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Hotel Inside Report aus Prag (Teil 1): Hotel-Boom an der Moldau

Alle sprechen von Paris, Venedig oder Barcelona, doch die tschechische Hauptstadt Prag entwickelt sich immer mehr zum Touristen-Hotspot Europas. 686 Hotels gibt es aktuell in Prag, darunter 48 Hotelketten. 546 Hotels sind privat geführte Einzelhäuser. Hilton ist der Marktleader. Hotel Inside weilte in Prag und ging der Frage nach: Wie entwickelt sich der Hotel- und Tourismusmarkt an der Moldau? Hier Teil 1 des Inside-Reports aus Prag.

Art Nouveaux Palace Hotel Prag (eröffnet 1909).

Viele in der tschechischen Hauptstadt (1,2 Mio. Einwohner) sprechen von Massen- oder Übertourismus. Tatsache ist: Der Tourismus in Prag boomt. Tausende von Touristen flanieren täglich durch die historische Altstadt (UNESCO-Welterbe) und über die weltberühmte, im 14. Jahrhundert erbaute Karlsbrücke bis zur Prager Burg, mit 70 000 Quadratmeter Fläche die größte geschlossene Burganlage der Welt.

Die Fakten: 2024 besuchten insgesamt rund 8 Millionen Touristen die tschechische Hauptstadt. Nach den neuesten Daten des tschechischen Statistikamtes sind das 9% mehr als 2023. Die meisten ausländischen Besucher/innen kamen aus Deutschland (1.054.347), den Vereinigten Staaten (492.748) und dem Vereinigten Königreich (472.391). Die Schweizer liegen auf Platz 12.

Karlsbrücke.

Fest steht: Prag ist und bleibt eines der beliebtesten Reiseziele in Europa. Und der wachsende Trend bei Reisenden aus den asiatischen Märkten setzt sich fort. Auch innerhalb der tschechischen Regionen dominiert Prag mit einem Anteil von rund 30% aller Besucher des Landes. Insgesamt verzeichnete Tschechien im letzten Jahr rund 23 Millionen Besucher/innen.

„Das Jahr 2024 war ein sehr erfolgreiches Jahr für den Tourismus in Prag. Mit rund 8 Millionen Touristenankünften erreicht die Stadt das Niveau vor der Pandemie. Gleichzeitig beobachten wir eine deutliche Veränderung bei der Art der Besucher. Der Anteil der Reisenden, die höchste Qualität suchen – sei es in Hotels, Restaurants oder bei exklusiven Erlebnissen – steigt“, sagt Dr. Jiri Pospisil, stellvertretender Bürgermeister für Kultur und Tourismus in Prag.

Seine Aussage wird durch die Ergebnisse des STR-Berichts (Smith Travel Research) gestützt, demnach stieg die Auslastung der Prager Luxushotels im Vergleich zu 2023 um fast 12%. „Dank unserer systematischen Marketingkampagnen gelingt es uns, mehr gehobene Kundschaft nach Prag zu locken. Die durchschnittlichen Ausgaben der Besucher in der Stadt steigen, und die bestehenden Dienstleistungen werden kontinuierlich verbessert“, so František Cipro, Direktor von Prague City Tourism.
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer aller Touristen in Prag beträgt 2,3 Nächte. Der Durchschnittspreis pro Hotelzimmer liegt bei etwa 3000 CZK (120 Euro) und ist vergleichbar mit den Preisen in Städten wie Wien oder Berlin.

Touristen in Prag.

Die meisten Touristen kamen 2024 aus dem benachbarten Deutschland (1.054.347), den Vereinigten Staaten (492.748) und dem Vereinigten Königreich (472.391). Besucher aus der Slowakei (379.150), Italien (369.301) und Polen (349.616) machten ebenfalls ein Fünftel aller Gäste aus (insgesamt 1.573.114).

Den größten Zuwachs verzeichnete im vergangenen Jahr die Zahl der Touristen aus Asien – 28% mehr als im Vorjahr (insgesamt 880.802). Die meisten asiatischen Besucher kamen aus der Republik Korea 170.709, +10%. Auch die Zahl der japanischen Touristen stieg auf 53.295 (+29%). Insgesamt machten Besucher aus asiatischen Ländern im letzten Jahr 11% der Gesamtbesucherzahl in Prag aus. Von den europäischen Ländern verzeichneten die Schweiz (+29%), Spanien (+21%) und das Vereinigte Königreich (+18%) die größten Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr.

Prag lockte Besucher mit seinen historischen Denkmälern, hochwertigen Dienstleistungen sowie Sport- und Kulturveranstaltungen von Weltrang – darunter Konzerte internationaler Stars wie Rammstein oder US Hip-Hop Superstar Travis Scott. Im Vergleich zu anderen tschechischen Regionen lag Prag auch bei der Zahl der inländischen Touristen an erster Stelle, gefolgt von Südmähren und Südböhmen.

