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EHL-Digitalexperte Maxime Medina: „Wir brauchen eine digitale Revolution“

Hier ein Zoom-Meeting, da ein Webinar, dort ein Online-Apéro. Die Digitalisierung hat die Bühne mit Covid-19 definitiv betreten. Und sie hält uns beruflich wie privat fest im Griff. Das merkt auch die Hospitality-Branche unweigerlich und damit die Ausbildungsstätten wie die Ecole hôtelière de Lausanne (EHL), die an vorderster Front die neuen Leader ausbilden.

Heutige Studierende und Mitarbeitende lernen komplett anders. Bildung und Hospitality-Branche müssen unbedingt mit dieser digitalen Revolution Schritt halten, postuliert Maxime Medina, COO der EHL Gruppe. Und zeigt in drei Thesen auf, wie die Ecole hôtelière de Lausanne (EHL) in ihren drei Campussen Lausanne, Passugg und Singapur den (digitalen) Takt vorgeben will.

1. These: Zuwarten ist kein guter Ratgeber

Wie oft habe ich in den vergangenen Monaten den Satz gehört: «Ich habe diese ZOOM-Meetings satt. Ich kann jetzt dann nicht mehr. Wann haben wir wieder richtige Meetings und richtigen Unterricht?» Da muss ich innerlich jeweils ein wenig schmunzeln. Denn es ist doch nicht eine Frage des Entweder-Oder. Beide Formen, die virtuelle und die reale, haben nebeneinander Platz. Und beide Formen haben ihre Existenzberechtigung – auch künftig.

Klar kann man nun entgegnen, gerade Hospitality habe doch in ihrem Kern etwas Soziales und lebe deshalb vom Austausch. Auch Covid-19 könne diese Tatsache nicht ausser Kraft setzen. Dem ist unbestritten so, und wir legen an der EHL oberste Priorität auf die Schulung von Soft Skills und Hands-on-Training, von Menschen mit Menschen, auf unseren drei Campussen. Aber die Pandemie hat in der Tat eine aussergewöhnliche Situation geschaffen, in der sich die Digitalisierung drastisch beschleunigt. Und ich wage die These: Jedes Unternehmen, das die Digitalisierung nicht aufgreift, riskiert unweigerlich, in Rückstand zu geraten. Oder, um mit Gorbatschow zu sprechen: Wer zu spät kommt, den straft das Leben. Gerade im Bildungssektor wartet eine Menge Start-ups darauf, das Steuer zu übernehmen. Jede Branche wird momentan stark aufgerüttelt. Die Hotellerie, die Gastronomie, die Airline-Industrie, das Banking, allesamt.

Ich wage die These: Jedes Unternehmen, das die Digitalisierung nicht aufgreift, riskiert unweigerlich, in Rückstand zu geraten.

Maxime Medina, Digitalexperte EHL

Die Bildung ist da also keine Ausnahme, auch wenn die Beweggründe für einen Digitalisierungsschub vielleicht andere sind. Hier geht’s nicht um Kosteneinsparungen oder Effizienz, sondern darum, die Erwartungen und neuen Lernbedürfnisse der heutigen Jungen zu erfüllen. Deren Verhalten und Mediennutzung hat sich komplett verändert. Das gilt auch für die jungen Mitarbeitenden in der Hospitality-Branche. Und wenn nun mal das normale Leben auf digitalen Interaktionen aufbaut, sind wir als Schule, aber auch als Arbeitgeber (im Sinne von Employer Branding, aber auch modernem HR-Management), wahrscheinlich gut beraten, eine entsprechend ausgestaltete Lernumgebung zu schaffen. Zumal wir aus Erfahrung an der EHL wissen, dass digitales Unterrichten nicht nur zu einem höheren Engagement, sondern auch zu einem besseren Verständnis komplexer Ideen führt.

2. These: Traditionen sind nicht in Stein gemeisselt

Traditionen haben etwas Gutes. Sie geben Halt. Gerade die Hospitality-Branche legt Wert auf Historie, auf Qualität und Altbewährtes. Aber: Für traditionelle Anbieter – und dazu zähle ich die EHL auch – kann ihr Erbe nämlich auch eines der grössten Hindernisse für die digitale Transformation darstellen. Die EHL hat Studierende seit über hundert Jahren auf innovative und zeitgemässe Weise unterrichtet. Waren wir doch zum Beispiel eine der ersten Hochschulen, die Lernende in den 1990-er-Jahren mit einem Laptop ausgestattet hatte. Nichtsdestotrotz ist eine umfassende Transformation keine leichte Herausforderung, für unsere Gruppe nicht – und für unsere Branche erst recht nicht.

Es ist höchste Zeit, nun eine Revolution der digitalen Transformation zu schaffen, die von der Bildung angetrieben und von der Technologie unterstützt wird – und nicht umgekehrt.

