Vergangene Woche hat die Fortimo Group aus St. Gallen das alte Grand Hotel Regina in Grindelwald für 18.5 Mio. Franken ersteigert. Und wenige Woche vorher haben die Fortimo-Investoren das Hotel Säntispark bei St. Gallen erworben. Zu Fortimo gehört auch die Revier Hospitality Group. Verantwortlich für den Bereich Hospitality bei Fortimo ist Revier-CEO Daniel Renggli. Ein Insider-Gespräch.
Daniel Renggli, warum setzt die Fortimo Group auf den Hospitality-Markt?
Kurz gesagt: Es ging darum, das Geschäft zu diversifizieren und nicht nur vom Wohnungsmarkt abhängig zu sein. Mit der PRIVÀ auf der Lenzerheide haben wir einen ersten Schritt gemacht. Ausserdem bringen wir heute Hotelkompetenz in der Entwicklung, im Investment und im Betrieb mit. Wir bringen also etwas unter einen Hut, wo in der Regel mehrere Parteien beteiligt sind.
Viele Investoren und Immobilienentwickler sind skeptisch, was Hotelimmobilien-Projekte betrifft. Motto: ein schwieriges Geschäft mit eher tiefen Renditen. Was sagen Sie dazu?
Für uns ist der Ort und das Geschäftsmodell entscheidend. Zalando und ein ortsansässiger Schuhhändler verkaufen beide Schuhe, aber sie betreiben das Geschäft unterschiedlich.
Aber es ist richtig, dass die durchschnittliche Rentabilität von Hotels keinen Investor verzückt, dazu kommt noch ein erhöhtes Risiko. Verdienen Sie bisher gutes Geld im Hospitality-Segment? (Beispiel Revier Hotels)?
Selbstverständlich!
Wie lauten denn Ihre wirtschaftlichen Perspektiven und Ziele, was Ihre Hotelprojekte betrifft?
Wir sprechen weiterhin nicht über Zahlen. Doch unsere Erwartungen sind wesentlich über der durchschnittlichen Hotellerie. Wenn alle laufenden Projekte fertiggestellt sind, haben wir über 5000 Betten im Portfolio.
Die Fortimo Group hat soeben das Regina-Areal in Grindelwald für 18.5 Mio. Franken ersteigert. Warum glauben Sie an den Erfolg dieses Projektes?
Hier handelt es sich um eine Areal-Entwicklung mit drei verschiedenen Marken. Zwei davon werden wir sicher selbst betreiben.
Revier Hotels sind auf Expansionskurs, laufend eröffnen oder kündigen Sie neue Revier Hotels an. Wie würden Sie die Wachstumsstrategie von Revier Hotels umschreiben?
In der deutschsprachigen Schweiz werden in Feriendestinationen kaum noch Revier-Hotels entstehen, die nicht schon in der Entwicklung sind. Bei PRIVÀ bewegen wir uns ausschliesslich in A-Destinationen, aber die Entwicklungszeit ist lange.
Das Hotel Säntispark bei St. Gallen gehört jetzt auch zur Fortimo Group. Was erhoffen Sie sich von dieser Akquisition?
Die Migros wollte eine Bereinigung und suchte einen starken Partner. Wir waren ein idealer Käufer für das Hotel – und entwickeln dieses nun weiter.

Planen Sie, weitere (bestehende) Schweizer Hotels zu übernehmen?
Mit Ausnahme von Städten eher nicht. Wenn immer möglich, bauen wir neu, also neue Hotels.
Revier Hotels sind primär in Ferien- oder Freizeitdestinationen präsent (Lenzerheide, Adelboden usw.). Revier Hotels im urbanen Gebiet, in Städten wie Zürich oder Genf – ein Thema?
Das ist ein Thema, aber die Kriterien für einen solchen Standort sind unsererseits gestiegen.
Wie schätzen Sie den Hotelmarkt in den nächsten Monaten bis Ende Jahr und 2023 ein – in Zeiten von Krieg (Ukraine), Inflation, Energie-Engpässen, Klimawandel und Fachkräftemangel?
