Management

EHL-Professorin Cindy Heo über fünf Mythen im Revenue Management

Trotz seiner entscheidenden Rolle für die Rentabilität von Hotels gehört Revenue Management zu den am meisten missverstandenen Funktionen im Gastgewerbe. Oft wird es als trockene, technische Disziplin großer Hotelketten abgetan, die sich nur mit Zahlen und Preisen befasst. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um eine strategische, kreative Disziplin, die in allen Hoteltypen und Betriebsformen erheblichen Mehrwert schaffen kann.

Revenue Management haftet seit langem der Ruf an, eine der «langweiligeren» Disziplinen der Hotellerie zu sein. Nach fast zwei Jahrzehnten als Professorin und Forscherin auf diesem Gebiet habe ich viele Augen glasig werden sehen, wenn ich mein Fachgebiet erwähnte.

Die Wahrheit ist: Revenue Management ist alles andere als langweilig! Für mich ist es ein dynamisches Spielfeld voller kreativer Möglichkeiten, wenn man es richtig betrachtet. Vor allem aber ist es entscheidend für den Erfolg jedes Hotels – ob kleines B&B, Luxus oder große Kette.

Revenue Management ist zugleich Kunst und Wissenschaft: Daten und menschliches Gespür werden genutzt, um intelligente, gewinnbringende Entscheidungen zu treffen. Doch trotz seiner strategischen Bedeutung halten sich viele Mythen hartnäckig. Diese Fehleinschätzungen verhindern, dass Hoteliers – insbesondere kleine Betriebe – das volle Potenzial ausschöpfen.

Die fünf häufigsten Missverständnisse

Viele Annahmen verstellen bis heute den Blick auf das wahre Wesen des Revenue Managements. Diese weitverbreiteten Überzeugungen begrenzen strategisches Denken und schmälern die Profitabilität. Im Folgenden werden fünf gängige Mythen beleuchtet – und die Realität dahinter.

1. Hohe Auslastung oder hoher RevPAR bedeutet automatisch bessere Performance

Auf den ersten Blick mag es sinnvoll erscheinen, möglichst viele Zimmer zu füllen oder den RevPAR zu maximieren. Doch diese Kennzahlen erzählen nicht die ganze Geschichte. Wer ausverkauft ist, aber nur zu niedrigen Raten, erzielt weniger Umsatz, als wenn die Auslastung etwas geringer, der ADR aber höher wäre. Auch Gruppenbuchungen mit starken Rabatten können zahlungskräftigere Gäste verdrängen. Entscheidend ist die Frage: Welche Gäste sind bereit, zusätzlich Geld für F&B, Spa oder Tagungsräume auszugeben?

Wer nur auf einzelne Kennzahlen schaut, verpasst das große Ganze. Bessere Analysen ergeben sich, wenn mehrere KPIs parallel betrachtet werden: GOPPAR, TRevPAR oder TrevPOC erlauben ein ganzheitlicheres Verständnis der Geschäftsentwicklung.

2. Revenue Management endet, sobald das Zimmer verkauft ist

Das Gegenteil ist der Fall: Ab Check-in beginnt die nächste Chance. Jeder Gästekontakt – Restaurant, Spa, Ausflüge – birgt Potenzial für zusätzlichen Umsatz. Viele Hotels setzen inzwischen auf Upselling und Cross-Selling: von Pre-Arrival-Upgrades bis hin zu Inhouse-Promotions via App. Kooperationen mit lokalen Anbietern oder Kulturstätten schaffen zusätzliche Möglichkeiten. Das Ziel lautet: Gesamtumsatzoptimierung.

3. Revenue Management ist eine isolierte Funktion

Ein Revenue Manager darf nicht im Vakuum arbeiten. Erfolg entsteht durch abteilungsübergreifende Zusammenarbeit: Marketing erzeugt Nachfrage, Sales gestaltet Preisstrategien, Operations beeinflusst die Gästezufriedenheit, Finanzen liefern Zielvorgaben und messen Profitabilität. Diese Inputs sind besonders wichtig, wenn KI-basierte Systeme genutzt werden, die saubere, geteilte Daten benötigen. Ein isoliertes Revenue-Team kann nur begrenzt wirken; echte Wirkung entsteht im vernetzten Ansatz.

4. Nur große Hotels brauchen Revenue Management

Das stimmt nicht. Gerade kleine Hotels profitieren stark, da jede Preisentscheidung prozentual stärker wirkt. Ein falsch bepreistes Zimmer in einem 30-Zimmer-Hotel macht mehr als 3% des Inventars aus – in einem 1.000-Zimmer-Haus nur 0,3%. Fehler wirken sich in kleinen Häusern also viel gravierender aus.

Hinzu kommt: Viele Werkzeuge, die einst nur großen Ketten zur Verfügung standen, sind heute für kleine Betriebe nutzbar – von dynamischer Preisgestaltung bis Channel Management und Forecasting. Revenue Management ist nicht eine Frage der Größe, sondern der klugen Entscheidungen.

5. Analytische Fähigkeiten sind das Wichtigste für Revenue Manager

Zahlenverständnis bleibt wichtig, doch KI und Automatisierung übernehmen inzwischen viele Routinen. Dadurch verschiebt sich das Berufsbild: Strategische Kreativität, Neugier und Kommunikationsfähigkeit sind heute genauso entscheidend. Die Kunst liegt darin, Daten tiefer zu interpretieren: nicht nur, was Gäste tun, sondern warum.