Maxime Medina, Digitalexperte EHL

Was wichtig ist: Bei uns an der EHL beginnen wir aber definitiv nicht bei Null. Unser Sektor befindet sich generell im Umbruch, und im Moment sind es Technologieunternehmen, nicht Pädagogen, die den Weg weisen. Es muss uns also gelingen, das Beste aus der alten Bildungswelt mit dem Besten aus der neuen Welt zu kombinieren. Immer müssen die pädagogischen Bedürfnisse und der Fokus auf die Lernergebnisse oberste Priorität haben. Wir benötigen dazu die Hilfe von Technologie-Startups und Disruptoren, die uns mit fantastischen, neuen Ideen unterstützen, wie man ansprechende Inhalte erstellt und interaktive Lernformate schafft.

Für traditionelle Anbieter – und dazu zähle ich auch die EHL – kann ihr Erbe auch eines der grössten Hindernisse für die digitale Transformation darstellen.

Maxime Medina, Digitalexperte EHL

Ein Beispiel: Unsere Branche muss vermehrt Gamification und Virtual Reality (VR) einsetzen, um die Motivation und das Engagement der Lernenden zu steigern. Nehmen Sie unseren Housekeeping-Virtual-Reality-Kurs, den wir zusammen mit dem Beau Rivage Palace in Lausanne entwickelt haben. Auf diesem Weg können wir in Trainings die besten und schlechtesten Beispiele im Hotel-Housekeeping aus erster Hand zu erleben. Via immersive virtuelle Realität werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses der «Année Préparatoire» Teil der Welt, die sie sehen. Und in dieser virtuellen Welt interagieren sie dann miteinander. Das ist spielerisch, spannend und lernreich zugleich. Ich bin überzeugt, dass dies die ganze Hotellerie voranbringt, denn die alten Methoden – sprich: der/die Vorgesetzte im Housekeeping instruiert und korrigiert die Reinigungskraft hundertfach – bringen uns hier nicht weiter. Für mich ist deshalb klar: Es ist höchste Zeit, nun eine Revolution der digitalen Transformation zu schaffen, die von der Bildung angetrieben und von der Technologie unterstützt wird – und nicht umgekehrt.

Es muss uns gelingen, das Beste aus der alten Bildungswelt mit dem Besten aus der neuen Welt zu kombinieren.

Maxime Medina, Digitalexperte EHL

3. These: Digitale Transformation kostet – Investitionen in Innovation rechnen sich mittel- und langfristig

Wenn wir schon bei den Grundsätzen sind: Investitionen in die digitale Bildung und Weiterbildung in unserer Branche sind von unschätzbarem Wert. Aber nur, wenn sie richtig an die Hand genommen werden. Es lässt sich zudem nicht leugnen, dass zu Beginn zusätzliche Kosten anfallen. Dies nicht einmal nur in Form von finanziellen Aufwendungen. Vielmehr benötigt digitale Transformation in unserer Branche vor allem Zeit und bedeutet personellen Aufwand.

Investitionen in die digitale Aus- und Weiterbildung sind so gesehen ein wichtiger Schritt für die Branche – nicht primär nur wegen der finanziellen Gewinne, sondern wegen des Wissensgewinns, den sie bringen. Mittelfristig geht es aber natürlich auch um mehr betriebliche Effizienz und damit um finanzielle Einsparungen. Ein Thema, das gerade im Zuge von Covid-19 enorm an Bedeutung gewonnen hat. Auch dafür setzen wir digitale Tools in unserem Unterricht ein. So arbeiten wir mit Simulationssoftware. Dazu gehören HOTS (Business Management Simulation) wie auch REVSIM (Revenue Management Simulation) von Russell Partnership Technology.

Die Studierenden bewegen sich in der Geschäftsleitung eines eigenen virtuellen Betriebs, der ganz handfest die Hotelwelt rund um sie herum abbildet. Laufend ändern sich in diesem Lernspiel die Parameter. Die Lernenden treffen konstant strategische und operative Entscheide, die den Erfolg ihres Tuns in Echt-Zeit abbildet. So lassen sich die Einflüsse von cleverem Sales- und Yield-Management, aber auch HR- und Marketing-Management systematisch üben.

Bei REVSIM geht’s auch um so wichtige Themen wie Personalplanung und Materialeinsatz in der Küche, beispielsweise. Damit wird das Kostenbewusstsein geschult. Ein weiterer Vorteil: Diese Tools lassen sich auch für Team-Schulungen sehr gut einsetzen. Und: Sie sind zu 100 Prozent online umsetzbar.

Und was lernen wir daraus? Die EHL und die gesamte Hospitality-Welt stehen noch am Anfang ihrer digitalen Transformationsreise. Doch hat sie bereits viele Vorteile: ein starkes Engagement der Lernenden oder Mitarbeitenden, inspirierte und motivierte Lehrkräfte oder Vorgesetzte und einfachere, rationalisierte Prozesse.

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