Im Tourismus ist man sich Krisen gewohnt. Die Frage ist mehr, wie man damit umgeht – und das ist auch eine unternehmenskulturelle Frage. Die aktuellen Herausforderungen können sich kurzfristig ändern und sind nur teilweise abschätzbar, darum konzentrieren wir uns eher auf langfristige Themen und halten uns operativ schlank. Die Gefahr einer Rezession ist sicher da, aber historisch betrachtet kann die Schweizer Ferien-Hotellerie recht gut damit umgehen. Etwas kritischer sehe ich grundsätzlich den Geschäftsreisetourismus.
Sie sind nicht Hotelier und haben auch keine Hotelfachschule besucht. Wie sind Sie zur Hotellerie gekommen?
Ich war während drei Jahren CEO des Ferienvereins. Meine Aufgabe war damals die betriebswirtschaftliche Sanierung der Gruppe – es war gleichzeitig auch mein Einstieg in die Hotellerie. Als Branchen-Fremder darf man auch etwas abstraktere Fragen stellen – und das sehe ich als grossen Vorteil.
Und wie sind Sie denn auf die Idee mit den Revier Hotels gekommen?
Es war nicht so, dass wir neben der Hotel-Marke Priva unbedingt noch ein weiteres Hotelkonzept entwickeln wollten. Obwohl die Erfahrungen mit Priva sehr gut waren. Nachdem es doch sehr aussagekräftige Studien zur Rentabilität von Beherbergungskonzepten in den Bergen gab, war unsere zentrale Frage: Wie können wir Hotellerie rentabel betreiben? Auf dieser Grundlage wurde die Marke Revier entwickelt und die Wertschöpfung konfiguriert.
Wie kann man Hotellerie in den Bergen rentabel betreiben?
Schauen Sie sich unser Geschäftsmodell an!
Und die sieht dieses Geschäftsmodell aus?
Ein Revier-Gast kommt nicht primär wegen dem Hotel zu uns! Seine Motivation liegt in der Aktivität, das heisst Bike, Ski, Wandern, Klettern und andere Dinge. Dieser aktive Gast sucht sich ein Hotel, das zu seinem Lebensstil passt. Er will immer gutes Essen, aber er will auch unterhalten werden.
Ab wann muss ein Revier Hotel rentabel sein?
Das hängt am Ende stark von Faktoren wie Standort und Umfeld ab. Das Revier Lenzerheide ist seit dem zweiten Betriebsjahr rentabel, Adelboden braucht etwas länger.
25hours oder CitizenM waren Ihre Vorbilder, als Sie «Revier» kreierten…
…wir bewegen uns in der Tat zwischen den beiden Marken. Spannend finde ich auch das «Zoku» in Amsterdam, doch wir lassen uns überall inspirieren, nicht nur in der Hotellerie.
Ihre Service-Philosophie in den Revier Hotels?
Der Mensch steht im Mittelpunkt. Mir ist es wichtig, dass unsere Leute Beziehungen zu Gästen aufbauen. Dafür ist der Service vielleicht nicht immer so perfekt. Ein Lächeln ist mir wichtiger!
Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!
Revier Hotels
Die Revier Hotels gehören zur Schweizer Revier Hospitality Group, einer gemeinsamen Managementgesellschaft der beiden Marken Privà und Revier. Man will die klassischen Beherbergungsformen neu interpretieren und richtet sich auf künftige Gästebedürfnisse aus. Revier sieht sich als die «junge und dynamische Schweizer Hotelmarke», deren Häuser sich an erlebnisreichen Standorten in Berggebieten oder Städten befinden. Das erste Hotel der Gruppe, die Revier Mountain Lodge in der Lenzerheide, wurde im Dezember 2017 eröffnet. Das Lifestyle-Konzept setzt auf ein modernes Design, unkompliziertes Miteinander und ein trendiges Food- und Getränkeangebot.
www.revierhotels.com
Daniel Renggli
Daniel Renggli ist Delegierter des Verwaltungsrates und CEO der Revier Hospitality Group AG. Unter den Marken Privà und Revier entwickelt und betreibt die Gruppe Beherbergungskonzepte in Europa sowie Dubai.
Nach verschiedenen Geschäftsleitungsstationen innerhalb der Hotelplan-Gruppe, übernahm er als CEO die Führung einer internationalen Tourismusgruppe mit Geschäftsfeldern in der Hotellerie, Transport und Immobilien. Er war Managing Partner eines renommierten Beratungsunternehmens und ist Dozent für Unternehmensführung und Marketing.