„Angesichts der großen Beliebtheit Prags sind wir uns der Gefahr einer Überlastung der historischen Sehenswürdigkeiten bewusst. Wir beobachten die Situation in der Stadt regelmäßig und tauschen unser Know-how mit Partnerdestinationen aus. Zudem bieten wir nachhaltige Optionen zur Erkundung der Metropole an. Ein Beispiel ist der Prague Visitor Pass, der Besucher gezielt an Orte außerhalb des historischen Zentrums führt und sie ermutigt, weniger bekannte Viertel Prags zu entdecken. Im vergangenen Jahr wurden mit 40 000 verkauften Pässen so viele wie noch nie ausgegeben“, so Tourismuschef Cipro.

Hotel in der Altstadt von Prag.

Wichtiger Wirtschaftszweig

Nach Angaben der staatlichen Agentur Czech Tourism betrugen die Einnahmen aus dem Tourismus 2024 umgerechnet rund 8 Milliarden Euro. Mit rund einer Viertelmillion Beschäftigten ist der Tourismus für die Tschechische Republik wichtiger als beispielsweise die Landwirtschaft.

Im vergangenen Jahr übernachteten 22 Millionen ausländische Touristen in der Tschechischen Republik, davon über acht Millionen in Prag. Dieses Jahr läuft es für das Land sogar noch besser als vergangenes Jahr. Die meisten Touristen kommen 2025 aus den Nachbarländern, aber auch die Zahl der Touristen aus Übersee nähert sich in diesem Jahr wieder den Zahlen von vor der Pandemie an.

Massentourismus in Prag.

Massen- oder Übertourismus?

Manche Experten in Prag wollen jedoch nicht generell von „Übertourismus“ sprechen – sie sehen nur wenige Orte davon betroffen, etwa das historische Zentrum von Prag. „Etwa 1,2 Millionen Menschen leben in Prag und etwa 8 Millionen besuchen die Stadt jedes Jahr. Die Zahlen sind also gar nicht so schlimm“, sagte Karel Vyrut, ein bekannter tschechischer Tourismusexperte, unlängst im tschechischen Radio. „Das Problem ist vielmehr die kurzfristige Unterbringung in Wohnungen, die nicht unter Kontrolle ist. Sieben von zehn Menschen, die in der Altstadt wohnen, sind Touristen.“

The Grand Mark Leading Hotel Prag.

Wie entwickelt sich der Schweizer Markt?

Verantwortlich für den Schweizer Tourismusmarkt bei Czech Tourism sind Markéta Valenta und Romana Vala in Wien. Travel Inside führte mit den beiden Marketing-Profis ein Interview. Hier ein Auszug:

Wie stark sind die Schweizer Touristen in Tschechien präsent?

Die Schweizer sind treue Urlaubsgäste und haben 2024 fast 300’000 Übernachtungen bei uns verbracht. Wir zählten 120’000 Schweizer, was einem erfreulichen Plus von 22% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 3,6 Nächte (laut Statistik von Czech Tourism) mit einem leichten Wachstum während der letzten Jahre. Hier gibt es sicher noch Optimierungspotenzial.

Es fällt auf, dass drei Viertel aller Schweizer Gäste Prag als Urlaubsziel wählen. Wie können Sie eine noch bessere Verteilung auf weitere Regionen erzielen?

Ja, das trifft zu, rund 74% aller Schweizer Gäste wählen Prag als Urlaubsziel – das entspricht 222’000 von insgesamt 299’000 Ankünften im Jahr 2024 (Quelle: Tourdata.cz). Damit bleibt Prag mit grossem Abstand die beliebteste Destination. Dahinter folgen Pilsen und Karlsbad mit jeweils etwa 5% Anteil am Gästeaufkommen. Um eine ausgewogene Verteilung auf weitere Regionen zu erreichen, setzen wir gezielte Marketingmassnahmen ein – z. B. durch Presse- und Influencer Reisen, Kooperationen mit Reiseveranstaltern, geplant sind auch Fotokampagnen in sozialen Medien.

Unser Ziel ist es, das Image Tschechiens als modernes, selbstbewusstes Land zu stärken, das weit mehr als seine Hauptstadt zu bieten hat: beeindruckende UNESCO-Stätten, spannende Städte, aktive Erlebnisse in intakter Natur und ein wachsendes Angebot an nachhaltigem Tourismus.

Gibt es neue Angebote für Schweizer Touristen?

Ja, der seit vergangenem Jahr zwischen Zürich und Prag verkehrende Euro Night-Zug hat sich als echter Publikumsliebling erwiesen, besonders bei Familien. Die direkte Verbindung ermöglicht eine bequeme, nachhaltige Anreise in die tschechische Hauptstadt – und von dort aus dank unseres gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsnetzes auch in alle weiteren Regionen des Landes.

