Warum das Resort-Hotel Alex so einzigartig ist
Das Resort-Hotel Alex in Zermatt. Ein einzigartiges Haus. Das Design – eine Mischung aus englischem Landhaus, Tiroler Stuben und antikem Berghotel. Die Inhaberfamilie investiert laufend viel Geld in ihr Hotel-Unikat beim Bahnhof. Allein in den letzten fünf Jahren haben René und Christina Hürlimann-Perren über 3 Mio. Franken in ihr 4-Sterne-Superior-Hotel investiert. Wie lautet das Erfolgsprinzip im „Alex“?
Das Resort-Hotel Alex ist als klassisches Ferien- und Wellnesshotel für Familien, aber auch für junge Leute und Singles positioniert. Das «Alex» war das erste Hotel in Zermatt, das seinen Gästen einen grossen Swimmingpool und eine Tennishalle anbot. Hinzu kamen Fitness-Center, Squash Court und Wellness-Bereich. In den 70er- und 80er-Jahren war die Alex-Bar der gesellschaftliche «Hotspot» von Zermatt. Im «Alex» stiegen (und steigen) auch prominente Gäste aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur ab. Gastgeber im «Alex» sind Christina Perren-Hürlimann und ihr Mann René Hürlimann.
Hotel Inside-Publizist Hans R. Amrein sprach mit dem Hotelpaar Perren-Hürlimann über die Geschichte des Hauses, die einzigartige Architektur, Gästesegmente, Positionierung, Küche und die aktuelle Situation im Zermatter Tourismus.
Die Alex-Geschichte
Alex Perren (geboren 1933) eröffnete das Hotel Alex im Dezember 1960. Mütterlicherseits stammt Alex Perren vom Erstbesteiger des Matterhorns, Peter Taugwalder, ab. Ihm wurde das Talent zum Bergsteigen mit der Geburt quasi in die Wiege gelegt. Er bestand nämlich als jüngster Zermatter mit 19 Jahren die Prüfung zum Skilehrer und Bergführer. So konnte er von nun an Gäste auf sein geliebtes Matterhorn und all die anderen Viertausender führen.
Hotelier wurde er wegen eines tragischen Bergunfalles mit 26 Jahren am Obergabelhorn – die Amputation seines linken Unterschenkels zwang ihn, seinen geliebten Beruf als Bergführer aufzugeben und sich ins Metier des Hoteliers einzuarbeiten. Das Schicksal wollte es jedoch von nun an gut mit Alex Perren. Er lernte nämlich 1962 seine heutige Frau Gisela kennen, eine gebürtige Salzburgerin, die als „Mädchen für alles“ im Hotel Alex eine Anstellung fand. Die Liebe führte die beiden schliesslich zusammen. 1964 wurde geheiratet, und es begann eine wundervolle Erfolgsstory.
Die charismatische und charmante Österreicherin Gisela und der Bergler Alex prägten als engagierte und erfolgreiche Gastgeber über Jahrzehnte die Zermatter Hotellerie – heute würde man von einem „Power Couple“ sprechen.
Gisela und Alex Perren setzten Trends in Zermatt. Das «Alex» wurde zum In-Place des weltbekannten Kurortes. Kein Gast verliess Zermatt, ohne mindestens einmal im «Alex» gewesen zu sein. Über all die Jahre haben die Perrens immer in die Qualität ihres Hauses investiert. Das «Alex» ist noch heute ein Juwel der Zermatter Hotellerie. Seit 2005 wird es in der zweiten Generation von der Tochter Christina Perren und ihrem Ehemann René Hürlimann geführt.
„Ich hatte damals kein Geld, keinen Rappen…“
Interview mit Alex Perren sen. und Gisela Perren über die Gründungsphase und die ersten Jahre nach der Eröffnung des Hotels.
Alex Perren sen. ist ein Pionier. Der ehemalige Bergführer und Skilehrer eröffnete Anfang der sechziger Jahre das Hotel Alex in Zermatt. Nach einem schweren Bergunfall, den er als junger Bergführer erlitten hatte, stieg er spontan in die Hotellerie ein, lernte seine Frau Gisela kennen – und es begann eine einzigartige Walliser Hotelgeschichte.
