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Reports Schweiz

Achim Schmitt, wohin geht die Reise der EHL Hospitality Business School?

Die EHL Hospitality Business School hat Dr. Achim Schmitt zum neuen Dekan der Hochschule gewählt. Schmitt hat mit Wirkung zum 1. November 2023 die Leitung der Undergraduate- und Graduate-Studiengänge der EHL übernommen. Hotel Inside wollte wissen: Wer ist Achim Schmitt? Wie sieht er die Zukunft der renommierten EHL? Und wie beurteilt er die aktuelle Lage der Hospitality-Branche?

Achim Schmitt, Sie haben deutsche und schweizerische „Wurzeln“, wie man in Ihrer Biografie nachlesen kann. Welchen konkreten Bezug haben Sie denn zur Schweiz?

Um es genau zu sagen, sind meine ursprünglichen Wurzeln aus Deutschland, wo ich ebenfalls aufgewachsen bin. Dann hat es mich vor zwanzig Jahren in die Westschweiz verschlagen, um eine Promotion an der Universität Genf zu beginnen. Die Gastfreundschaft der Schweiz, das politische System, die vielfältige Kultur sowie die persönlichen Erfahrungen im privaten und professionellen Umfeld haben mich dann dazu bewogen, die Schweizer Staatsbürgerschaft anzunehmen. Ein bewusster Schritt, der aus dem Wertegefühl des „zu Hause seins“ heraus bestimmt wurde. Das führt sogar so weit, dass man nicht mehr weiß, wem man denn die Daumen drücken soll, wenn die Schweiz gegen die deutsche Fußballmannschaft spielt. Da bleibt man dann am besten „neutral“.

Warum haben Sie sich vor einigen Jahren für die Hospitality-Branche entschieden? Haben Sie eine persönliche Beziehung zum Gastgewerbe?

Das Gastgewerbe hatte immer eine gewisse Anziehungskraft auf mich ausgeübt und mir in jüngeren Jahren auch mein Taschengeld finanziert. Gastfreundschaft geben und erfahren ist ein sehr menschliches und emotionales Ereignis, das für mich viel zu wenig Respekt und Anerkennung erfährt – gerade in Zeiten von Digitalisierung und Industrie 4.0. Einem Menschen ein „Wohlfühl“-Gefühl zu geben und damit ein Stück Menschlichkeit und Anerkennung zu schenken, ist für mich in der heutigen Zeit gar nicht mehr selbstverständlich. Was einfach klingt, benötigt emotionale Intelligenz, das gewisse Fingerspitzengefühl, gute Kommunikation, Teamarbeit, kulturelles Verständnis und eine gewisse Widerstandskraft. Kompetenzen, die heutzutage nicht nur im Gastgewerbe benötigt werden. Die Möglichkeit, an der Hotelfachschule Lausanne die sogenannten „Hospitality Kompetenzen“ für das Gastgewerbe und andere Industrien weiterzuentwickeln, war für mich als Strategieprofessor eine faszinierende Aufgabe, der ich mich gern stellen wollte. Die Serviceleistung konstant auf hohem Niveau zu halten und zu einem Wettbewerbsvorteil in der sogenannten „Experience Economy“ auszubauen, ist heutzutage nicht nur ein Top Thema in den Führungsetagen der meisten Branchen, sondern auch ein Thema, das mich heute noch antreibt und motiviert.

Hotellerie ist grundsätzlich ein Handwerk, eine Dienstleistung. Die EHL Group hingegen entwickelt sich immer mehr zu einer stark akademisch geprägten Bildungsinstitution, wo vor allem Managerinnen und Manager ausgebildet werden. Existiert nicht die Gefahr, dass die EHL den Bezug zur Praxis etwas verliert?