Warum sind sie bereit, hier einen Aufpreis zu zahlen? Warum essen sie nicht im Haus? Warum buchen sie so früh? Diese Einsichten fördern Innovationen und erschließen neue Umsatzquellen.

Von Revenue Management zu Total Profit Management

Die Zukunft liegt darin, Revenue Management breiter zu denken: weg vom Fokus auf Zimmerauslastung hin zur Optimierung des Gesamtprofits. Wichtig ist auch, aus Fehlern zu lernen – denn auch gescheiterte Maßnahmen liefern wertvolle Daten. So entsteht ein besseres Verständnis von Gästeverhalten und Trends.

Revenue Manager, die Neugier mit technologischem Know-how verbinden, werden in der neuen Landschaft erfolgreich sein. KI wird den Revenue Manager nicht ersetzen – aber jene, die sie geschickt einsetzen, werden die Nase vorn haben. Der moderne Revenue Manager ist ein strategischer Architekt: jemand, der Datenkompetenz und menschliches Gespür vereint, um Gesamtprofit zu optimieren.

Hotel Inside Background: Revenue Management in der Hotellerie – Definition, Chancen und Herausforderungen

Revenue Management ist längst zu einem Schlüsselbegriff in der modernen Hotellerie geworden. Es beschreibt die Kunst und Wissenschaft, den richtigen Preis für das richtige Produkt zur richtigen Zeit an den richtigen Gast zu verkaufen. In einer Branche, die stark von Nachfrage, Saisonalität und Wettbewerbsdruck geprägt ist, entscheidet professionelles Revenue Management oft über Gewinn oder Verlust.

Was ist Revenue Management?

Ursprünglich aus der Airline-Industrie stammend, bedeutet Revenue Management in der Hotellerie: den Zimmerpreis dynamisch und nachfrageorientiert zu steuern, um den Gesamtertrag eines Hotels zu maximieren. Dabei geht es nicht nur um die reine Auslastung, sondern vor allem darum, den optimalen Mix aus Belegung, Preisniveau und Zusatzverkäufen (F&B, Spa, Tagungen) zu erreichen. Revenue Management verbindet Datenanalyse mit strategischen Entscheidungen – es ist sowohl ein analytisches als auch ein kreatives Instrument.

Die Vorteile von Revenue Management

  • Ertragssteigerung: Durch intelligente Preisgestaltung können Hoteliers ihren Umsatz pro verfügbares Zimmer (RevPAR) und den Gesamtumsatz erhöhen.
  • Bessere Prognosen: Datenbasierte Analysen ermöglichen eine genauere Nachfrage- und Budgetplanung.
  • Optimierung der Auslastung: Zimmer werden effizienter verteilt, Leerstände reduziert.
  • Flexibilität: Hotels können schnell auf Marktveränderungen reagieren – sei es bei Events, saisonalen Schwankungen oder unvorhersehbaren Krisen.
  • Ganzheitlicher Ansatz: Moderne Systeme berücksichtigen nicht nur Zimmerumsätze, sondern auch Nebenerlöse aus Gastronomie, Wellness oder Events.

Die Nachteile und Risiken

  • Komplexität: Revenue Management erfordert Fachwissen, saubere Daten und leistungsfähige Systeme. Ohne Know-how kann es mehr schaden als nutzen.
  • Kosten: Professionelle Tools und spezialisierte Mitarbeitende sind mit Investitionen verbunden.
  • Kundenwahrnehmung: Gäste könnten Preisschwankungen als unfair empfinden, wenn Transparenz fehlt.
  • Kurzfristige Fixierung: Wer nur auf schnelle Umsatzsteigerungen achtet, riskiert langfristig Stammgäste zu verlieren.

Worauf Hoteliers achten sollten

Damit Revenue Management erfolgreich ist, braucht es klare Leitlinien:

  • Datenqualität sicherstellen: Entscheidungen sind nur so gut wie die zugrunde liegenden Informationen.
  • Teamwork: Revenue Management darf nicht isoliert arbeiten – Marketing, Sales, Operations und Finance müssen eingebunden sein.
  • Kundenorientierung wahren: Trotz dynamischer Preise steht das Gästeerlebnis im Mittelpunkt.
  • Technologie nutzen: KI-gestützte Systeme können Analysen beschleunigen, müssen aber vom Menschen sinnvoll interpretiert werden.
  • Langfristig denken: Strategien sollten nicht nur kurzfristige Peaks abbilden, sondern auch Loyalität und Markenwert stärken.

Revenue Management vs. Yield Management

Die Begriffe Revenue und Yield Management werden oft synonym verwendet, haben jedoch unterschiedliche Schwerpunkte:

  • Yield Management konzentriert sich in erster Linie auf die Maximierung des Erlöses pro verkauftem Zimmerplatz, also die bestmögliche Auslastung zum optimalen Preis.
  • Revenue Management geht weiter: Es betrachtet alle Umsatzquellen eines Hotels – von den Zimmern über Gastronomie und Wellness bis hin zu Veranstaltungen – und zielt auf eine Optimierung des Gesamtprofits.

Yield Management ist somit ein Teilbereich des umfassenderen Revenue Managements.

Fazit

Revenue Management ist für moderne Hotels unverzichtbar. Es bietet große Chancen zur Umsatzsteigerung und Wettbewerbsfähigkeit, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Wer die richtige Balance zwischen Datenanalyse, Technologie und Gastorientierung findet, kann nicht nur seine Zahlen optimieren, sondern auch langfristige Gästezufriedenheit sichern.

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