Was selbst viele Insider in Zermatt nicht wissen: Die Mutter von Alex Perren stammt aus der Familie Taugwalder. Peter Taugwalder und sein Sohn gehörten zur Mannschaft von Sir Edward Whymper, der am 14. Juli 1865 als erster Alpinist das Matterhorn eroberte. Beim Abstieg riss ein Seil, vier Männer aus Whympers Siebener-Seilschaft stürzten in den Tod. Vater und Sohn Taugwalder, die als Bergführer Whympers Truppe führten, überlebten die Tragödie am Berg. Später hatte Edward Whymper behauptet, Vater oder Sohn Taugwalder hätten das Seil bewusst durchschnitten, um sich zu retten.
Alex Perren, was sagen Sie zu diesem Vorwurf?
Eine Ungeheuerlichkeit! Edward Whymper wollte der große Held des Matterhorns sein, er war sehr ehrgeizig und konnte kaum damit leben, dass noch andere den Berg erobert hatten. Später sprach man ja nur von Whymper, dem Mann, der als Erster das Matterhorn erobert hätte…
Was war denn damals mit Ihren Verwandten, den Taugwalders?
Die wurden jahrelang fast totgeschwiegen. Es hat viele Jahre gedauert, bis man an der Kirche von Zermatt endlich eine Gedenktafel für Vater und Sohn Taugwalder montiert hat.
Wie waren denn damals die genauen familiären Verhältnisse?
Peter Taugwalder, der Sohn, hatte in seiner ersten Ehe vier, in der zweiten Ehe elf Kinder. Meine Großmutter war seine Tochter aus erster Ehe. Und meine Mutter war war die Tochter von Leonie Biner-Taugwalder. Die Tochter von Leonie (sie hiess Maria) heiratete Alexander Perren, meinen Vater. Alles klar?
Wer war Ihr Vater?
Er war Bankier in Zermatt und starb früh im Alter von 51 Jahren an einer Lungenentzündung. Das war 1934. Ich war damals 9 Jahre alt. Mein Vater war eine Persönlichkeit in Zermatt, doch er war nicht sehr beliebt. Es gab damals viele Neider im Dorf. Mein Vater war eben ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er stand auf eigenen Füssen, er war frei und unabhängig. Mein Vater war auch der Erste in Zermatt, der Strom erzeugte. Das war so um 1900.
Sie sind nach wie vor stolz auf Ihren Vater?
Ja, klar! Die Mitglieder meiner Familie waren hervorragende Handwerker im Dorf.
Wie war denn Ihre Kindheit?
Schwierig! Nach dem Tod meines Vaters musste meine Mutter allein zu den vier Kindern schauen. Wir waren vier Buben. Einer meiner Brüder war gehörlos, ein anderer hatte Multiple Sklerose.
Von was lebte die Familie?
Von der Landwirtschaft, wir hatten Kühe und Schafe. Später wohnte meine Schwester bei uns. Sie schaute zu den Kindern. Wie ich später erfahren habe, wollte man uns Kinder damals verdingen. Doch meine Mutter wehrte sich mit aller Kraft dagegen. Sie war eine unheimlich aktive und fleißige Frau und arbeitete von morgens 3 Uhr bis spät abends um 10 Uhr.
Sie lebten damals in sehr bescheidenen Verhältnissen.
Das kann man wohl sagen! Wir hatten weder Heizung noch Klo, nur ein Kachelofen mitten im Wohnzimmer. Dieser Ofen heizte das ganze, vierstöckige Haus! Wir gingen mit den Kleidern ins Bett, weil es im Haus so kalt war. Zudem mussten wir Kinder ebenfalls hart arbeiten. Vor und nach der Schule musste ich Wasserkübel vom Brunnen in die Wohnung schleppen. Der Brunnen stand etwa 500 Meter unterhalb des Hauses. Im Winter war es draussen oft minus 20 bis 25 Grad. Auch bei diesen Temperaturen musste ich Wasser schleppen. Meine Mutter ist mit 86 gestorben. Das war im Jahr 1984.
