreuzfahrten-Branche tätig war, zieht Parallelen zu ihrem früheren Arbeitsfeld. Es sei einerseits ähnlich – und doch anders. Letztlich seien Kreuzfahrtschiffe mit Hotels vergleichbar, doch die Kommerzialisierung sei höher, davon könne die Hotellerie lernen.

Kempinski Hotel in Engelberg.

Muckermann hat die Startphase bei Kempinski genutzt, um sich einen umfassenden Überblick über das rund 80 Häuser umfassende Portfolio und die einzelnen Destinationen zu machen. „Wir waren mit der Marke etwas zu großzügig“, so die CEO. Es gelte, die einzelnen Häuser genau zu betrachten – nicht jedes entspreche dem exklusiven Anspruch der Marke, wie zuletzt das Beispiel Gravenbruch gezeigt habe. Das dortige Hotel läuft mittlerweile unter Hilton-Flagge.

Manche Häuser im Portfolio hätten großes Potenzial, müssten aber sicherlich modernisiert werden – in Absprache mit den Eigentümern. Diesbezügliche Gespräche seien zwar fordernd, aber produktiv, so Muckermann, die der Asset-Light-Strategie Zukunftsfähigkeit bescheinigt. Soll Kempinski wachsen, fragte Muckermanns Gesprächspartner Rolf Westermann. „Kempinski wird eine große Kette bleiben, auch wenn wir sicher einige Häuser verlieren werden“, so Muckermann. Andere Hotels würden eventuell neu dazukommen. 

Kempinski Hotel des Bains St. Moritz.

Entscheidend sei es künftig, die Reisewünsche der zahlenmäßig wichtigsten Gäste aus dem arabischen Raum, den USA und der DACH-Region im Auge zu behalten. Entsprechend gestalte sich die Pipeline geplanter Projekte. Muckermann sieht hier den europäischen Raum als Fokus-Destination. „In Italien beispielsweise sind 95 Prozent der Häuser noch ohne Marke.“

Wenn es um die Marktpräsenz geht, so fühlt sich Muckermann gut aufgestellt. „Es gibt große Möglichkeiten für alle Marken – es ist ein 300-Milliarden-Euro-Markt“, wusste sie zu berichten. Muckermann sieht die Luxushotellerie klar im Aufwand, Hotels mit einer Durchschnittsrate von 1000 Dollar und mehr boomten, die Zahl entsprechender Häuser habe sich binnen weniger Jahre verdreifacht. 

Die USA indessen seien ein schwieriger Markt. Entweder ganz oder gar nicht – nur ein paar wenige Häuser machten keinen Sinn. Grundsätzlich scheint bei Kempinski das Interesse vorhanden, den Sprung über den großen Teich zu machen, doch beim Deutschen Hotelkongress wollte Muckermann noch keine Details nennen.

Vier Kempinski-Hotels gibt es noch in Deutschland. Wie sind die Pläne, welche Standorte kommen hinzu? „Wir brauchen wunderschöne Häuser, wir haben viel zu viel verloren. Kempinski ist deutsch, unsere Wurzeln sind deutsch. Der schlafende Riese benötigt vielleicht einen Tritt in den Hintern“, wie die CEO lächelnd sagte. 

Barbara Muckermann hat in Italien, Frankreich und den USA gelebt, spricht fünf Sprachen fließend und hat einen Doktortitel in Politik- und Wirtschafts-Wissenschaften sowie einen kombinierten MBA-Abschluss der Columbia University und der London Business School. Sie hat viele Jahre bei Silversea Cruises gearbeitet, seit 2018 ein Unternehmen der Royal Caribbean Group. Dort war sie für die Leitung der weltweit größten Ultraluxus- und Expeditionskreuzfahrtgesellschaft verantwortlich. 
Insgesamt hat sie 25 Jahre Erfahrung im Tourismus. Bei Kempinski ist sie Nachfolgerin von Bernold Schroeder. Ihren Posten in der Unternehmenszentrale in Genf trat sie Mitte Juni 2024 an.

Kempinski Hotel Adlon Berlin.

Kempinski Hotels wurde 1897 in Deutschland gegründet und ist die älteste Luxushotelgruppe Europas. Die Gruppe betreibt rund 80 Hotels und Residenzen der 5-Sterne-Kategorie in 36 Ländern. Weitere rund 35 Hotels in Europa, im Mittleren Osten, Afrika, Asien und Amerika sollen künftig dazukommen. Darüber hinaus ist Kempinski Gründungsmitglied der Global Hotel Alliance (GHA), des weltweit größten Netzwerks unabhängiger Hotelmarken. 

Die Scheichs des Emirats Bahrein sind Shareholder, nachdem das thailändische Königshaus ausgestiegen ist. Laut ahgz-Ranking der Top 50 Hotelgesellschaften in Deutschland hat Kempinski 2023 einen geschätzten Nettoumsatz von mehr als 200 Mio. Euro erzielt.

Quelle & Copyright: ahgz online, 20.2.2025. Autor: Christoph Aichele. Der hier publizierte Bericht wurde als Erstveröffentlichung auf ahgz online veröffentlicht.

Bildlegende Hauptfoto: Kempinski-CEO Barbara Muckermann.

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