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Technologie & Infrastruktur

Hotel-Betten: Das Übel mit den Encasings…

90 Prozent der Hotels verwenden einen Hygieneschutzbezug für ihre Matratzen. Erfunden wurden diese, oft auch Encasings (von engl. to encase = einhüllen, überziehen) genannten Bezüge, um zum Beispiel Hausstauballergiker vor Milben und deren Ausscheidungen zu schützen oder die Matratze vor Verschmutzung bei Inkontinenz. Je nach Einsatzzweck stehen hier verschiedene Varianten zur Verfügung. Gemeinsam ist diesen Schutzbezügen die Notwendigkeit einer gründlichen Reinigung sowie hohen Reinigungsfrequenz. Denn die Schmutzeinträge können in solch einer dünnen Schicht nicht versickern, sie konzentrieren sich. Wird deren Reinigung also zu selten oder falsch ausgeführt, wird das Hygieneziel in das Gegenteil verkehrt. Denn primäres Ziel ist es, den Menschen zu schützen, nicht die Matratze.

Eingebrockt hat der Hotellerie die Sache mit den Encasings das Ahrensburger Lefo-Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung. Die kamen 1996 auf die Idee, Hotel-Betten auf Hygiene zu testen. Die Proben der Betten wiesen Rückstände von Schweiß, Speichel und Samenflüssigkeit auf, auch wurden Pilze, Hefen und Kolibakterien gefunden. Zwar wurden nur fünf Hotels getestet, aber der mediale Aufschrei war groß, zumal das vorgefundene Sammelsurium an Mikroorganismen durchaus eine Gesundheitsgefahr darstellen könne, wie das Institut urteilte.

Grund für diese hohe Konzentration an „Ekligkeiten“, so der O-Ton der damaligen Presse, war die unzureichende Reinigung der Matratzen. Natürlich wehrte sich die Dehoga vehement gegen eine Pauschalisierung dieser Ergebnisse, aber wo jemand einen Finger in eine tatsächlich vorhandene Wunde legt, kann ja ein Pflaster nicht schaden. So empfahl sie ihren Mitgliedern dann auch den Einsatz von Matratzenschutzbezügen, was dann auch Eingang in den Kriterienkatalog der Hotelklassifizierung fand. Und dies war auch nur folgerichtig, denn waschbare Matratzen waren zum damaligen Zeitpunkt noch nicht erfunden. Daher auch die 90 Prozent.

Blöd nur, dass damit nicht wirklich etwas gewonnen wurde. Denn heute bilden eben diese Schutzbezüge das Hygieneschlusslicht, da deren Reinigungsbedarf schlichtweg ausgeblendet wurde. Und neben den zusätzlichen Kosten für diesen Hygieneschutz gesellt sich die bedauerliche Erkenntnis, nach über 100 getesteten Hotel-Betten, dass diese der Matratze keinen 100 Prozent zuverlässigen Schutz bieten können. Ob Undichtigkeiten, Versäumnisse beim Housekeeping oder der Gast, der es ungefragt entfernt, um sein Schwitzen zu reduzieren: Der Schmutz findet seinen Weg.

Da fahren doch jene 10 Prozent der Hotels deutlich besser, die auf solche Encasings gleich ganz verzichten und dennoch bei der Matratzen-Hygiene nur geringfügig schlechter abschneiden, sich dafür aber das mehr als doppelt so schmutzige Encasing ersparen. Der Grund? Ein Hygieneschutzbezug verleitet offenbar dazu, der Verlockung „aus den Augen aus dem Sinn“ auf den Leim zu gehen. Man glaubt, mit dieser Maßnahme alles getan zu haben und sich nicht weiter kümmern zu müssen. Drüberziehen und fertig.

Das Gegenteil ist aber der Fall. Wer bei Encasings also „A“ sagt, darf das „B“ für deren Pflege nicht unterdrücken. Alternativ gibt es heute waschbare Matratzen oder zumindest solche mit abnehmbaren, waschbaren Bezügen, wofür sich immerhin schon 23 Prozent entschieden haben. Und dennoch setzen einige von diesen 23 Prozent immer noch zusätzlich Encasings ein (und schaffen sich damit zusätzliche Kosten wie Probleme), nur weil es Punkte in der Klassifizierung bringt. Darüber darf nachgedacht werden.

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