Ihre Mutter erlebte die Anfangszeiten des Hotels Alex…
Ja, sie war sehr stolz auf mich. Und noch etwas: Das „Weisse Haus“ in Zmut gehörte meinen Grosseltern. Es war damals das einzige Wohnhaus in Zermatt, das aus Stein gebaut wurde. Alle andern Häuser waren Holzbauten. Das Haus hatte eine lange Geschichte, denn es stand schon zu Zeiten, als hier römische Pilger mit Pferden über den Theodulpass pilgerten. Es war eine Herberge und Pferdestation.
Neben dem Haus stand oder steht eine Kapelle.
Genau. Wir haben sie in den achtziger aus Dankbarkeit für 30 000 Franken restaurieren lassen.
Aus Dankbarkeit
Ja, wir hatten in unserem Leben so viel Glück und Erfolg. Es gab allerdings böse Menschen, die behaupteten, der Alex habe die Kapelle restauriert, weil er ein schlechtes Gewissen habe und keine Steuern bezahle. Solche Märchen konnte man damals in der Fastnachtszeitung nachlesen. Wissen Sie, Neid und Missgunst waren in diesen Zeiten stark ausgeprägt in Zermatt. Zwar waren alle gläubig und katholisch. Sie gingen am Sonntag in die Kirche, doch im Alltag verhielten sie sich alles andere als christlich. Übrigens: Viele Jahre später gehörten wir zu den größten Steuerzahlern von Zermatt.
Gisela Perren: Wir hatten fast ein Leben lang mit reichen und sehr reichen Menschen zu tun. Mehrfache Millionäre und Milliardäre. Sie waren Stammgäste im Hotel Alex. Neid, Missgunst? Ein Fremdwort für uns! Glauben Sie mir, ich freue mich, wenn es den Leuten gut geht, wenn sie Erfolg haben und viel Geld verdienen.
Blicken wir nochmals zurück in die alten Zeiten. Sie, Alex Perren, waren als junger Mann Bergführer und Skilehrer in Zermatt. Wie sind Sie überhaupt auf diesen Beruf gekommen?
Es war damals die einzige Möglichkeit in Zermatt, Geld zu verdienen.
Und dann passiert im Juli 1959 der schwere Unfall während einer Bergtour. Sie waren damals 26-jährig.
Ich erinnere mich noch ganz genau. Das Wetter war schlecht. Ich führte einen Gast über einen Grat beim „Ober Gabelhorn“. Das ist ein Viertausender. Es war an einem Samstag. Das Wetter war miserabel, aber ich fühlte mich fit, ich war hundertprozentig in Form. Doch mein Bruder warnte und flehte mich an: Bitte geh nicht! Ich hörte nicht auf ihn und ging, denn ich hatte ein sehr gutes Gefühl. Als Bergführer passiert mir nichts, erklärte ich meiner Mutter. Eher gerate ich im Winter als Skilehrer in eine Lawine, oder falle im Frühling in eine Gletscherspalte…
Und was passierte dann
Es war um 9.15 Uhr, als es passierte. Wir hatten Probleme mit dem Seil. Deshalb nahm ich das Seil in den Mund. Ich zog meinen Gast am Seil hinauf, doch dann machte ich einen falschen Schritt, das Seil löste sich und ich stürzte. Mein Gast versuchte noch, das Seil einzuziehen. Zu spät. Zum Glück gelang es mir noch, meinen Gast zu sichern. Ich lag dann 48 Stunden da oben – mit einem offenen Beinbruch und anderen Verletzungen. Das Bein war schon halb abgefroren. Irgendwann kam, Gott sei Dank, eine Seilschaft ohne Bergführer vorbei. Die haben mir das Leben gerettet. Nehmt den Gast mit und lasst mich allein sterben, sagte ich zu den Bergsteigern. Sie brachten den Gast unverletzt ins Tal. Zum Glück hatte ich noch Proviant im Rucksack. Wurst und Brot. Und eine kleine Flache Absinth. Ich habe die ganze Flasche getrunken und mit dem lieben Gott abgerechnet. Ich bedankte mich für das wunderbare Leben, für die paar Jahre, die man mir geschenkt hatte… Dann schlief ich ein. Einige Stunden später hörte ich Stimmen. Ich rief so laut ich konnte in die Richtung der Stimmen. Es waren zwei Bergführer. Meine Retter. Sie stiegen zu mir hinunter aufs Eis. Sie gaben mir eine Spritze gegen die Schmerzen und trugen mich auf den Gipfel, wo vier weitere Bergführer warteten. Das Wetter war miserabel. Es schneite, die Sicht war schlecht. Die Bergführer holten Verstärkung in der Rothornhütte. So kamen nochmals drei Bergführer dazu. Auf dem Berg war auch ein Pfarrer, er gab mir die letzte Ölung… Die Retter trugen mich dann ins Tal hinunter. Es war eine schwierige Rettung, denn das Wetter war ja fürchterlich. Die erste Frage, die man mir im Tal unten stellte: Wer bezahlt die Rettung, beziehungsweise die Rechnung?