Die EHL hat eine jahrhundertealte Tradition des „Learning by doing“ und ist tief in der Schweizer Philosophie des dualen Lernens verwurzelt. Die Entwicklung der EHL hin zu einer stärker akademisch ausgerichteten Institution spiegelt die sich verändernde Landschaft des Gastgewerbes wider, die heute ein höheres Maß an Management- und Analysefähigkeiten, Anpassungsfähigkeit und strategischem Denken erfordert. Sie spiegelt auch die Realität der Branchen wider, von denen unsere Alumni eingestellt werden und die sowohl solide betriebswirtschaftliche Kenntnisse als auch Fachwissen im Gastgewerbe verlangen. Der Kern des Curriculums von der EHL bleibt jedoch im erlebnisorientierten Lernen verwurzelt, sowohl im operativen wie auch im Managementbereich. Der pädagogische Ansatz unserer Institution ist darauf ausgerichtet, ein Gleichgewicht zwischen theoretischem Wissen und praktischer Anwendung zu schaffen, um sicherzustellen, dass die Studierenden einen Abschluss mit einem umfassenden Verständnis der Facetten des Gastgewerbes erwerben. Die EHL verfügt über verschiedene praktische Lernumgebungen, darunter obligatorische Praktika und Einrichtungen auf dem Campus (Schulungsrestaurants, Önologie-Kurse, Front-Desk-Workshops usw.), die durch zahlreiche Industrieprojekte ergänzt werden, die unsere Studentenschaft in Kontakt mit führenden Unternehmen des Gastgewerbes, des Luxussektors oder anderen dienstleistungsorientierten Branchen bringt. Zudem sind wir im Verband der Beherbergungsbetriebe der Schweiz (HotellerieSuisse) verwurzelt und haben weltweit führende Persönlichkeiten des Gastgewerbes in unserem Vorstand. Diese Verbindungen ermöglichen uns einen regelmäßigen Austausch und die Einbindung der Branche in die Gestaltung und Durchführung unserer Lehrpläne.

Wie erklären Sie sich die Tatsache, dass sehr viele Studierende der EHL nach Ihrem Abschluss die Branche (Hospitality) verlassen?

Das Phänomen, dass EHL-Alumni Karrieren außerhalb des traditionellen Gastgewerbes anstreben, lässt sich auf die vielseitigen Fähigkeiten zurückführen, die sie während ihres Studiums erwerben. Unsere verschiedenen Ausbildungen (von der Lehre bis zum Master-Abschluss, sowie Fach- und Führungskräfteausbildung) bereiten die Studierenden nicht nur auf eine erfolgreiche Karriere im Gastgewerbe vor, sondern vermitteln ihnen auch übertragbare Fähigkeiten in den Bereichen Management, Finanzen, Marketing und Unternehmertum.

Diese Fähigkeiten werden in verschiedenen Sektoren hochgeschätzt und nachgefragt und bieten den Absolventinnen und Absolventen die Flexibilität, verschiedene Karrierewege zu erkunden. Darüber hinaus stellen der anspruchsvolle Charakter des Gastgewerbes und das derzeitige Geschäftsmodell mit seinen langen Arbeitszeiten sowie dem hohen Druck eine zusätzliche Herausforderung für die Unternehmen des Gastgewerbes dar, um Spitzenkräfte zu rekrutieren.

Apropos Spitzenkräfte: Was zeichnet den (fast) perfekten Hotelier oder Hotelmanager aus Ihrer Sicht aus?

Ein (fast) perfekter Hotelier oder Hotelmanager verbindet betriebliches Fachwissen mit herausragenden menschlichen Fähigkeiten und strategischem Denken. Er oder sie muss ein tiefes Verständnis des Gastgewerbes haben, einschließlich Service Excellence, Ertragsmanagement und betrieblicher Effizienz. Ebenso wichtig sind Soft Skills wie menschenzentrierte Führung, Empathie und die Fähigkeit, die Bedürfnisse der Gäste vorauszusehen und auf sie einzugehen, um eine Kultur des außergewöhnlichen Service, der Integration und des Respekts zu fördern. In unserer sich schnell wandelnden Gesellschaft sind auch Anpassungsfähigkeit und Innovation von entscheidender Bedeutung, damit Hoteliers erfolgreich mit Branchentrends, neuen Technologien und veränderten Gästeerwartungen umgehen können.

Im Campus Lausanne der EHL studieren immer weniger Schweizer, besonders Studierende aus der Deutschschweiz. Warum?

Heute besteht unsere Studentenschaft zu fast 40 Prozent aus Schweizern. Eine Zahl, die in den letzten fünf Jahren konstant geblieben ist. Als Schweizer Bildungseinrichtung sind wir sehr stolz darauf, dass Studierende aus allen Regionen der Schweiz vertreten sind. Diese Vielfalt ist für die EHL von entscheidender Bedeutung, denn sie unterstreicht unser Engagement für eine tiefe Verwurzelung im Land. Sie werden nicht nur den globalen Gastgewerbesektor beeinflussen, sondern auch eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Schweizer Gastgewerbelandschaft spielen. Mehrere renommierte Hotels in der deutschsprachigen Schweiz werden derzeit von EHL-Absolventinnen und Absolventen geleitet. Beispiele dafür sind das Chedi Andermatt, das Gstaad Palace, das Badrutt’s Palace und das Kulm Hotel in St. Moritz, das La Reserve Eden au Lac und das Baur au Lac in Zürich, um nur einige zu nennen.

