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Management

Inside-Talk mit Michael Thomann: Was zeichnet den erfolgreichen Hotel-Verwaltungsrat aus?

Die meisten der rund 4000 Schweiz Hotels sind als Aktiengesellschaft organisiert. Damit ist der Verwaltungsrat das oberste Führungsorgan, wie es im Obligationenrecht heißt. Michael Thomann, Ex-Hotelier und heute Experte für Hotelmanagement, sitzt aktuell in acht Verwaltungsräten. Hotel Inside wollte von Thomann wissen: Was zeichnet den erfolgreichen Hotel-Verwaltungsrat aus? Ein Inside-Video-Gespräch.

Michael Thomann (55) ist einer der erfolgreichsten und renommiertesten Hotelberater der Schweiz. Was ihn besonders auszeichnet: Als ehemaliger Hotelier und Hotelmanager (u.a. Waldhaus Davos, Schweizerhof Bern, Sorell Hotels), weiß Thomann, wie Hospitality im Alltag funktioniert. Thomanns Karriere: Begonnen hat der gebürtige Zürcher als Konditor-Confiseur. Nach der Hotelfachschule Belvoirpark in Zürich stieg er ins Gastgewerbe ein. Sein erster Führungsjob: das Waldhotel Davos (2002 bis 2010). Dann folgte ein erstes Highlight: die Eröffnung des Luxushauses Schweizerhof in Bern (bis 2014). Von 2014 bis 2017 wirkte er als CEO der Sorell Hotels und verpasste den damals 17 Häusern der ZFV-Unternehmungen eine erfolgreiche Neupositionierung. Seit 2017 ist er selbständiger Berater, Couch und Inhaber der Thomann Hospitality Management AG.

Hotelexperte und Mehrfach-Verwaltungsrat Michael Thomann.

Aktuell sitzt Michael Thomann in acht Verwaltungsräten:

  • SGV Holding AG, Luzern (Schifffahrt)
  • Tavolago AG, Luzern
  • Grand Hotel National AG, Luzern
  • Hotel Bad Murtensee AG, Muntelier
  • Swiss Holiday Park AG, Morschach
  • Hotel Hermitage Luzern AG
  • Hotel Heiden AG
  • Schweizer Salinen (neu)

Hotel Inside sprach – im Rahmen des Hospitality Summit 2025 in Zürich-Oerlikon – mit Michael Thomann über Herausforderungen und Aufgaben von Hotel-Verwaltungsräten:

Hintergründe zum Thema Hotel-Verwaltungsrat

Rund 4000 Hotels und Hotelverwaltungen gibt es laut Handelsregister in der Schweiz. Eine breite Vielfalt an verschiedenen Konzepten, Positionierungen, Klassifikationen – und an verschiedenen Rechtsformen. Manche Betriebe sind als Verein organisiert, andere als Stiftung und wieder andere als Einzelfirma. Die Mehrheit aber – etwa 2300 Hotelbetriebe – sind eine Aktiengesellschaft. Ihr oberstes Führungsorgan ist der Verwaltungsrat. So will es das Gesetz.

Verwaltungsrat der Bad Murtensee AG (mit Michael Thomann), 2021.

Diese sieben Aufgaben muss ein Hotel-Verwaltungsrat erfüllen:

Im Vergleich zu einigen anderen Ländern kommt dem Verwaltungsrat (VR) in der Schweiz eine wesentlich gewichtigere Bedeutung zu. Das Gesetz definiert den Verwaltungsrat als oberstes Aufsichts- und Gestaltungsorgan einer Aktiengesellschaft. Diesem obliegen sieben konkrete Aufgaben, die das Obligationenrecht (OR) als unübertragbar und unentziehbar definiert und die deshalb nicht an eine Geschäftsleitung delegiert werden können:

  • Der VR ist die Oberleitung der Gesellschaft und erteilt die dafür nötigen Weisungen.
  • Der VR legt die Organisation der Gesellschaft fest.
  • Der VR ist verantwortlich für die Ausgestaltung des Rechnungswesens, der Finanzkontrolle und der Finanzplanung.
  • Dem VR obliegen die Ernennung und Abberufung der Geschäftsleitung und der Vertretungsberechtigten.
  • Der VR hat die Oberaufsicht über die Geschäftsleitung. Dies im Hinblick auf die Einhaltung von Gesetzen, Statuten, Reglementen und Weisungen.
  • Der VR ist verantwortlich für die Erstellung des Geschäftsberichts sowie die Vorbereitung der Generalversammlung und die Ausführung ihrer Beschlüsse.
  • Der VR hat bei Überschuldung bzw. Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft den Richter zu benachrichtigen.

In der Praxis kommt dem Gremium zudem häufig eine beratende Funktion zu. Nicht selten sind Geschäftsleitung und Verwaltungsrat eingespielte Sparringspartner.

Verwaltungsrat der Grand Hotel National AG Luzern (mit Michael Thomann), 2024

Wie besetzen Hotelbetriebe in der Praxis dieses wichtige Gremium? Sitzen vor allem Familienmitglieder im Verwaltungsrat oder die Hotelinhaber selbst? Und wie viele Hotel-Verwaltungsrätinnen gibt es? Der Datenlieferant Crif hat Zahlen und Fakten zu den Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern aller Hotels im Schweizer Handelsregister recherchiert.