Ein besonderes Highlight für kulturinteressierte Reisende sind die einzigartigen jüdischen Stätten in Tschechien: Neben dem bekannten Jüdischen Viertel in Prag, das zu den besterhaltenen in Europa zählt, lohnt sich auch ein Besuch in Třebíč – deren jüdisches Viertel gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Solche Orte erzählen eindrucksvoll von der langen jüdischen Geschichte und dem reichen kulturellen Erbe des Landes.

Hotel Paris, eröffnet 1919.

Wie lauten die Prognosen für den Tourismus in Tschechien 2025?

  • Im Jahr 2025 wird der Umsatz im Reisen & Tourismus-Markt laut Statista in Tschechien voraussichtlich 3,717Mrd. € betragen.
  • Laut Prognose wird bis zum Jahr 2029 ein Marktvolumen von 4,248Mrd. € erreicht, was einem erwarteten jährlichen Umsatzwachstum von 3,41% (CAGR 2025-2029) entspricht.
  • Innerhalb des Reisen- und Tourismus-Marktes ist der Markt für Pauschalreisen mit einem erwarteten Volumen von 2,426Mrd. € im Jahr 2025 der größte.
  • Die Prognose besagt, dass im Jahr 2029 die Anzahl der Nutzer in diesem Markt 4,162 Mio. Nutzer erreichen wird.
  • Die Penetrationsrate wird 2025 voraussichtlich bei 70,5% liegen und im Jahr 2029 voraussichtlich 77,8 % erreichen.
  • Der durchschnittliche Erlös pro Nutzer (ARPU) wird auf 501,87€ geschätzt.
  • Im Jahr 2029 wird voraussichtlich 64% des Gesamtumsatzes im Reisen & Tourismus-Markt online generiert.
  • Im weltweiten Vergleich wird der USA der höchste Umsatz erwartet, nämlich 204 Mrd. € im Jahr 2025.
  • Tschechien ist ein aufstrebendes Reiseziel, das mit seiner reichen Geschichte, kulturellen Vielfalt und schönen Landschaften Touristen aus aller Welt anzieht, so die Experten von Statista.
Kein Sauftourismus mehr: Bierglas in der Altstadt von Prag.

Prag verbietet Sauftouren

Schluss mit nächtlichen Kneipentouren in Prag. Die Stadtverwaltung will keine betrunkenen Touristen mehr und setzt auf wohlhabendere Kultur-Urlauber. Einwohner hatten sich über die vielen betrunkenen Touristen beschwert.

Aus für organisierte nächtliche Kneipentouren in Prag: Die Behörden in der tschechischen Hauptstadt haben beschlossen, den vor allem bei britischen Touristen beliebten Ausflügen einen Riegel vorzuschieben. Künftig werde es «nicht möglich sein, zwischen 22 und 06 Uhr geführte Kneipentouren zu veranstalten», sagte Prags Vize-Bürgermeister Zdenek Hrib nach einer Abstimmung im Stadtrat. Von Reisebüros organisierte nächtliche Trinkgelage sollen demnach verboten werden
Stattdessen will die Stadt mehr auf Kultur-Urlauber setzen. Die Stadtverwaltung wolle «kultiviertere, wohlhabendere» Touristen ansprechen und nicht solche, die «nur für kurze Zeit kommen, um sich zu betrinken», sagte ein weiterer Vize-Bürgermeister, Jiri Pospisil.

Beim Bierkonsum ist Tschechien mit 128 Liter Bier pro Kopf weltweit Spitzenreiter. In einigen tschechischen Restaurants ist Bier immer noch billiger als Wasser. Viele Kneipen in der zum UNESCO-Welterbe zählenden Prager Altstadt bieten das berühmte einheimische Lagerbier für weniger als drei Euro pro halbe Liter an.

Der Chef des tschechischen Hotel- und Gaststättenverbands, Vaclav Starek, begrüsst die Entscheidung der städtischen Behörden. Dem Bierverkauf tut das Verbot aus seiner Sicht keinen Abbruch. Schliesslich werde es «niemandem verboten, in eine Kneipe zu gehen», sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Die organisierten nächtlichen Kneipentouren hingegen «braucht niemand».
Die 1,2-Millionen-Einwohner-Stadt zählt ebenso wie die südpolnische Stadt Krakau seit Jahren zu einem der beliebtesten Reiseziele für Junggesellenabschiede. Einwohner stören sich seit langem an einer damit einhergehenden unverhältnismässig hohen Anzahl betrunkener Touristen. Einige Einwohner reichten deshalb Klage gegen die Stadtverwaltung ein.

Teil 2 des Hotel Reports aus Prag:
Wie entwickelt sich die Hotellerie in Prag? Welche Hotelkonzepte dominieren das Gastgewerbe? Wie innovativ ist die Hospitality-Branche in der tschechischen Hauptstadt?
Lesen Sie den zweiten Teil des Hotel Inside Reports aus Prag (nächste Woche).

Bildlegende Hauptfoto: UNESCO-Welterbe Prag.

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