Und dann hat man Sie ins Spital überführt.
Ja, mit der Bahn. Ich hatte damals keine Versicherung, also musste ich bei der Bank einen Kredit aufnehmen, um die Rettung zu bezahlen. Schon nach kurzer Zeit konnte ich der Bank das Geld zurückzahlen.
Und wie verlief der Heilungsprozess?
Der linke Fuß war abgestorben, also musste man das Bein amputieren. Die vielen Medikamente, die ich einnehmen musste, hatten ihre Spuren hinterlassen. Mein Körper war total vergiftet. Später hat man eine Beinproteste angefertigt. Anfang Dezember 1959 kam ich mit der Protese nach Zermatt zurück. Noch am gleichen Tag ging ich zum Skifahren auf den Schwarzsee.
Mit der Beinprotese?
Ja, lieber skifahren als gehen, sagte ich mir. Ich arbeitete dann wieder als Skilehrer und fuhr sogar durch Tiefschnee. Trotzdem hatte das für mich keine Zukunft.
Dann wurden Sie Hotelier…
Im Frühjahr 1961 gab mir meine Mutter den Boden, wo heute das Hotel Alex steht. Mein Vater kaufte das Grundstück vierzehn Tage vor seinem Tod. Ich hatte damals kein Geld, keinen Rappen – nur den Boden. Andererseits wollte ich bauen, doch die Bank gab mir kein Geld.
Und wie haben Sie das Problem gelöst?
Reiche amerikanische Gäste, die ich aus meiner Zeit als Skilehrer kannte, gaben mir ein Darlehen, 100 000 US-Dollar, Laufzeit zwei Jahre. Dies führte dazu, dass mir die Bank einen Kredit, beziehungsweise eine Hypothek gewährte. 400 000 Franken waren sicher. Jetzt konnte ich das Hotel bauen. Anfang Dezember 1961 war das Hotel zu 90 Prozent fertig. Ich habe das Haus mit etwa drei Angestellten eröffnet. Über Weihnachten und Neujahr war der Teufel los, ich arbeitete fast rund um die Uhr. Ab und zu lehnte ich mich im Bürosessel etwas zurück und döste ein wenig vor mich hin.
Aber das Hotel Alex wurde ja erst im Sommer 1962 offiziell eröffnet.
Ja, das Haus wurde nach Weihnachten und Neujahr geschlossen und bis zum Sommer 1962 fertig gebaut. Am 15. Juni 1962 war die offizielle Eröffnung. Am Eröffnungstag hatten wir nur eine Reservation. Ich beschäftigte damals nur zwei Mädchen. Der Monat Juni war sehr kalt, doch eine Heizung gab es im Hotel noch nicht. So stellte ich einen kleinen Elektroofen in den Frühstücksraum, so dass die Gäste nicht in der Kälte saßen. Der Sommer 1962 war schlussendlich sehr erfolgreich, es stiegen täglich zwanzig bis dreißig Gäste ab. Ich musste einen Portier und weitere Mitarbeitende engagieren.
Ihre zukünftige und heutige Frau, Gisela, bewarb sich damals als Sekretärin im Hotel Alex. Erzählen Sie uns die Geschichte.