Das Gesetz schreibt weder eine Mindestgrösse für den Verwaltungsrat vor, noch gibt es eine Obergrenze für die Anzahl der VR-Mitglieder. Im Leitfaden des Wirtschaftsverbands Economiesuisse, dem Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance, heisst es dazu: «Der Verwaltungsrat soll so klein sein, dass eine effiziente Willensbildung möglich ist, und so gross, dass seine Mitglieder Erfahrung und Wissen aus verschiedenen Bereichen ins Gremium einbringen und die Funktionen von Leitung und Kontrolle unter sich verteilen können.»

In der Praxis hat sich die Faustregel etabliert: Je grösser und komplexer das Unternehmen, desto mehr Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte hat es. Die Wirtschaftskanzlei Walder Wyss schreibt in einer Broschüre, dass sich daraus häufig Gremien mit drei bis neun Mitgliedern ergäben. Für eine KMU-dominierte Branche war das zu erwarten.

In der Schweizer Hotelbranche sind aber auch kleinere VR-Gremien gang und gäbe. Bei der Mehrheit der Hotel-Aktiengesellschaften, nämlich bei 832, besteht das oberste Führungsgremium gar nur aus einer Person. Aber auch Verwaltungsräte mit nur zwei Personen sind weit verbreitet. Verwaltungsräte mit fünf oder mehr Mitgliedern sind dagegen eher selten anzutreffen. Den mit neun Personen grössten VR der Branche hat das Campus Sursee Seminarzentrum, das mit 550 Zimmern grösste Seminarhotel der Schweiz.

Wirtschaftsprofessor Christoph Lengwiler leitet an der Hochschule Luzern den Studiengang CAS Verwaltungsrat. Ihn überrascht dieser Befund nicht. Gegenüber der Hotel Revue (HTR) sagte er: «Es ist im KMU-Bereich durchaus üblich, dass Inhaber, Geschäftsführer und Verwaltungsrat ein und dieselbe Person sind. Die Struktur der Hotel-Verwaltungsräte widerspiegelt damit einfach die Struktur der Branche.»

Ein Hotelier, der seinen Betrieb als inhabergeführtes Unternehmen leite, hole sich in der Regel keinen externen Verwaltungsrat an Bord, der ihm reinreden könnte. Als externer Sparringspartner diene im mittelständischen Gewerbe nicht selten der Treuhänder, so Professor Lengwiler. Sobald ein Hotel mehrere Aktionäre habe, könne es aber sinnvoll sein, eine unabhängige Person im VR zu haben, so Lengwiler zur HTR.

Und was kostet ein unabhängiges VR-Mitglied? Untersuchungen bei KMU mit bis 50 Mitarbeitenden haben ergeben, dass die jährliche Entschädigung eines VR-Mitglieds im Mittel 8000 Franken beträgt. Ob dieses Honorar auch seinen Wert hat, sollte durch eine jährliche Leistungsbeurteilung hinterfragt werden.

Da nur wenige Hotels externe Verwaltungsräte kennen, haben die meisten Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte auch nur ein Mandat inne. Am meisten Hotel-VR-Mandate vereinigt Unternehmer Rolf Kasper auf sich, der mit seiner Gruppe in die Bereiche Immobilien, Handel und Gastgewerbe investiert. Er ist so an mehreren Hotels beteiligt, wie dem Hotel Schloss Ragaz und dem Hotel Rigi Kaltbad (Stand 2023).

In der Welt der Grosskonzerne ernten CEOs, die gleichzeitig das Verwaltungsratspräsidium übernehmen, regelmässig Kritik: Es fehle eine echte Aufsicht über die Geschäftsleitung, und es mangle an wirklich neuen Ideen. Doch was bei Grosskonzernen verpönt ist, ist in der Welt der KMU alltäglich. Die Inhaberin oder der Inhaber übernimmt hier gerne auch gleich die Geschäftsführung und das Verwaltungsratspräsidium.

In einer KMU-Branche wie der Schweizer Hotellerie erstaunt es darum nicht, wenn Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte auch in der operativen Führung aktiv sind. Von 1000 Hotelbetrieben, die in der Analyse genauer unter die Lupe genommen wurden, sind bei 656 ausschliesslich Personen aus dem Verwaltungsrat zeichnungsberechtigt: ein Indiz dafür, dass viele von ihnen nicht nur strategisch, sondern auch operativ führen.

Verwaltungsrat der Grand Bad Ragaz Resort AG (2021).

Ein entscheidender Treiber für einen schlagkräftigen Verwaltungsrat sei die Zusammensetzung des Teams, schreibt das Beratungsunternehmen OBT in einem Ratgeber. Gleichzeitig sei eine weit verbreitete Schwäche vieler KMU-Verwaltungsräte, dass bei der Auswahl auf Kriterien wie Bekanntschaft, Sympathie und Verwandtschaft gesetzt werde statt auf Kompetenz.
Auch in den Hotel-Verwaltungsräten sitzen oft Personen, die verwandt sind. Zwar weist das Handelsregister keine Verwandtschaftsgrade aus. Doch wenn zwei Personen im Verwaltungsrat die gleiche Wohnadresse und/oder den gleichen Nachnamen haben, kann vermutet werden, dass sie miteinander verwandt sind.