Einige Hoteliers können sich nicht genau vorstellen, was ein Dekan an der EHL konkret tut. Wie sieht Ihr Alltag in Lausanne aus?

Ich freue mich sehr auf diese neue Aufgabe an der EHL Hospitality Business School und bin entschlossen, ein akademisches Ökosystem zu fördern, in dem modernste erfahrungsbasierte Lerntechniken mit praktischen Geschäftskenntnissen und emotionaler Intelligenz zusammenkommen.

Aber was tun Sie als Dekan an der EHL?

Als Dekan spiele ich eine zentrale Rolle bei der Gestaltung des Bildungsangebots, indem ich die akademischen Programme der EHL Undergraduate und Graduate School, die Entwicklung des Lehrkörpers und die Lehrplaninnovation sowie die akademischen Partnerschaften mit anderen führenden Institutionen beaufsichtige. Zu meinem Tagesablauf gehören die strategische Planung, die Qualitätssicherung in Lehre und Studium sowie die Förderung von Partnerschaften mit der Industrie und der Wissenschaft, um sicherzustellen, dass das Angebot der Hochschule und die akademische Forschung relevant und auf dem neuesten Stand bleiben. Außerdem arbeite ich eng mit Studierenden, Mitarbeitenden und Fakultätsmitgliedern sowie Interessenvertretungen aus der Industrie zusammen, um die Ziele der Schule mit den sich entwickelnden Bedürfnissen des Gastgewerbes in Einklang zu bringen.

Die Branche leidet unter dem, was man Fachkräftemangel nennt. Ihr Lösungsansatz?

Die Bekämpfung des Fachkräftemangels im Gastgewerbe erfordert einen vielschichtigen Ansatz. Als weltweit beste Hotelfachschule trägt die EHL dazu bei, indem sie nicht nur Top-Führungskräfte für das Gastgewerbe ausbildet, sondern auch Wert auf lebenslanges Lernen und kontinuierliche berufliche Weiterentwicklung legt. Wir arbeiten eng mit der HotellerieSuisse und anderen Partnern aus der Branche zusammen, um Fach- und Führungskräfte auszubilden, die helfen können, diese Lücke zu schließen. Wie alle Akteure des Gastgewerbes sind auch wir bestrebt, das Bewusstsein für die vielfältigen und lohnenden Karrieremöglichkeiten im Gastgewerbe in der Schweiz und im Ausland zu schärfen.

Wer ist die Privatperson Achim Schmitt? Was tun Sie, wenn Sie nicht an der EHL arbeiten?

Mit einer Mischung aus deutschen und schweizerischen Wurzeln habe ich in eine große und gastfreundliche guatemaltekische Familie eingeheiratet, die mich mit dem lateinamerikanischen Lebensstil vertraut gemacht hat.

In meiner Freizeit treibe ich viel Sport, unternehme lange Wanderungen mit meinen beiden Riesenschnauzer-Hunden und genieße die Vielschichtigkeit eines guten Weins. Und jetzt möchte ich Ihnen etwas ganz Besonderes verraten: Meine Familie ist im Besitz einer deutschen Brauerei, deren Erbe bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht! Sie gilt als eine der ältesten Privatbrauereien der Welt, und glauben Sie mir, die Geschichten dahinter sind einfach unglaublich.

EHL-Campus Lausanne.

Darüber sprechen wir bei nächster Gelegenheit! Kommen wir zum Schluss: Welches sind in naher Zukunft die wichtigsten Projekte an der EHL, die Sie angehen und umsetzen wollen?

An der EHL arbeiten wir kontinuierlich an Projekten, die unser Bildungsangebot verbessern, Innovationen fördern und Herausforderungen der Branche angehen. In naher Zukunft werden wir die Reichweite und das Bildungsangebot an unseren drei Standorten in Lausanne, Passugg (bei Chur) und Singapur weiter ausbauen. Trotz der Herausforderungen durch die Pandemie haben wir 2021 erfolgreich unseren ersten internationalen Campus in Singapur eröffnet, der derzeit Bachelor-Studierende aufnimmt, die ein Austauschsemester in einer pulsierenden asiatischen Stadt absolvieren möchten. Darüber hinaus haben wir 2022 in Lausanne einen hochmodernen und umweltzertifizierten Campus mit beeindruckenden neuen Infrastrukturen auf 80 000 Quadratmetern eingeweiht. Darunter ein mit einem Michelin-Stern ausgezeichnetes Ausbildungsrestaurant namens Berceau des Sens (ein Erlebnis, für das es sich lohnt, den Röstigraben zu überqueren!) und zwölf weitere F&B-Lokale und Unterkünfte für 850 Personen.