Sie war gebürtige Österreicherin und erst 19-jährig. Ein bildhübsches Mädchen. Als sie sich vorstellte, trug sie einen roten Mantel mit schwarzem Kragen. Das war im Dezember 1962. Gisela, so hiess das Mädchen, war sehr tüchtig und war mit Leib und Seele dabei. Sie verfasste perfekte Briefe. Jede Offerte, die sie verschickte, war später eine Buchung. Das Hotel erlebte einen wahren Boom, das Geschäft lief auf Hochtouren. Alle Zimmer belegt, 100 Prozent Auslastung…
Dank Gisela, der fleissigen Sekretärin…
Ja, sie war für unser Hotel Gold wert. Die junge, charmante Dame wurde mit Blumen überhäuft. So ein schönes Mädchen an der Rezeption, dachten viele. Ich war damals ja immer noch Skilehrer. Während ich mit meinen Gästen auf der Piste war, führte die junge Dame das Hotel. Sie war wesentlich jünger als die meisten Angestellten.
Im März 1963 brach in Zermatt eine Typhus-Epidemie aus.
Gisela Perren: Das war schlimm! Wir mussten das Hotel schliessen. Das Militär besetzte Zermatt und eröffnete ein Armeespital, wo die kranken Leute betreut wurden. Gisela und ich pflegten die Mitarbeitenden, die an Typhus erkrankt waren.
Sie wurden nicht angesteckt?
Nein. Wir tanken täglich zwei oder drei Gläser Whisky. Wahrscheinlich hat uns das gerettet…
Gisela Perren, wie sind Sie eigentlich nach Zermatt gekommen?
Ich weilte im Sommer 1962 im Tessin, um Italienisch zu lernen. Im Winter wollte ich in einem Skiort arbeiten. Ich hatte die Absicht, nach St. Moritz zu fahren, der Vertrag war schon unterzeichnet. Dann hörte ich von Zermatt. Der Ort, wo das berühmte Matterhorn steht, faszinierte mich sofort. St. Moritz war mir sowieso zu mondän. Ich entdeckte in der Hotel-Revue ein Stelleninserat. Ein Hotel Alex in Zermatt suchte eine Sekretärin… Ich schrieb sofort eine Bewerbung und schickte sie am gleichen Tag ab. Doch das Hotel Alex meldete sich nicht.
Und was haben Sie gemacht?
Mein Chef im Tessin meldete sich bei Alex Perren. Alex sagte: Ja, dann soll die junge Frau nach Zermatt kommen. Ich fuhr dann mit der Bahn nach Zermatt – mit nur einem Koffer, wo ich alle meine persönlichen Utensilien drin hatte.
Was haben Sie denn vorher so gemacht?
Als ich 15 war, ging ich nach England. Ich wollte Englisch lernen. Später war ich ein Jahr lang in Frankreich, ebenfalls wegen der Sprache.
Sie stammen aus Österreich. Warum sind Sie überhaupt in die Schweiz gezogen?
Ich liebe die Schweiz – und Zermatt! Die Schweiz war für mich immer ein ganz spezielles Land gewesen. Wenn es ein Paradies gibt auf dieser Welt, dann ist es die Schweiz. Leider sehe ich das heute ein wenig anders…
Wie haben Sie damals die ersten Tage im Hotel Alex erlebt?
Es herrschte im Hotel ein fürchterliches Durcheinander.
Und Ihre Beziehung zu Alex Perren?
Der hatte damals eine Freundin – eine reiche Zürcherin. Sie war die Tochter von Franz Carl Weber, dem Spielwarenhändler.
Alex Perren, warum haben Sie die reiche Zürcherin damals nicht geheiratet?
(lacht). Ich musste im Winter oft nach Zürich, wo die erwähnte Freundin lebte. Glauben Sie mir, ich war da sehr unglücklich. Mein Leben waren schon damals die Berge. Ich wollte Ski fahren!
Gisela Perren: Er hat dann die Freundin aus Zürich aufgegeben.
Sprechen wir wieder über das Hotel Alex. Was war das für ein Haus, damals 1962?
Es hatte 70 Betten. Alle Zimmer hatten ein eigenes Bad. Das war damals noch keine Selbstverständlichkeit! Nicht einmal die Luxushotels hatten damals Zimmer mit Bad.