Verwaltungsrats-Experte Prof. Christoph Lengwiler sieht bei familiengeführten Unternehmen Vor- und Nachteile. Einerseits sei der Zusammenhalt in einer Familie grösser. Andererseits könnten familiäre Reibereien, die nichts mit dem Betrieb zu tun haben müssten, auf das Unternehmen abfärben. Zudem sei es gerade in familiengeführten Hotels üblich, dass die Familienmitglieder im Betrieb mitarbeiteten. Ohne dieses Anpacken sei es häufig schwierig, das Hotel wirtschaftlich zu führen.

«Dem Verwaltungsrat sollen weibliche und männliche Mitglieder angehören», lautet eine der Empfehlungen im Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance, dem Leitfaden von Economiesuisse. Dabei nennt der Wirtschaftsverband allerdings keine Zielquote. Konkreter wurde der Bundesrat 2020 für die börsenkotierten Schweizer Unternehmen. Seit gut zwei Jahren schreibt er ihnen einen Richtwert von 30 Prozent Frauen im Verwaltungsrat vor.

Verwaltungsrat der Katara Hospitality AG (besitzt und führt in der Schweiz drei Hotels und Resorts).

Diese Quote verfehlen die Schweizer Hotel-Aktiengesellschaften. 1215 Verwaltungsrätinnen und 3444 Verwaltungsräte – ergibt einen Frauenanteil von 26 Prozent (Stand 2023). Zum Vergleich: Die im Schweizer Börsenindex SMI gelisteten 20 Grosskonzerne haben letztes Jahr erstmals einen Frauenanteil in ihren Verwaltungsräten von 30 Prozent erreicht. Gemäss Schilling-Report, der seit 17 Jahren die Diversität der Führungsgremien in der Schweiz untersucht, hatten Frauen in den Verwaltungsräten der 92 grössten Arbeitgeber 2022 einen Anteil von 26 Prozent.

Hotels schneiden besser ab als globale Tourismuskonzerne

Verglichen mit anderen Tourismusunternehmen schneiden die Schweizer Hotels gar besser ab. 2021 sorgte eine Studie des World Tourism Forum Lucerne und Aptamind Partners für Aufsehen: Bei den 100 grössten börsenkotierten Unternehmen der globalen Reise- und Tourismusbranche waren nur 24 Prozent der Verwaltungsräte Frauen. Und 8 Prozent der Gremien hatten überhaupt keine Frauen in ihren Reihen.

Auch gegenüber dem Schweizer Durchschnitt von knapp über 20 Prozent sei der Frauenanteil in der Hotellerie höher, betont Cornelia Ritz Bossicard, die Präsidentin der Verwaltungsratsvereinigung Swiss VR. Letztlich gehe es im Verwaltungsrat um Diversität im Allgemeinen. «Diversität betrifft aber nicht nur das Geschlecht, sondern neben verschiedenen Kompetenzen und Erfahrungen auch Faktoren wie Alter, Nationalität, Sprache und so weiter.» Damit Diversität zum Tragen komme, sollte mehr als eine Person im Gremium divers sein, so Ritz Bossicard.

Bis Ende 2007 musste die Mehrheit der Mitglieder eines Schweizer Verwaltungsrats in der Schweiz wohnhaft sein und das Schweizer Bürgerrecht besitzen. Heute dagegen spielen Nationalität und Wohnsitz der Führungscrew keine Rolle mehr. Einzige Bedingung: Mindestens eine für die Firma unterschriftsberechtigte Person muss in der Schweiz wohnen.

Eine Handvoll Hotels nutzen diese Freiheit aus und haben in ihren Reihen praktisch nur Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte, die im Ausland wohnen. Wenig überraschend sind das Betriebe, die ausländischen Investoren gehören. Insgesamt sind 495 der 4659 Hotel-Verwaltungsrätinnen und -Verwaltungsräte – rund 11 Prozent – im Ausland wohnhaft (Stand 2023).

Quellen: Hotel Inside, Hotel Revue (HTR), Verwaltungsratsvereinigung Swiss VR, Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance, Datenlieferant Crif. Die Daten und Zahlen stamen aus dem Jahr 2023.

THOMANN Hospitality Management AG

Die THOMANN Hospitality Management AG unterstützt seit 2017 Hotel- und Tourismusunternehmen und findet Lösungen für die aktuellen Herausforderungen der Branche. Das Angebot umfasst Strategie- und Geschäftsmodell-Entwicklungen, Coaching, Projekt- und Betriebsmanagement, Verwaltungsratsmandate. Michael Thomann berät als erfahrener Praktiker und synchronisiert Theorie und Praxis. «Umsetzen statt rumsitzen» ist seine Devise.

www.hospitality-management.ch

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