EHL-Campus Passugg.

Diese Einrichtungen bieten uns eine solide Grundlage, und in den kommenden Jahren wollen wir diese Ressourcen nutzen, um ein innovatives Ökosystem für das Gastgewerbe zu schaffen, in dem Studierende aller Altersgruppen, Dozierende, Forschende, Start-ups und Industriepartner miteinander in Dialog treten und gemeinsam eine innovative und menschenzentrierte Zukunft für das globale Gastgewerbe gestalten können. Zudem sind wir ein „offener Campus“ und für jeden zugänglich.

EHL-Campus Singapur.

Wer ist Dr. Achim Schmitt?

Achim Schmitt, der an der Universität Genf promoviert und eine Habilitation der Universität Paris-Dauphine hat, ist 2013 als Professor für Strategisches Management an die EHL gekommen und war seit November 2014 für die Leitung der Graduierten- und Postgraduiertenprogramme der EHL verantwortlich. Seit Januar 2017 war er zudem stellvertretender Dekan für die Graduiertenprogramme, bevor er im Juli 2020 zum Dekan der Graduiertenschule ernannt wurde. Im Januar 2023 wurde Schmitt in das Executive Leadership Team der EHL berufen, welches die Aktivitäten der EHL-Gruppe beaufsichtigt. Während seiner Amtszeit hat er mehrere Master- und Executive-Programme der EHL erfolgreich konzipiert, eingeführt und durch globale akademische und unternehmerische Partnerschaften maßgeblich zur akademischen Entwicklung der Institution und ihrer Vorreiterrolle im Bereich Bildung, Hospitality und Business beigetragen.

Prof. Dr. Achim Schmitt.

„Dr. Schmitts Werdegang vom Unternehmensberater zu einem anerkannten Akademiker und Mitglied verschiedener Aufsichtsräte und Beiräte zeugt von seiner vielseitigen Expertise und Vision, die voll und ganz der Zukunft der EHL entspricht“, so die EHL.

Neben seiner akademischen Tätigkeit ist Dr. Schmitts strategischer Scharfsinn in der Privatwirtschaft sehr gefragt, wo er in zwei angesehenen Gremien sitzt: dem Academic Advisory Board der CEIBS Europe und dem Editorial Board von Long Range Planning. Seine Fähigkeit, sein Fachwissen in umsetzbare Erkenntnisse für den Geschäftserfolg zu übersetzen, ist bemerkenswert. Dr. Achim Schmitts Leidenschaft, sein Fachwissen und sein Engagement für akademische Spitzenleistungen machen ihn zu einer inspirierenden Führungspersönlichkeit an der EHL Graduate School.

Achims multikultureller Hintergrund mit deutschen und schweizerischen Wurzeln, kombiniert mit dem Eintauchen in die lebendige guatemaltekische Kultur durch seine Heirat, hat seine Ansichten geprägt und seine Perspektive bereichert. In seiner Freizeit tröstet er sich mit Hochleistungssport, unternimmt mit seinen geliebten Riesenschnauzer-Hunden Wanderungen und frönt dem Genuss edler Weine. Die deutsche Brauerei seiner Familie, die auf eine beeindruckende Geschichte zurückblicken kann, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht, bietet einen Schatz an fesselnden Geschichten, die er gerne weitergibt.

Über die EHL-Gruppe

Die EHL-Gruppe ist eine weltweite Referenzgrösse für Bildung, Innovation und Beratung im Hospitality- und Dienstleistungssektor. Mit ihrer Expertise, die bis ins Jahr 1893 zurückreicht, bietet die EHL Gruppe heute an drei Standorten in der Schweiz und in Singapur eine breite Palette an wegweisenden Bildungsprogrammen an. Darüber hinaus erbringt die EHL Gruppe Beratungs- und Zertifizierungsdienstleistungen für Unternehmen und Lernzentren auf der ganzen Welt.

www.ehlgroup.com

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