Und das Design des Hotels Alex?
Design? Das war, aus heutiger Sicht, ein 08.15-Hotel. Nichts Besonderes, alles ganz einfach.
Sie führten also das Hotel. Und Alex Perren?
Der war ja noch Skilehrer. Er führte seine Gäste über die Pisten, ich führte – zusammen mit der Gouvernante – das Hotel.
Sie blieben das ganze Jahr in Zermatt?
Nein, im Sommer ging ich wieder ins Tessin. Nach Lugano-Paradiso, wo ich in einem kleinen Familienhotel arbeitete. Der Besitzer hieß Gian-Carlo Locher, er war Direktor eines Reisebüros. Sein Sohn führte das Hotel. Sehr liebe Leute.
Und was sagte Alex Perren zu Ihrem Engagement im Tessin?
Er schickte mir eines Tages einen fast leeren Vertrag, denn er wollte mich unbedingt haben. Er sagte: Du kannst in den Vertrag schreiben, was du willst, aber komm bitte zurück nach Zermatt. Ich verlangte ein Monatsgehalt von 400 Franken, denn ich wollte ja nicht profitieren… Mir ging es vor allem darum, dem guten Alex im fernen Wallis zu helfen.
Und wie haben Sie Ihre Rückkehr ins Hotel Alex erlebt?
Es herrscht keine gute Stimmung im Haus. Da war immer noch diese komische Frau Weber aus Zürich, die im Hotel ein eigenes Leben führte, zudem war da eine schwierige Gouvernante. Und noch etwas: Ich war damals verlobt, als ich nach Zermatt zurückkehrte. Mein Verlobter war Österreicher, ein Berufsoffizier. Er war damals der beste Fallschirmspringer von ganz Österreich. Aber ein chaotischer Mensch. Er schrieb mir jeden Tag einen Brief, daneben schickte er mir Blumen und Geschenke.
Alex Perren, wie haben Sie die junge Gisela damals erlebt?
Sie ging fast jeden Abend zum Tanzen in ein Dancing. Und am Morgen, als sie ins Büro kam, erzählte sie mir die ganzen Geschichten, die sie im Dancing erlebt hatte.
Gisela Perren: Der Alex war für mich damals wie ein Vater.
Alex Perren: Sie war eine leidenschaftliche Tänzerin. Sie tanzte oft auf den Tischen des Lokals – Rock`n’ Roll, Cha-cha-cha…Sie war erst 19, ich bereits 28.
Gisela Perren: Da fällt mir noch eine Geschichte ein. Kannst Du dich an diesen Schweden erinnern, Alex? Das war so: Dieser Schwede war ein Hotelgast, er wollte mich damals unbedingt einladen. Er rief mich vom Flughafen Zürich an und wollte nach Zermatt zurückkommen – wegen mir! Ein toller Mann…
Alex Perren: Gisela hat mir von diesem schwedischen Verehrer erzählt. Ich sagte: Du gehst nicht aus mit dem Schweden! Du gehst mit mir aus!
Und dann? Haben Sie Gisela eingeladen?
Ja, sicher! Wir weilten später zusammen in einer Bar. Wir hatten es lustig, wir waren fröhlich. Der Besitzer der Bar, ein Amerikaner, sagt dann: Wann heiratet ihr?
Gisela Perren: Aus reinem Spaß sagte Alex zum Bar-Besitzer: Ja, wir heiraten!
Und dann?
Am andern Tag gingen wir Ski fahren. Das Hotel war uns mehr oder weniger egal. Am 11. Februar 1964 haben wir uns verlobt, am 11. Mai 1964 war die Hochzeit.
Haben Sie in Zermatt geheiratet?
Gisela Perren: Nein, am Achensee in Österreich, in meiner Heimat.
Und die Flitterwochen?
Die haben wir dazu genutzt, Hotelprospekte zu verteilen…
Wie bitte?
Kein Witz! Wir machten eine Reise nach Venedig, Rom, Mailand, Genf, Paris – und überall, wo wir waren, verteilten wir Prospekte des Hotels Alex. Wir waren als Sales- und Marketingleute unterwegs. Von Flitterwochen keine Spur.